Opernsängerin Anna Netrebko ist in Luzern unerwünscht. Der Entscheid des SVP-Regierungsrats wird von SVPlern kritisiert – er selbst aber nicht.
Anna Netrebko Salzburger Osterfestspiele
Hier durfte sie singen: Anna Netrebko (l.) und Tareq Nazmi bei der Fotoprobe zur Oper «La Gioconda» im Rahmen der Salzburger Osterfestspiele am 18. März 2024. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • SVP-Regierungsrat Armin Hartmann hat das KKL aufgefordert, Anna Netrebko auszuladen.
  • Bei SVP-Politikern hat man kein Verständnis für das Vorgehen gegen die Putin-Freundin.
  • Trotzdem stellt man sich hinter Hartmann: «Man kann verschiedene Meinungen haben.»
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Die Star-Sopranistin Anna Netrebko darf am 1. Juni nicht im KKL Luzern singen. Die russisch-österreichische Opernsängerin polarisiere zu stark, teilen die Veranstalter mit: Netrebko gilt als Putin-Freundin.

«Aufgrund der zeitlichen und geografischen Nähe des Auftritts von Frau Netrebko zur Ukraine-Friedenskonferenz musste daher mit der Bedrohung der öffentlichen Ordnung gerechnet werden.»

Finden Sie es korrekt, dass Putin-Freundin Anna Netrebko nicht am KKL in Luzern auftreten kann?

Denn die Ukraine-Friedenskonferenz findet nur zwei Wochen später auf dem nahegelegenen Bürgenstock statt. Eine Einschätzung, die allerdings nicht allein vom KKL stammt, sondern vor allem von Stadt und Kanton Luzern.

Die Behörden haben ganz konkret dazu aufgefordert, das Konzert abzusagen. Auf Kantonsebene zuständig ist SVP-Regierungsrat Armin Hartmann – doch innerhalb seiner Partei zeigt man wenig Verständnis für den Entscheid.

«Gewissensprüfung für Kunstschaffende?»

Es sei schade, aber leider nicht überraschend, findet SVP-Nationalrat Roland Büchel: «Dass sich neben dem Sport immer mehr auch die Kultur und als Folge auch die Regional- und Lokalpolitik in diese Kontroverse hineinziehen lassen.» Falls tatsächlich eine vermeintliche Gesinnung fürs KKL ausschlaggebend gewesen sein sollte, «dann finde ich das nicht gut», sagt auch SVP-Nationalrätin und Luzernerin Vroni Thalmann-Bieri.

Vroni Thalmann-Bieri Franz Grüter
Wenig Verständnis für den Netrebko-Entscheid bei der Luzerner SVP: Nationalrätin Vroni Thalmann-Bieri und Nationalrat Franz Grüter. - keystone

«Es hätte ja ein Konzert werden sollen, nicht eine politische Veranstaltung. Menschen sollte man nicht einer vermeintlichen Gesinnung wegen verurteilen», so Thalmann-Bieri.

Klare Worte auch vom Leader der SVP-Deputation in der Aussenpolitischen Kommission, Mit-Luzerner und Nationalrat Franz Grüter: «Ich kann den Entscheid, dass Anna Netrebko im KKL nicht auftreten darf, nicht gutheissen.»

Anna Netrebko Neurussland Ukraine-Krieg
Opernsängerin Anna Netrebko und der prorussische Separatistenführer Oleh Zarjow posieren 2014 mit einer Flagge von «Neurussland» (die selbsternannten Republiken Donezk und Luhansk). - keystone

Auch Grüter sieht die Vermischung von Kunst und Politik kritisch. «Müssen denn Kunstschaffende neu eine Gewissensprüfung ablegen, bevor sie im KKL auftreten dürfen? Das darf nicht sein.» Das Argument, die Nähe zur Ukraine-Friedenskonferenz sei unter anderem ein Sicherheitsproblem, kann Grüter nicht nachvollziehen.

SVPler nehmen SVP-Regierungsrat in Schutz

Nur kommt diese Einschätzung wie erwähnt ja aus der eigenen Partei, von Regierungsrat Armin Hartmann. Doch von parteiinterner Kritik keine Spur: «Ich stehe hinter Regierungsrat Armin Hartmann», betont SVP-Nationalrat Lukas Reimann.

Franz Grüter geht davon aus, dass es sich um einen Entscheid der Gesamtregierung von Kanton und Stadt Luzern handelt. Somit müsse Regierungsrat Hartmann, als Mitglied einer Kollegialitätsbehörde, den Entscheid mittragen.

Davon geht auch Vroni Thalmann-Bieri aus. «Und wenn nicht, dann habe ich halt eine andere Meinung als er. Auch in der SVP kann man verschiedene Meinungen haben.»

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