Die politischen Kräfteverhältnisse verschieben sich nach links. SP-Wahlkampfleiterin Nadine Masshardt ist überzeugt, dass dieser Trend bis im Herbst anhält.
SP Nationalrätin Nadine Masshardt
Die Berner Nationalrätin Nadine Masshardt leitet den Wahlkampf der SP Schweiz. Für den Herbst setzt sie sich nach kantonalen Erfolgen hohe Ziele. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nicht nur die Grünen, auch die SP gewinnt bei kantonalen Wahlen.
  • Wahlkampfleiterin Nadine Masshardt sagt, wie die SP den Schwung in den Herbst nehmen will.
  • Die Nationalrätin erklärt, dass die Sozialdemokraten 20 Prozent Wähleranteil anstreben.

Neu stärkste Kraft in Basel-Land, Sitzgewinne in Luzern. Die SP gewinnt wieder Wahlen, obwohl auch die Grünen im Zuge der Klimastreiks reüssieren. Für den nationalen Urnengang im Herbst setzen sich die Genossen deshalb hohe Ziele. Wahlkampfchefin Nadine Masshardt verrät im Interview die SP-Strategie.

Nau.ch: Frau Masshardt, Ihre Parlamentarier rufen den Linksrutsch aus. Dabei gewinnen vor allem die Grünen.

Nadine Masshardt: Was aktuell passiert, ist nicht nur eine grüne Welle. Nach den Wahlen in Luzern und Baselland ist klar: Ein Linksrutsch geht durchs Land. Mit den Grünen zusammen gewinnen wir auf Kosten der Bürgerlichen. Und in Baselland sind wir zurück in der Regierung.

Nau.ch: Trotzdem führen Sie auch einen Kampf mit ihrem Bündnispartner. Dieser scheint noch besser in Form zu sein als Ihre Partei.

SP Nadine Masshardt
Nadine Masshardt, Wahlkampfleiterin der SP, will im Herbst «mindestens» 20 Prozent der Stimmen holen. - Keystone

Nadine Masshardt: Wir freuen uns mit den Grünen über jeden ihrer Sitzgewinne, der nicht voll auf unsere Kosten geht (lacht). Schliesslich ist es unser Ziel für den Herbst, gemeinsam die rechtsbürgerliche Mehrheit im Nationalrat zu brechen.

Fortschritt muss wieder möglich sein, was mit den Grünen als Partner natürlich gut geht. Die SP betreibt im Übrigen seit Jahren eine äusserst klimafreundliche Politik. Das dürfen wir künftig durchaus noch stärker betonen.

Nau.ch: Sie haben Glück: Rot-Grün profitiert von der Grosswetterlage. Es kommen wenige Flüchtlinge, präsent sind vor allem Klima-Diskussionen und hohe Krankenkassen-Prämien.

Nadine Masshardt: Diese Themen bereiten den Menschen zu Recht Sorgen. Seit dem Rechtsrutsch 2015 zeigt sich, dass die Bevölkerung genug hat von der bürgerlichen Abbaupolitik. Das Bundesgerichts-Urteil zu den zu tiefen Prämien-Verbilligungen hat gezeigt, dass wir auch in der Gesundheitspolitik auf dem richtigen Weg sind.

Nau.ch: Das heisst: Die SP setzt im anstehenden Wahlsommer voll auf das Thema Gesundheitskosten und ihre Initiative für tiefere Krankenkassenprämien.

Nadine Masshardt: Klar, da werden wir sicher dranbleiben. Und die Unterschriftensammlung ist auch bereits hervorragend angelaufen. Doch auch die Gleichstellungspolitik ist für uns seit jeher zentral. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf müssen endlich selbstverständlich sein.

SP Schweiz
Barbara Gysi, Vizepräsidentin der SP Schweiz (Mitte) bei der Lancierung der Prämien-Entlastungs-Initiative Ende Februar 2019. - Keystone

Nau.ch: Damit weichen Sie der Europa-Politik aus. Nach monatelangem Widerstand wegen Lohnschutz-Fragen setzen Sie sich nun für das EU-Rahmenabkommen ein. Sie haben einen Konflikt mit dem Gewerkschaftsflügel.

Nadine Masshardt: Keinesfalls. Die SP strebt weiterhin den Abschluss eines Rahmenabkommens an. Dieses soll stabile und vertiefte Beziehungen mit der EU sowie Rechtssicherheit und Mitsprache garantieren. Dabei muss der heutige Lohnschutz gewahrt werden.

Der Ball liegt nun beim Bundesrat, der noch zahlreiche offene Fragen klären muss. So oder so werden andere Themen in der Bevölkerung als dringender wahrgenommen. Die hohen Krankenkassenprämien und der Klimaschutz sind für unsere Wählerinnen und Wähler offensichtlich wichtiger als das Rahmenabkommen.

Nau.ch: Entscheidend dürfte im Oktober die Mobilisierung sein. Was haben Sie diesbezüglich für Aktionen geplant?

SP Wahlkampf telefon
Wie bereits 2015 will die SP mit potenziellen Wählern telefonieren und an der Türe klingeln. - Keystone

Nadine Masshardt: In Luzern und Baselland haben wir mit persönlichen Kontakten sehr positive Erfahrungen gemacht. Wie zuvor bereits in Zürich. Deshalb wird die SP auch schweizweit einen intensiven Tür-zu-Tür-Wahlkampf führen. Wir reden mit den Menschen, nicht über sie – ob am Telefon, am Märit oder an Podiumsgesprächen.

Nau.ch: Passen Sie nach den kantonalen Urnengängen auch ihr Wahlziel an?

Nadine Masshardt: Das übergeordnete Ziel ist klar: Die rechtsbürgerliche Mehrheit im Nationalrat muss fallen. Konkret streben wir einen schweizweiten Wähleranteil von mindestens 20 Prozent an. Dazu hoffen wir natürlich auf möglichst viele Sitzgewinne.

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