Noch immer ringen Gewerkschaften und Arbeitgeber um eine Lösung für den Umwandlungssatz. Dabei haben sie in ihrer gemeinsamen Pensionskasse bereits Fakten geschaffen.
Wann kommt der tiefere Umwandlungssatz?
Wann kommt der tiefere Umwandlungssatz? - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Noch immer streiten Gewerkschaften und Arbeitgeber über den Umwandlungssatz.
  • Dabei regelt eine Klausel im Reglement ihrer gemeinsamen Pensionskasse das Problem.

Die üppigen Renditen der Pensionskassen beleben die Debatte um den gesetzlichen Umwandlungssatz immer wieder. Trotzdem liegt bis heute keine mehrheitsfähige Reform zur Reduktion des gesetzlichen Umwandlungssatzes vor. Für die Höhe der Altersrente ist der Satz äusserst entscheidend. Denn er besagt, wie viel Prozent vom Vorsorgekapital als lebenslängliche Rente pro Jahr gezahlt wird.

Erst kurz vor Weihnachten gab Sozialminister Alain Berset (SP) bekannt, dass er zur Lösung des Problems auf Gewerkschaften und Wirtschaftsverbände baut. Eine offizielle Mitteilung, geschweige denn eine Einladung für ein erstes Treffen, haben die Sozialpartner jedoch noch nicht erhalten.

Kontrast zum Altersvorsorge-Prinzip

Inzwischen sollten sich Gewerkschaftler und Arbeitgeber aber einig sein, dass der heutige gesetzliche Satz von 6,8 Prozent unrealistisch hoch ist. Denn ihre gemeinsame Stiftung Auffangeinrichtung regelt das Problem ungewöhnlich transparent. In ihrem Reglement steht, dass die Risikobeiträge der Versicherten auch «zur Deckung des Pensionierungsverlustes» dienen.

Das bedeutet: Ein Teil der monatlichen Lohnbeiträge, die Erwerbstätige für das Risiko von Tod und Invalidität einzahlen, fliesst direkt zu den neuen Rentnern. Damit wird sichergestellt, dass Pensionierte bis zu ihrem Tod die Rente mit dem jetzigen Umwandlungssatz ausbezahlt erhalten.

Transparente Ungerechtigkeit

Ein klarer Widerspruch zum eigentlichen Prinzip der zweiten Säule, in der eigentlich jeder selber für seine Altersrente spart. Der renommierte Pensionskassenexperte Oliver Deprez bezeichnet gegenüber dem «Tagesanzeiger» die Regelung der Auffangeinrichtung als «unschön, aber unausweichlich». Sie habe keine andere Wahl, als zu hohe Risikobeiträge zu verlangen, um die gesetzlichen Rentenversprechen einzulösen. Genau deshalb sei die Reduktion des Umwandlungssatzes auch so wichtig.

Jorge Serra, Zentralsekretär der Gewerkschaft VPOD, steht hinter der fraglichen Klausel. Ohne diese «Behelfslösung» drohe der Auffangeinrichtung eine Unterdeckung und eine Sanierung. Sein Fazit: «Es bleibt eine Ungerechtigkeit, aber so wie wir das geregelt haben, ist sie wenigstens transparent.»

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