Santésuisse will dem Bund die Verantwortung für Spitäler geben. Das sagt Martin Landolt, Präsident des Krankenkassenverbandes, in einem Interview.
Der abtretende Mitte-Nationalrat Martin Landolt ist Verwaltungsratspräsident des Krankenkassenverbandes Santésuisse. (Archivbild)
Der abtretende Mitte-Nationalrat Martin Landolt ist Verwaltungsratspräsident des Krankenkassenverbandes Santésuisse. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA VALLE
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Das Wichtigste in Kürze

  • Santésuisse will Spitalverantwortung übergeben, um Kosten im Gesundheitswesen zu senken.
  • Martin Landolt plant Volksinitiative für nationale Spitalplanung und Zulassung von Ärzten.
  • Prämien steigen 2024 stark an, mehrere Akteure tragen zur Kostensteigerung bei.

Der Bund statt die Kantone sollen laut dem Präsidenten des Krankenkassenverbandes Santésuisse, Martin Landolt, für die Spitäler verantwortlich sein. Er will dazu eine Volksinitiative ausarbeiten lassen, wie er im Interview mit Tamedia vom Mittwoch sagte.

Die Kantone seien in einem «gigantischen Interessenkonflikt» gefangen, sagte Landolt im am Mittwoch publizierten Interview. Die Schweiz leiste sich dadurch «überteuerte und überflüssige» Spitäler, sagte er weiter. Dadurch würden die Kosten im Gesundheitswesen in die Höhe getrieben.

«Wenn top-down entschieden wird, ist die emotionale Nähe weg, und die Entscheide werden objektiver», sagte der abtretende Mitte-Nationalrat (GL) Landolt. Auch die Zulassung von Ärztinnen und Ärzten soll seiner Ansicht nach national geregelt werden.

Initiative soll kommen

Nächstes Jahr will Landolt zu seinem Vorschlag eine entsprechende Initiative ausarbeiten lassen. Dann wolle er Gespräche mit Parteispitzen, Verbänden und Interessengruppen führen.

Mit der Initiative soll einerseits die nationale Planung erreicht und andererseits «minimalen regionalen Bedürfnissen» Rechnung getragen werden. In einer nationalen Spitalplanung sieht Landolt zudem eine Lösung für den Fachkräftemangel. In der Summe bräuchte es weniger Personal, sagte er.

Im Interview betonte der Vertreter der Krankenkassen, dass diese nicht zur Kostensteigerung im Gesundheitswesen beitragen würden. Vielmehr würden sie sich für tiefere Prämien einsetzen.

Mehrere Akteure für Prämienschock verantwortlich

Für den Anstieg der Krankenkassenprämien um durchschnittlich 8,7 Prozent sind laut Landolt mehrere Akteure verantwortlich. «Es ist eine Kumulation verschiedener politischer Instanzen, die wenig Tatendrang zeigen», sagte er. Von Gesundheitsminister Alain Berset hätte sich Landolt zwischendurch ein Machtwort gewünscht.

Die Krankenkassenprämien steigen 2024 so stark wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Ausschlaggebend für die Prämienerhöhung sind die Kosten, wie das Bundesamt für Gesundheit am Dienstag mitteilte. Diese stiegen seit dem zweiten Halbjahr 2021 und besonders im Verlauf des Jahrs 2023 stärker als erwartet.

Mehr Arztbesuche und ambulante Spitalleistungen sowie mehr und teurere Medikamente verursachten den Schub. Die Prämieneinnahmen decken 2023 die Kosten von etwa 35 Milliarden Franken zulasten der Krankenkassen nicht. Das war schon 2022 der Fall.

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