Facebook-Filmli, Youtube-Morgenshows und Webserien: Schon heute gibt die SRG Vollgas im Netz. Mit der neuen Konzession soll sie diese Aktivitäten dank staatlichem Auftrag weiter ausbauen. Befürworter und Gegner der No Billag-Initiative warnen.

Sicher ist: Heikel ist die neuste Youtube-Offensive, weil die Grundlage dafür in der Konzession, dem Aufgabenheft der SRG, zumindest fragwürdig ist. Doch das soll sich ändern. Kurz vor Weihnachten schickte Medienministerin Doris Leuthard (CVP) die neue Konzession in die Vernehmlassung. In Artikel 11 will sie SRF & Co. dazu verpflichten, laufend neue Angebote für Facebook und Youtube zu produzieren. Im erläuternden Bericht des Bundesrats heisst es:

Der Aargauer Medienpolitiker sagt, «fragwürdige Youtube-Sendungen von SRF wie ‹Zwei am Morge›» würden sich heute in einem «rechtlich dunkelgrauen Bereich» bewegen, künftig wären sie «durch die Konzession explizit gefordert.» Die BDP wolle von SRF Inhalte für Radio und TV, der Umfang der Onlineaktivitäten habe sich aber zu beschränken. Eine «vorzeitige Aufnahme von Online-Aktivitäten» in die Konzession lehne die BDP ab.

Eine Szene aus der neuen SRF-Show «Zwei am Morge». Ist Youtube die Zukunft des medialen Service Public?
Eine Szene aus der neuen SRF-Show «Zwei am Morge». Ist Youtube die Zukunft des medialen Service Public? - Youtube

Rickli: «Trägt das zum Zusammenhalt des Landes bei?»

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die SRG setzt auf Youtube und Facebook zur Verbreitung ihrer Inhalte.
  • Damit bewege sie sich rechtlich «im dunkelgrauen Bereich», monieren Politiker.
  • Künftig soll die SRG via staatlicher Konzession verpflichtet sein, ihre Präsenz im Netz auszubauen.

Die Zahlen sind beeindruckend: Ende 2017 betrieb die SRG 108 Facebook-, 54 Twitter- und 32 Instagram-Accounts sowie 42 Youtube-Kanäle. Gut möglich, dass seither weitere dazu gekommen sind. Seit kurzem beackert die gebührenfinanzierte Anstalt Youtube mit der neuen Morgenshow «Zwei am Morge», die dreimal wöchentlich im Netz ausgestrahlt wird.

Die jungen Moderatoren rutschen dabei während des Weltcup-Rennens in Wengen einen Hang hinunter (SRF-Beschrieb: «De Rämsel gheit uf Pfrässi») oder unterhalten sich über Bitcoin - den neusten «Sh**». Zur Lancierung jubelte die SRG per Medienmitteilung: «Kaffee? Nein. Energydrink? Das war einmal! Ab heute wird die Jugend der Schweiz von ‹Zwei am Morge› geweckt.»

Leuthard will grünes Licht für Social Media

Stefano Semeria, Bereichsleiter Junge Zielgruppen bei SRF erklärte, es sei «an der Zeit, dass auch die Schweiz mit ‹Zwei am Morge› ihre erste eigene Morgenshow auf Youtube erhält». Nicht nur Manager der privaten Verleger reiben sich darob die Augen. Auch SRG-intern ist das neue Format umstritten, berichtete die «Aargauer Zeitung».

Medienministerin Doris Leuthard (CVP) will die SRG von deren Online-Fesseln befreien.
Medienministerin Doris Leuthard (CVP) will die SRG von deren Online-Fesseln befreien. - Keystone

«Die SRG soll neue Kommunikationsmöglichkeiten wie z.B. Plattformen (Social Media) nutzen und die spezifischen Möglichkeiten, die die unterschiedlichen konkreten Social-Media-Dienste (z.B. Facebook und Twitter) ermöglichen, kreativ ausloten. (..)»

Gegen «Persilschein für Online-Aktivitäten»: BDP-Nationalrat Bernhard Guhl.
Gegen «Persilschein für Online-Aktivitäten»: BDP-Nationalrat Bernhard Guhl. - Keystone

Diese Passage sorgt im Bundeshaus für rote Köpfe. BDP-Nationalrat Bernhard Guhl, der die No Billag-Initiative ablehnt, wettert: «Mit der neuen Konzession will der Bundesrat der SRG einen Persilschein für Online-Aktivitäten erteilen, die problemlos von privaten Anbietern übernommen werden können.»

Ärgert sich über «How i met your Schätzli» und Co.: SVP-Nationalrätin Natalie Rickli.
Ärgert sich über «How i met your Schätzli» und Co.: SVP-Nationalrätin Natalie Rickli. - Keystone

Auch SVP-Nationalrätin Natalie Rickli stört sich an den Web-Only-Formaten. Denn Online sei heute nicht Bestandteil der SRG-Konzession. «Der Bundesrat möchte dies der SRG nun mit der neuen Konzession in exstenso ermöglichen.» Doch Youtube-Shows und Webserien wie «How i met my Schätzli» gehörten nicht zum Service Public. Rickli fragt: «Trägt das zum Zusammenhalt des Landes bei, der Zwangsgebühren rechtfertigt…?»

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