Nach Ozempic werden auch die Kosten von zwei weiteren Abnehmspritzen von der Krankenkasse übernommen. Bürgerliche Politiker sind besorgt.
Die Nationalräte Mauro Tuena (SVP/ZH) und Lorenz Hess (Mitte/BE) zur Kostenübernahme bei Abnehmspritzen durch die Grundversicherung. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Krankenkassen übernehmen künftig die Kosten für eine weitere Abnehmspritze: Wegovy.
  • So soll Ozempic, wie ursprünglich gedacht, bei Diabetikern eingesetzt werden können.
  • Parlamentarier warnen aber: Ob die Rechnung aufgehe, sei eine Blackbox.
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Ein Problem gelöst, zwei neue geschaffen: So lautet die Bilanz von SVP-Nationalrat Mauro Tuena zum Entscheid des BAG, zwei Abnehmspritzen von der Grundversicherung vergüten zu lassen. Tuena, selbst Diabetiker, weiss natürlich: Das Diabetiker-Medikament Ozempic drohte zur Mangelware zu werden – weil es von Übergewichtigen weggehamstert wurde. Wenn Letztere nun auf die Konkurrenzprodukte Saxenda und Wegovy ausweichen können, entspannt sich die Lage für Erstere.

Kosten-Nutzen-Rechnung

Klar sei auch, dass Fettleibigkeit mit erhöhten Risiken einhergehe: Wiederum Diabetes, aber auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese seien immerhin zuvorderst mit dabei, wenn es um die Gesundheitskosten gehe ergänzt Mitte-Nationalrat Lorenz Hess. Ob die Rechnung aber aufgehe, sei wohl eine Blackbox, mutmasst Hess.

Krankenkassen Wegovy
Die Krankenkassen bezahlen seit März 2024 für die Abnehmspritze Wegovy.
Krankenkassen Wegovy
Wie Ozempic und Saxenda wird das Medikament mit einem Pen injiziert.
Krankenkassen Wegovy
Weil die Medikamente auch zum Abnehmen benutzt werden, fehlte das Mittel den Diabetikern zusehends.
Krankenkassen Wegovy
Nun dürfte sich die Situation für Diabetiker, die mit Ozempic behandelt werden, verbessern, so Gabriela Giacometti vom BAG.

Denn auch wenn Herz-Kreislauf-Erkrankungen teuer werden können, die Abnehmspritzen tun dies eben genau so. Die Schätzungen beginnen bei 100 Millionen Franken pro Jahr und gehen bis 300 Millionen. Also Beträge, die man gerade eben erst mit Massnahmenpaketen bei den Gesundheitskosten eingespart hat.

Immer mehr von der Krankenkasse – oder Leistungsabbau

Und diese werden nun den Prämienzahlern überbürdet. Die Kosten also als Problem Nummer eins, die falschen Anreize als Problem Nummer zwei: «Die Leute könnten jetzt denken, aha, okay, dann kann ich jetzt etwas mehr essen», warnt Tuena. «Ein bisschen mehr Dessert, alles das, was ungesund ist, die Krankenkasse übernimmt ja dann das Abnehm-Medikament.»

Krankenkassen bezahlen für die Abnehmspritze Wegovy – was halten Sie davon?

Ob der Entscheid spezifisch bei Saxenda und Wegovy nun richtig gewesen sei, mag Mitte-Nationalrat Lorenz Hess also nicht beurteilen. Ganz grundsätzlich sei das Problem aber halt schon, das der Leistungskatalog einmal mehr ausgedehnt werde. «In den letzten Jahrzehnten ist immer wieder mal etwas dazugekommen und das verursacht Kosten. Und steigende Kosten verursachen im Herbst die höheren Prämien.»

Aktuell liefen aber auch Bestrebungen, in die gegenteilige Richtung zu gehen. «Indem man sagt: Müssten wir nicht einmal wieder über den Leistungskatalog gehen und ein wenig abbauen.»

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