Die CVP-Spitze fordert ein Kopftuchverbot an Schulen – und löst damit einen Sturm der Entrüstung in türkischen Medien aus. Gegenüber Nau wirft Partei-Chef Gerhard Pfister den Türken vor, einiges nicht verstanden zu haben.
Die Vorwürfe aus der Türkei können nur im Unwissen um demokratische Werte entstanden sein, glaubt CVP-Chef Gerhard Pfister.
Die Vorwürfe aus der Türkei können nur im Unwissen um demokratische Werte entstanden sein, glaubt CVP-Chef Gerhard Pfister. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Türkische Medien greifen die CVP wegen ihrer Forderung nach einem Kopftuchverbot an Schulen an.
  • CVP-Chef Gerhard Pfister wird deutlich: Eine sachliche Diskussion, mit freier Meinungsäusserung, sehe anders aus.

Wegen der Gleichstellung von Mädchen und Jungen und zugunsten einer besseren Integration: Nach Meinung der CVP braucht es dazu ein Kopftuchverbot an Schulen. Nach der Meinung Erdogan-naher, türkischer Medien ist das reine Islamfeindlichkeit, skandalös und ein Beispiel dessen, was man im Westen unter Freiheit verstehe (Nau berichtete).

Blutspritzer und Demokratie

Teilweise sind die Artikel in den türkischen Zeitungen drastisch bebildert – mit Blutspritzern und Schlagzeilen wie «Islamophobie, Vollgas!». Das kommt beim CVP-Chef Gerhard Pfister schlecht an: «Die müssen halt zur Kenntnis nehmen, dass wir eine demokratische Gesellschaft sind und Meinungen frei äussern können.»

Und wohl auch, dass die CVP nicht die Schweiz ist, sondern eine von vielen Parteien. Mühe bereite den Türken offenbar auch ein anderer Aspekt, stellt Pfister gegenüber Nau fest: «Der Wert unserer Demokratie besteht darin, dass man sachlich diskutieren kann, ohne solche Bilder zu brauchen.»

Nichts gegen den Islam

Mit Islamfeindlichkeit habe die CVP-Position nichts zu tun, betont Partei-Vize Ida Glanzmann gegenüber Nau: «Die Religionsfreiheit ist garantiert. Was wir aber nicht akzeptieren, ist der Fundamentalismus.» Ähnlich tönt es bei Pfister: «Wir haben nichts gegen den Islam, aber gegen die Verletzung von Menschenrechten und gegen Terrorismus», meint er vieldeutig.

Ida Glanzmann
Mitte-Nationalrätin Ida Glanzmann-Hunkeler (LU). (Archivbild) - Keystone

Immerhin sei aber die harsche Reaktion aus Sicht des Islams nachvollziehbar, findet Ida Glanzmann: «Wir würden uns auch für unsere Kultur einsetzen. Allerdings wäre dies in vielen Ländern nicht möglich.» Oder offenbar zumindest nicht ohne blutige Bilder.

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