Die Jungpartei hat einen neuen Vorschlag zur Elternzeit gemacht. Nicht mutig genug, findet die Kommission für Familienfragen – aber dennoch besser als nichts.
Elternzeit
Die Junge Mitte hat einen Vorschlag zur Elternzeit vorgestellt. - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Mindestens 20 Wochen Elternzeit, lautet der Vorschlag der Jungen Mitte.
  • Dabei soll der fixe Anteil des Vaters mindestens 20 Prozent der Zeit ausmachen.
  • Ein Kompromiss gegenüber ihrem Vorschlag sei es nicht, so die zuständige Bundeskommission.
Ad

Die Schweiz ist das einzige europäische Land, das keine geregelte Elternzeit hat. Im Parlament stand die Thematik schon öfter zur Diskussion – viel geändert hat sich in den letzten Jahren aber nicht.

Die Junge Mitte will das Thema wieder auf den Tisch bringen: Am Dienstag hielt die Jungpartei eine Pressekonferenz ab. Elternzeit gehöre zu «einer modernen Familienpolitik» und «ist elementar für die Gleichstellung und bietet zudem einen volkswirtschaftlichen Nutzen».

Parlament soll tragfähige Lösung finden

Auch der Bevölkerung ist das Thema ein Anliegen: Laut einer Umfrage von Sotomo im Auftrag der Jungpartei stehen 57 Prozent der Stimmbevölkerung einem Ausbau der Elternzeit positiv gegenüber.

In verschiedenen Kantonen werden in den kommenden Wochen Standesinitiativen zur Einführung «einer angemessenen und wirtschaftsfreundlichen Elternzeit, die national organisiert ist», eingereicht.

Nach Angaben der Jungen Mitte stellen sie gewisse Anforderungen, lassen dem nationalen Parlament aber genügend Spielraum, um eine tragfähige Lösung zu finden.

Junge mitte
Die Junge Mitte setzt sich für eine wirtschaftsfreundliche Elternzeit ein. - Keystone

Im Gegensatz zu bisherigen Vorschlägen auf kantonaler Ebene, fixiert sich Die Junge Mitte nicht auf konkrete Wochenvorgaben. Ihre Skizze sieht so aus: Insgesamt beträgt die Elternzeit mindestens 20 Wochen. Dabei darf der fixe Elternteil der Mutter nicht kürzer als die aktuellen 14 Wochen Mutterschaftsurlaub sein. Mindestens 20 Prozent der gesamten Elternzeit soll der fixe Anteil des Vaters ausmachen.

Derzeit sind 87,5 Prozent für die Mutter und 12,5 Prozent für den Vater vorgesehen. Durch eine flexible Elternzeit könne die Erwerbsquote der Frau gesteigert und ihre Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt verringert werden.

EKFF schlägt 22 zusätzliche Wochen Elternzeit vor

Nadine Hoch, Leiterin des wissenschaftlichen Sekretariats der Eidgenössischen Kommission für Familienfragen (EKFF) sagt gegenüber Nau.ch: «Alles, was mehr ist als heute, ist eine Verbesserung!»

Ein Kompromiss gegenüber ihrem Modellvorschlag sei das allerdings nicht. «Es sind ja nur 4 Wochen mehr als heute. Die EKFF schlägt 22 zusätzliche Wochen vor.»

Sie sei etwas enttäuscht über die «Mutlosigkeit des Vorschlags. Doch es passe zur Schweizer Politik der kleinen Schritte. «Im vorletzte Woche veröffentlichten Familienbarometer von ‹Pro Familia› und ‹Pax› sind 60 Prozent der befragten Eltern der Meinung, dass die heutigen Elternurlaube zu kurz sind. Da helfen auch die zusätzlichen 4 Wochen nicht!»

Pro Juventute Coronavirus
Das Logo von Pro Juventute. (Symbolbild) - Keystone

Auch «Pro Juventute» befürwortet die Einführung der Elternzeit. «Für uns steht das Wohlbefinden des Kindes im Zentrum. Es hat indirekte und direkte Auswirkungen auf die Gesundheit eines Kindes, wenn es genügend Zeit mit seinen Eltern verbringen kann», sagt Lulzana Musliu, Leiterin Politik und Medien, auf Anfrage.

Befürworten Sie die Einführung einer Elternzeit?

Die Stiftung begrüsse, dass es nun Vorschläge gebe, die parteiübergreifend und mit Fachorganisationen diskutiert werden sollen.

Auf eine feste Anzahl Wochen wolle sich «Pro Juventute» ohne diese Gespräche noch nicht festlegen. «Die Wirtschaft ist bereits einen Schritt weiter als die Politik. Viele Firmen werben bereits mit Elternzeit, die über die gesetzlichen Vorschriften hinausgeht, um in Zeiten von Fachkräftemangel Personal zu gewinnen.» Das zeige, dass die Einführung der Elternzeit auch ein Anliegen der breiten Bevölkerung sei.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

GleichstellungArbeitsmarktParlamentMutterVater