Mit einem Dutzend Massnahmen will der Bundesrat den Anstieg der Gesundheitskosten dämpfen. Dagegen formiert sich breiter Widerstand aus Ärzten, Apothekern, Konsumentenvertretern und der Pharma. Und das noch bevor die Vernehmlassung überhaupt begonnen hat.
Alain Berset wird von diversen Verbänden für seine Sparpläne kritisiert.
Alain Berset wird von diversen Verbänden für seine Sparpläne kritisiert. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine breite Allianz kritisiert die Sparpläne von Bundesrat Berset für das Gesundheitswesen.
  • Ärzte, Pharma und Konsumentenvertreter wehren sich gegen die Einführung eines Referenzpreissystems.
  • Bei diesem wird von der Krankenkasse nur das billigste Generikum vergütet, die Differenz bezahlt der Patient.

38 Vorschläge hat eine international zusammengesetzte Expertengruppe im Auftrag des Bundesrats ausgearbeitet. Ziel: Den Kostenanstieg im Gesundheitswesen zu bremsen. In einem ersten Paket sollen nun die Kostenkontrolle und die Tarifregelung verbessert, im Gesetz ein Experimentierartikel eingefügt und bei Arzneimitteln ein Referenzpreissystem eingeführt werden.

FMH, Konsumentenforum, Pharma: «Fühlen uns hintergangen»

Gesundheitsminister Alain Berset hat zwar den Segen des Gesamtbundesrats, aber wird von Verbänden «aufs Schärfste» kritisiert. Nicht weniger als 5 Pharma-Verbände, der Ärzte-Dachverband FMH, Apotheker, Gesundheitsfachleute und das Konsumentenforum haben sich in der Allianz «Nein zu Referenzpreisen bei Medikamenten» zusammengeschlossen.

Denn dieser Punkt im Massnahmenkatalog sei absolut inakzeptabel, sagt Axel Müller, Geschäftsführer des Verbands Intergenerika. Nachdem man monatelang mit Fakten und Erfahrungen aus dem Ausland Argumente dagegen eingebracht habe, fühle man sich vom Bundesrat hintergangen.

Alibiübung des beratungsresistenten Bundesrats

Die Ärzte- und Pharma-Lobby ist sichtlich verärgert. «Der Bundesrat scheint beratungsresistent zu sein und die Konsultationen waren wohl nur Alibiübungen», ereifert sich Müller. Mit dem Referenzpreissystem vergütet die Krankenkasse jeweils nur den Preis des aktuell günstigsten Generikums. Wer ein anderes Produkt oder das Original wählt, zahlt drauf.

Die Leidtragenden seien ausgerechnet die Patienten, insbesondere die sozial schwächeren Bevölkerungsgruppen. Wer es sich nicht leisten könne, werde zum andauernden Wechsel auf das billigste Präparat gezwungen. Weil Dosierung, Verträglichkeit und so weiter ebenfalls ändern könne, entstehe ein in der Medizin bestens bekanntes Problem: unerwünschte Nebenwirkungen.

Unsozialer Berset

«Sozialdemokrat Berset brüskiert Patienten mit unsozialer Forderung», lautet deshalb die Bilanz der Allianz. Es gebe genügend andere, brachliegende Sparpotenziale im Gesundheitswesen. Dort bewege sich aber wenig.

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