«Falschsitzer» in der 1. Klasse: Das fordern Schweizer Politiker
Permanent muss das Zugpersonal Reisende aus der 1. in die 2. Klasse verweisen. Im Parlament kennt man das Problem – sieht aber unterschiedliche Lösungsansätze.

Das Wichtigste in Kürze
- Regelmässig setzen sich Fahrgäste mit Zweitklass-Billett in die 1. Klasse.
- Das fällt auch Politikerinnen und Politikern auf.
- Sie loben das Zugpersonal, sehen aber unterschiedliche Lösungsansätze.
Pendler, zum Beispiel auf der Strecke Bern-Zürich, kennen es bestens: Mitten auf der Fahrt stehen die einen wieder auf. Weil sie mit einem Zweitklass-Ticket fälschlicherweise in der ersten Klasse sitzen. Und das erst merken, wenn es der Kontrolleur sagt.
«Es hat praktisch jeden Tag so einen Fall», bestätigt der Schaffhauser SVP-Nationalrat Thomas Hurter. Auch Grünliberalen-Präsident Jürg Grossen hat das schon beobachtet: «Es sind meistens Touristen, oft dann noch mit viel Gepäck, die dann während der Fahrt aufstehen und wechseln müssen.»

Im Gegensatz zu Hurter sitzt der Frutiger Grossen im Zug Richtung Berner Oberland. Im Gegensatz zu den Touristen haben die beiden aber ein gültiges Billett: Parlamentarier erhalten vom Bund ein 1.-Klasse-GA.
Braucht es mehr 1.-Klasse-Beschilderung?
So auch die Zürcher Nationalrätin Min Li Marti, die beobachtet hat: «Es sind wohl vor allem Touristen aus Ländern, wo man weniger Zug fährt.» Insofern, da sind sich alle einig, mache es auch Sinn, wenn das Zugpersonal kulant ist und umplatziert statt büsst.
«Da wären wir ja auch froh als Touristen im Ausland», meint Grossen. Und Hurter stellt fest: «Die Kondukteure machen das sehr gut, erklären das Problem und das wird dann auch akzeptiert.»

Nur: Ginge das auch einfacher, indem man die Touris nicht zuerst reinrasseln lässt? Hier ist dann Schluss mit der überparteilichen Einigkeit.
«Es muss klar besser angeschrieben werden», fordert etwa GLP-Präsident Grossen. «Zum Beispiel gross auf der Türe, ‹Achtung, reisen hier nur mit gültigem 1. Klasse-Ticket›, in mehreren Sprachen.»
Andere Sitzfarbe – wie früher im Raucherabteil
Mehr Schilder wären nicht nötig, findet aber SPlerin Marti: «Die Signalisation dünkt mich eigentlich gut.» Auch der die gleiche Strecke fahrende SVPler Hurter winkt ab: «Nein, das wäre ein übertriebener Aufwand.»
Marti favorisiert derweil andere Ansätze – zum Teil auch noch aufwändigere. Aber vorschlagen kann man ja mal. Zum Beispiel die Tickets grösser anschreiben oder schon am Schalter die ausländischen Zug-Anfänger darauf hinweisen.

«Oder die Sitzfarbe anders gestalten, wie man das früher auch mit den Raucher- und Nichtraucher-Abteilen hatte.» Generation X und Y erinnern sich: Früher waren die Sitze in der einen Wagenhälfte grün für Nichtraucher und in der anderen rot für Raucher. Für den Fall, dass man es nicht schon am Geruch gemerkt hätte, in welcher Zone man sich befand.
Deutlich weniger kostspielig wäre wohl Martis letzte Idee: «Zu Beginn der Fahrt könnte man auch eine Durchsage machen. So, wie es schon wegen der Koffer auf den Sitzen gemacht wird.» Falsch sitzende Touristen sind schliesslich mindestens so wichtig wie Sitzplatz-versperrende Gepäckstücke.