Applaus für die langweiligsten 2 Minuten der Nationalratspräsidentin
Nationalratspräsidentin Isabelle Moret brillierte zum Schluss der Session als Sitzungsleiterin. Dafür gab es sogar Szenenapplaus aus dem Saal.
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Das Wichtigste in Kürze
- Nationalratspräsidentin Isabelle Moret erntet am letzten Sessionstag Applaus.
- Dabei waren ihre Ausführungen nicht einmal besonders interessant.
- Doch wie sie die Auflistung von zig Gesetzesartikeln runterrasselte, beeindruckte im Saal.
Nationalratspräsidentin Isabelle Moret hat sich mit der Art und Weise, wie sie die Sitzungen leitet, nicht nur beliebt gemacht. Ihre Ermahnungen zur Ruhe im Saal mit einem lauten «Schhh» nervten die Ratsmitglieder zunehmend. Etwas unglücklich agierte sie, als sie Bundesrat Alain Berset dereinst vergass, das Wort zu erteilen, und dieser eine unfreiwillige Schweigeminute einlegte. Auch die Glocke zur Eröffnung der Sitzung ging schon verloren – doch heute gab es für Moret sogar Applaus für ihre Parforceleistung.
Zwei Minuten juristischer Poetry-Slam
Das Traktandum hiess «Polizeiliche Massnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus» und hätte eigentlich bereits am Vorabend verabschiedet werden sollen. Wohl unter dem Eindruck, sich beeilen zu müssen, verlas Moret die nicht mehr bestrittenen Gesetzesartikel im Schnellzugstempo. So weit, so normal.

Nur kam da einiges zusammen. Zum zusätzlichen Schwierigkeitsgrad bei trug, dass viele neue Gesetzesartikel eingeschoben worden waren. Wie bei Hausnummern erhalten diese eine mit Buchstabe ergänzte Zahl – das Alphabet reichte kaum noch aus. Die Zungenbrecher waren kein Problem für Moret, im Gegenteil: Sie schien sogar je länger je schneller zu sprechen.
Isabelle Moret voll in Fahrt
Sei es «Artikel 29a; 29b; Ziffer 2 bis 13 und Ziffer römisch Zwei». Oder eben «Ziffer 1 Artikel 23r; 24a Absatz 7, 9; 24c Absatz 1 Buchstabe a, 5». Moret hatte einen Lauf, liess sich kaum mehr bremsen und hätte beinahe vergessen, dass zwischendurch auch noch die Ratssekretärin zu Wort kommen sollte.
Obwohl mit Überlänge – rund zwei Minuten französisches Stakkato – hatte ihr ihr Publikum offenbar aufmerksam zugehört. Applaus brandete der Nationalratspräsidentin entgegen, als sie zugunsten der protokollarisch vorgesehenen Deutsch-Übersetzung durch die Ratssekretärin eine Pause einlegte. Diese zog sich sowohl elegant wie effizient aus der Affäre und verwies einfach auf das von Moret soeben Gesagte. Eine zweite Schnellsprech-Performance blieb dem Nationalrat verwehrt – aber Moret wäre eh nicht zu toppen gewesen.