Spätwerk der Doobie Brothers zeugt von Harmonie
Schon 1982 hatten die Doobie Brothers ihre Abschiedstour gespielt. Mehr als 30 Jahre später sind die Rocker immer noch aktiv. Jetzt erscheint ein neues Album.

Die Doobie Brothers gehen heutzutage viel entspannter und offener ins Studio als in der Blütezeit der Band in den Siebzigern und frühen Achtzigern. «Alles ist erlaubt, wir haben da keine festen Vorstellungen», sagte der Sänger und Keyboarder Michael McDonald im Interview der Nachrichtenagentur DPA in London. «Früher hätten wir das vielleicht anders gemacht, als wir alle noch mehr mit Testosteron zu kämpfen hatten als heute», schmunzelte er.
«Walk This Road» heisst das neue Album der Doobie Brothers, das einen Meilenstein markiert. Nach über 50 Jahren Bandgeschichte ist es nämlich die erste Platte, die Tom Johnston (76), Pat Simmons (76), John McFee (74) und Michael McDonald (73) gemeinsam als Band aufgenommen haben. Oft wechselte die Besetzung. Gastauftritte und Tourneen gab es gelegentlich, aber nie waren die vier langjährigen Doobies zusammen als vollwertige Bandmitglieder im Studio – bis jetzt.
Wegen unterschiedlicher musikalischer Vorstellungen von Gitarrist und Sänger Tom Johnston und dem später dazugekommen McDonald hatten die beiden nie langfristig zusammengearbeitet. Johnston stand für den klassischen Rock-'n'-Roll-Sound mit Blues und Boogie und für Hits wie «Long Train Runnin'». Später verhalf McDonald der Band mit soulvollem Pop und R-'n'-B-Einflüssen zu Megahits wie «What A Fool Believes».
Mittlerweile sind sich die Doobie Brothers einig, dass die Vielseitigkeit eine ihrer Stärken ist. Das zeigte sich auch auf der gerade absolvierten Tournee zum 50-jährigen Jubiläum, für die Michael McDonald als festes Mitglied zurückkehrte. «Jetzt können wir alle Seiten der Band zeigen, und das ist ziemlich cool», freute sich Johnston. «Es gibt keine Kehrseite.»
Für das neue Album galt dasselbe, obwohl die Mitglieder die Songs meist getrennt voneinander mit Erfolgsproduzent John Shanks (Bon Jovi, Take That) schrieben. «Wir suchen uns die Lieder raus, die am besten zur Band passen», sagt McDonald, «von denen wir denken, dass wir sie als Band gut rüberbringen können und sie die Doobie Brothers repräsentieren.»
Songs nach Schicksalsschlag geschrieben
Das funktionierte für die neue LP bestens. Höhepunkte sind der mitreissende und von Simmons gesungene Southern-Rocker «Angels & Mercy» oder das soulige «Learn To Let Go» – mit McDonalds unverkennbarer Stimme, die im Alter von 73 Jahren noch immer kraftvoll und warm klingt.
Einige Songs hatte McDonald schon vor Jahren geschrieben, um einen Schicksalsschlag zu verarbeiten. 2005 war sein Freund, der Doobies-Schlagzeuger Keith Knudsen, gestorben. «Das hat mich total aus der Bahn geworfen», erinnerte sich der Sänger. «Das war ein schwerer Verlust für mich, die Familie und die ganze Band.» So habe er angefangen zu schreiben.
Das beste Beispiel für die heute herrschende Harmonie bei den Doobie Brothers ist übrigens der gut gelaunte Titelsong mit Soullegende Mavis Staples. Denn den singen Tom Johnston, Pat Simmons und Michael McDonald zusammen.
Die verschiedenen Stilrichtungen harmonieren so gut miteinander wie die Bandmitglieder. «Walk This Road» vereint die Qualitäten so unterschiedlicher Albumklassiker wie «The Captain And Me» und «Minute By Minute» scheinbar mühelos – ein wunderbares Spätwerk der Doobie Brothers.