Nach herben Rückschlägen in der Corona-Krise will Deutschlands Fastfood-Branche ihre Auto-Abholschalter ausbauen, um seine Kundschaft bei der Stange zu halten.
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Nach herben Rückschlägen in der Corona-Pandemie will Deutschlands Fastfood-Branche ihre Auto-Abholschalter ausbauen. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Durch die Corona-Pandemie erlebten Drive-ins eine Renaissance.
  • Die Autoschalter halfen Fastfood-Konzernen wie KFC und Burger King durch die Krise.
  • In Zukunft werden die Gastroriesen ihren Quick-Service noch weiter ausbauen.

Ein Wort hören Vertreter der Fastfood-Branche gar nicht gern: Fastfood. Stattdessen sprechen sie von «Quick Service» – eine schnelle und unkomplizierte Dienstleistung also. Die Gastrosparte leidet unter der Corona-Krise. Nun steuert sie um.

Während das klassische Restaurantgeschäft mit Wartezeiten an der Theke einbrach, zog der Verkauf über «Drive-ins» oder «Drive-Thrus» an.

Drive-in-Filialen retten Burger King...

Bei Burger King lag der Autoanteil am Gesamtumsatz vor Corona bei einem Drittel. Im Sommer stieg er auf mehr als 45 Prozent. Beim Marktführer McDonald's kletterte der Autoanteil im Frühjahr von 30 auf 50 Prozent bezogen auf den Umsatz der Drive-in-Filialen.

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Burger King profitiert von seinen Drive-ins. - dpa-infocom GmbH

Immer mehr Kundinnen und Kunden wollten eine Essensübergabe, ohne ins Lokal zu gehen, sagt der Burger-King-Deutschland-Chef Cornelius Everke. «Die Drive-in-Filialen haben uns sehr geholfen, einen Weg durch die Krise zu finden.» Im November wurden sogar gut zwei Drittel der Speisen am Pkw-Schalter mitgenommen, der Rest entfiel auf Abholung und Lieferdienste. Der hohe November-Anteil liegt aber auch daran, dass der Verzehr im Lokal wegen Corona-Massnahmen derzeit wegfällt.

... wie auch KFC

Konkurrent Kentucky Fried Chicken (KFC) vermeldete ebenfalls einen Anstieg des Drive-in-Umsatzanteils. Die 27 Prozent vor der Pandemie kletterten im Sommer auf etwa 65 Prozent – im November sind es 85 Prozent. «Die Krise hat uns erwischt», so Marco Schepers. «Die Umsätze sind in Coronazeiten zunächst runtergegangen, aber das Drive-in hat uns gepusht», erklärt der Chef von KFC-Deutschland weiter.

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Autos stehen vor dem Drive-In Autoschalter einer Filiale der Fastfood Kette Kentucky Fried Chicken in Düsseldorf. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa - dpa-infocom GmbH

Von 174 Restaurants haben 110 einen Autoschalter. «Wir konnten schnell umsteuern auf andere Vertriebswege abseits des klassischen Thekengeschäfts, das hat uns geholfen», so Schepers. KFC baute seinen Lieferdienst aus: Anfang des Jahres waren hauseigene Boten für 20 KFC-Lokale unterwegs, nun sind es mehr als 60. In 40 weiteren Restaurants übernimmt Lieferando den Bringservice.

Die Renaissance der Drive-ins

Experten sehen die Branche im Umbruch. Die Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher habe sich radikal geändert, sagt Boris Tomic vom Branchenmagazin «foodservice». «Die verpackten, gut mitnehmbaren oder lieferbaren Speisen sind ein grosser Vorteil gegenüber Bedienrestaurants», sagt der Fachmann. «Und die Drive-ins sind eine weitere Trumpfkarte im Werben um die Kundengunst.»

Nach Zahlen des Marktforschungsunternehmens npdgroup sind die Fastfood-Ketten in Coronazeiten mit einem blauen Auge davongekommen. «Im September nahm die gesamte Gastronomie in Deutschland ein Viertel weniger ein als im Vorjahr», sagt der Marktforscher Jochen Pinsker. «Beim Quick Service waren es hingegen nur minus 11 Prozent». Mit Quick Service sind alle Lokale und Verkaufspunkte gemeint, bei denen Essen zum Mitnehmen ein wesentlicher Faktor ist.

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Durch die Corona-Krise erleben Drive-ins eine Renaissance. - Keystone

Jahrelang waren die Autoschalter für die US-Ketten in Deutschland eher eine Pflichtaufgabe. «Die junge Generation hat heutzutage häufig gar kein Auto mehr, daher war die Nachfrage mitunter eher mässig», sagt Pinsker.

Die Corona-Krise habe das geändert, wie er weiter erklärt. Nun wollten viele Verbraucher gar nicht mehr ins Restaurant und seien daher dankbar für die Abholmöglichkeit am Autofenster: «Die Menschen fühlen sich nun besser, wenn sie mit dem Pkw unterwegs sind», so Pinsker. «Das Drive-in erlebt eine Renaissance, die auch nach Corona weitergehen wird.»

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