Drei Jahre ist es her, dass der bis dato dienstälteste Ermittler im deutschen Fernseh-Krimi-Kosmos seinen Hut nahm: 2016 war Michael Ande zum letzten Mal als Dauerassistent in «Der Alte» zu sehen. Jetzt wird er 75 - und es ist noch ruhiger um ihn geworden.
Der Schauspieler Michael Ande als Kommissar Gerd Heymann (2015). Foto: Ursula Düren
Der Schauspieler Michael Ande als Kommissar Gerd Heymann (2015). Foto: Ursula Düren - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Fast vier Jahrzehnte lang war er für den «Alten» was Harry für «Derrick» war: der ewige Zweite, der Dauer-Assistent.

Dann machte Michael Ande 2016 Schluss.

Vor mehr als drei Jahren lief die letzte Folge mit ihm als Kriminalkommissar Gerd Heymann in der ZDF-Krimiserie «Der Alte». Es war das Ende einer Ära.

Die Folge hiess damals «Paradiesvogel», ein Titel, der zu dem zurückhaltenden Ande in etwa so gut passt wie die Beschreibung «düster» zum Münster-«Tatort». Seither ist es noch ruhiger geworden um den Schauspieler. «Er hat sich eigentlich komplett zurückgezogen», sagt eine Sprecherin seiner Agentur auf Anfrage. Am heutigen 5. Oktober wird Ande 75. Nach seinem Fernseh-Ausstieg hatte er angekündigt, sich nun mehr Zeit nehmen zu wollen für Familie und Freunde. «Und ich kann meinen Hobbys nachgehen: Fotografieren, an meinem ollen Cabrio schrauben und mein Italienisch verbessern.»

Für die ZDF-Serie war Andes Aus allerdings ein heftiger Einschnitt, schliesslich war er von Anfang an dabei. Am 11. April 1977 trat er seinen Dienst in der Münchner Mordkommission II an - damals noch jugendlich gelockt. Zuletzt war er ergraut, hatte es zum dienstältesten Fernsehermittler im deutschen Krimi-Kosmos geschafft - und war sogar fast 20 Jahre älter als der aktuelle «Alte», Jan-Gregor Kremp als Hauptkommissar Richard Voss.

Kremp war bereits der vierte «Alte», dem Ande als Assistent treu zur Seite stand - der wohl bekannteste von ihnen, Kriminalhauptkommissar Leo Kress (gespielt von Rolf Schimpf) ging schon zehn Jahre vor seinem Assistenten in den Ruhestand.

Obwohl die Assistenten-Rolle seine wohl bekannteste war, Andes Karriere war vielfältiger - und fing sehr viel früher an. Denn Ande war ein Kinderstar. Erst spielte der Oberbayer in der «Kinderstunde» des Bayerischen Rundfunks, schon als Elfjähriger bekam er die Hauptrolle in der deutsch-französischen Koproduktion «Marianne - meine Jugendliebe». Filmengagements an der Seite von Ruth Leuwerik in «Die Trappfamilie» oder «Ferien in Tirol» folgten.

Später war er als Dick Tipton in «Der kleine Lord» im Fernsehen zu sehen. Der internationale Durchbruch gelang ihm 1966 als Jim Hawkins in dem ZDF-Vierteiler «Die Schatzinsel» nach dem Roman von Robert Louis Stevenson, der in zahlreichen Ländern lief, selbst in Kanada. Ausserdem lieh Ande Hollywood-Grössen wie Sylvester Stallone oder Burt Reynolds seine Synchronstimme. 1977 startete er dann im «Alten» in die Assistenten-Rolle seines Lebens.

Selbst die Nummer eins sein zu wollen, sei ihm nie in den Sinn gekommen, sagte Ande der Deutschen Presse-Agentur in München zu seinem Ausstieg. Er habe auch so gelernt, was es bedeutet, ein guter TV-Kommissar zu sein: «Er sollte so sein, wie man sich auch einen echten Kommissar wünscht: gut zuhören können, Einfühlungsvermögen besitzen.»

Ausführliche Interviews zu seinem Abschied, der das Ende einer Fernseh-Ära markierte, wollte Ande schon damals nicht geben. Die Antworten auf per Mail gestellte Fragen fielen mehr als knapp aus: «Warum hören Sie auf? - Sowohl Gerd Heymann als auch ich gehen in Ruhestand.» Punkt.

Ähnlich unspektakulär fiel dann auch der Abschied in der Serie aus: Ganz zum Schluss ging Heymann einfach so und wortlos aus dem Büro, verschmähte den Sekt, den die Kollegen extra geholt hatten. Zum Schluss blickte er aber doch noch einmal zum Fenster hinauf. Und der «Alte» sagte: «Servus, Gerd.»

In der Realität fiel dieses Servus allerdings emotionaler aus: «Schon zur Probe für dein Abschiedsständchen flossen reichlich Tränen», schrieb Schauspieler Kremp zum Abschied 2016 auf der Internetseite der Serie in einem offenen Brief an Ande. «Du hast wirklich nichts ausgelassen, um mir den Abschied schwer zu machen (...). Das einzige, was etwas hilft ist, dass ich dir dein neues Leben von Herzen gönne!»

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