«Mein ‹Turandot› wird anders sein»: Ai Weiwei zu seiner Opernregie

Keystone-SDA
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Italien,

Obwohl er eigentlich keine Opern mag, inszenierte der chinesische Künstler Ai Weiwei am Römer Opernhaus Puccinis «Turandot».

Künstler Ai Weiwei
Ai Weiwei bemerkt, dass die Kunst mit der Realität konkurriert und am Ende das letzte Wort haben werde. (Archivbild) - ap

Eigentlich mag er keine Opern, sagt der chinesische Künstler Ai Weiwei in die Kamera. Am Römer Opernhaus hat er doch eine inszeniert, Puccinis «Turandot». Der Dokumentarfilm «Ai Weiweis Turandot» erzählt den Enstehungsprozess nach.

Die Oper an und für sich spielt im Film von Maxim Derevianko eigentlich nur eine Nebenrolle. Im Zentrum steht vielmehr Ai Weiweis Bestreben, das grausame chinesische Märchen von Giacomo Puccini mit der männermordenden Prinzessin als «perfekte Geschichte» über die «Schönheit und Grausamkeit» des chinesischen Reiches von heute auf die Bühne zu bringen.

Ai Weiwei: Eine Liebeserklärung an die Kraft des Theaters

Und der Film ist eine Liebeserklärung an die Kraft des Theaters und an die vielen engagierten Profis, die es vereint. «Kunst ist etwas, das verwandelt», sagt Ai Weiwei. Und offensichtlich auch etwas, das Bögen spannt. So ist zu erfahren, dass Ai Weiwei vor 33 Jahren an der New Yorker Metropolitan Opera für die Inszenierung von Franco Zeffirelli wegen seines «orientalischen Aussehens» als Statist engagiert wurde.

Vor dem versammelten Ensemble des Opernhauses verkündet er, dass er gerne das mache, was er nicht gut könne. Diese Aussage ist natürlich reinstes Understatement.

Denn eines zeigt die Dokumentation klar: Wenn Ai Weiwei etwas anpackt, dann richtig. So fordert er die Werkstätten des Theaters in hohem Masse heraus: Als Bühnenbild muss eine riesige abgestufte 3D-Weltkarte her, und für die Kostüme des Ensembles muss die Schneiderei viele symbolgeladene und extravagante Entwürfe umsetzen.

Zwischen Corona-Shutdown und politischer Repression

Der Film verfolgt den Entstehungsprozess des politisch aufgeladenen Bühnenspektakels bis es 2020 zum grossen Corona-Shutdown kommt. Es ist eine andere Art von Shutdown, wie ihn Ai Weiwei in seinem Heimatland China mehrfach erfahren musste, als ihn die Polizei verhaftete und als später sein Atelier dem Erdboden gleichgemacht wurde, wie der Film in Einblendungen zeigt.

Aber die Corona-Krise ging vorbei, die Proben wurden wieder aufgenommen – und nach einer weiteren Katastrophenmeldung nicht abgebrochen: gemeint ist der russische militärische Überfall auf die Ukraine, was nicht nur die aus dem angegriffenen Land stammende Dirigentin Oksana Lyniv erschüttert.

The Show must go on bis zur gefeierten Premiere. Diese markiert den Schluss des Dokumentarfims, untermalt mit Ai Weiweis Bemerkung: «Die Kunst konkurriert mit der Realität, und die Kunst wird das letzte Wort haben.»

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Kommentare

User #1646 (nicht angemeldet)

Mein Hund heisst auch Weiwei. Und ich heisse John. John Wang.

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