Zum ersten Mal hat ein männlicher Zeuge im Prozess gegen R'n'B-Star R. Kelly ausgesagt. Dem Sänger wird sexueller Missbrauch vorgeworfen.
r kelly
R. Kelly - Bang
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Zum ersten Mal hat ein männlicher Zeuge gegen R'n'B-Star R. Kelly ausgesagt.
  • Der Sänger soll ihn mit Karriereversprechen gelockt und missbraucht haben.
  • Der Zeuge sei damals 17 Jahre alt gewesen.

Der Mann, der das Pseudonym Louis verwendet, warf Kelly vor, ihn im Alter von 17 Jahren sexuell missbraucht zu haben. Dies sagte er am Montag bei einer Gerichtsanhörung in New York. Kelly habe ihn unter dem Vorwand zu sich eingeladen, ihn bei seiner Musik zu unterstützen.

Louis gab an, Kelly im Jahr 2006 kennengelernt zu haben. Er sei zur Nachtschicht in einer Schnellrestaurant-Filiale in Chicago gewesen, als Kelly ihm seine Telefonnummer zugesteckt habe. Das sagte der Zeuge gegenüber dem Gericht.

R Kelly
R. Kelly während seines Prozesses in New York. - keystone

Kelly habe ihn in sein Haus eingeladen. Unter dem Vorwand, er könne in seinem Studio auftreten und vielleicht ein paar Tipps für die Musikbranche bekommen. Als er Kelly später in dessen Haus getroffen habe, habe er ihn in seine Garage geführt und dort sexuell missbraucht. «Er fragte mich, was ich bereit sei, für die Musik zu tun», sagte der Zeuge.

Er sollte R. Kelly «Daddy» nennen

Anschliessend habe er Louis aufgefordert, das Geschehene für sich zu behalten. «Wir sind jetzt eine Familie, Brüder», habe Kelly gesagt. Spätere sexuelle Handlungen habe Kelly per Video aufgezeichnet.

Louis sagte aus, Kelly habe ihn darum gebeten, ihn «Daddy» zu nennen. Ähnliches berichteten auch mehrere Frauen, die Kelly sexuelle Belästigung vorwerfen. Louis tritt nicht als eines der mutmasslichen Opfer Kellys in der Anklageschrift auf. Er zählt zu den weiteren Zeugen der Staatsanwaltschaft.

Louis hat einen anderen Zeugen bestochen

Louis hat eine Übereinkunft mit der Staatsanwaltschaft ausgehandelt, nachdem er wegen Bestechung im Februar 2021 selbst verurteilt worden war. Er hatte einem möglichen Zeugen gegen Kelly Geld angeboten – in der Hoffnung, dieser würde «nicht mit der Bundesanwaltschaft kooperieren». Louis hatte nach eigenen Angaben Sorge, dass der ungenannte Zeuge im Besitz von Sex-Aufnahmen von ihm und Kelly ist.

R. Kelly
Bild vom 26.06.2019: R. Kelly, Musiker aus den USA, verlässt nach einer Anhörung das Leighton Criminal Court Gebäude. Der US-Sänger ist wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt. - dpa

Der Prozess gegen R. Kelly hatte Mitte August begonnen. Dem Sänger werden in dem Verfahren unter anderem sexueller Missbrauch Minderjähriger, Entführung und Bestechung vorgeworfen. Die Vergehen fanden in den Jahren 1994 bis 2018 statt.

Der heute 54-Jährige mit dem bürgerlichen Namen Robert Sylvester Kelly weist alle Vorwürfe zurück und hat auf nicht schuldig plädiert. Über Kellys Schicksal entscheidet eine Jury aus zwölf Geschworenen, sieben Männern und fünf Frauen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

BundesanwaltschaftGericht