Es ist der bedeutendste Fund der Ägyptologie: das Grab von Tutanchamun. Doch die Entdeckung von Howard Carter lässt viele Fragen offen.
Howard Carter
Die Mumie des altägyptischen Königs Tutanchamun ist im Tal der Könige ausgestellt. - Eslam Kotb/dpa/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Vor hundert Jahren fand Howard Carter im Tal der Könige das Grab von Tutanchamun.
  • Damit machte der Archäologe den grössten Fund der Ägyptologie.
  • Viele Fragen rund um den Kindskönig sind bis heute nicht geklärt.

In den Tagen vor seiner Jahrhundert-Entdeckung scheint im Arbeitsleben des Howard Carter alles seinen gewöhnlichen Gang zu nehmen. Am 27. Oktober 1922 vermerkt der britische Archäologe in seinem Tagebuch: «Kairo in Richtung Luxor verlassen.»

Von da an ist er mit Eseln, welche sein Gepäck tragen, unterwegs nach Oberägypten zum Tal der Könige. Dort wird sich Carter mit seinem Sensationsfund berühmt machen. «Erste Stufen von Grab entdeckt», notiert der Entdecker am 4. November 1922 – lediglich fünf Worte.

Howard Carter
Der britische Archäologe Howard Carter (1873-1939) entdeckte 1922 im Tal der Könige das Grab des Tutanchamun. - dpa

Es sind die ersten Anzeichen, welche im Staub und Sand sichtbar werden. Sie werden sich als Grab des Pharaos Tutanchamun herausstellen. Die Entdeckung vor 100 Jahren gilt als Meilenstein der Archäologie und als der wohl berühmteste Fund aus der alt-ägyptischen Hochkultur.

Howard Carter erblickt drei Wochen später ganzes Grab

Im Kerzenschein offenbart sich etwa drei Wochen später schliesslich die Grabkammer mit all ihren Schätzen: «Die heisse Luft liess die Kerze flackern», schreibt Howard Carter. «Aber sobald die Augen sich an den Lichtschimmer gewöhnten, zeichnete sich das Innere der Kammer allmählich vor einem ab.» Es sei ein seltsames und herrliches Gemisch ausserordentlicher und wunderschöner übereinander gehäufter Objekte.

Das Grab mit Kennziffer KV62 war spektakulär, weil weitgehend intakt. Die Schätze waren verschüttet und Grabräubern deshalb entgangen.

Tutanchamun
Das Grab des Tutanchamun ist für viele Touristen ein beliebtes Reiseziel. - Keystone

Glücklicherweise ging Lord Carnarvon, Geldgeber und derjenige, der von der ägyptischen Regierung die Ausgrabungsrechte erwarb, nicht vorher die Geduld aus. Denn Schatzsucher und Archäologen hatten seit Jahrzehnten im Tal der Könige gebuddelt. In den Jahren vor der grossen Entdeckung reifte die Ansicht, dass die Gegend langsam abgegrast sei. Im Juni 1922 musste Howard Carter bei Carnarvon vorsprechen und die Mittel für eine letzte Ausgrabungssaison erbetteln.

Viele offene Fragen

Im Alter von neun Jahren bestieg Tutanchamun 1332 vor Christus den ägyptischen Thron als einer der letzten Könige der 18. Dynastie.

Bis heute reisst die Begeisterung nicht ab. Das auch, weil viele Details, wie auch die Frage nach möglichen weiteren Grabkammern, bis heute nicht endgültig geklärt sind. DNA-Analysen zeigten zum Beispiel, dass der Pharao wohl an Malaria erkrankte. Zudem litt er an der Knochenkrankheit Morbus Köhler, möglicherweise als Kind einer Inzest-Ehe.

Tutanchamun
So könnte Tutanchamun, gefunden von Howard Carter, ausgesehen haben. - Keystone

Mit diesen Erkenntnissen schien die verbreitete Theorie widerlegt, Tutanchamun sei ermordet worden. Doch der US-Ägyptologe Bob Brier mutmasst nach umfänglichen Recherchen, dass der Kindskönig gar kein gebrechlicher und kränkelnder Jugendlicher war. Er soll ein Krieger gewesen sein.

Im Grab wurde zum Beispiel eine Lederrüstung gefunden, die möglicherweise auch im Kampf zum Einsatz gekommen war. Vielleicht bleiben einige Fragen für immer unbeantwortet, wie auch die, ob der Archäologe Carter sich an den Schätzen bereicherte.

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