Gérard Depardieu wird 75 Jahre alt. Die Ikone wird von schweren Anschuldigungen überschattet.
Gérard Depardieu
Gérard Depardieu: Mehrere Frauen haben Vorwürfe gegen den Schauspieler erhoben. (Archivbild) - taniavolobueva/Shutterstock.com

Das Wichtigste in Kürze

  • Gérard Depardieu feiert Geburtstag.
  • Der Schauspieler wird 75 Jahre alt.
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Nach zunehmenden Vorwürfen wegen sexueller Gewalt gegen Gérard Depardieu wenden sich immer mehr Menschen von dem Schauspielstar ab. Einst ganz oben, ist er nun ebenso tief gefallen.

Auch mit seiner aufbrausenden Wut als Graf von Monte Cristo hat es Gérard Depardieu in den Kino-Olymp geschafft. Oder zum «Monstre sacré» («heiliges Monster»), wie in Frankreich gefeierte und verehrte Kultfiguren genannt werden. Jetzt steht der Schauspieler, der am Mittwoch (27. Dezember) 75 Jahre alt wird, im Mittelpunkt einer Geschichte, die zum Titel haben könnte: Der Fall einer Ikone.

Gérard Depardieu: grosser Aufschrei in der Presse

Ist aus dem «Monstre sacré» ein tatsächliches Monster geworden? Das fragt sich Frankreichs Presse seit der Veröffentlichung einer Fernsehreportage über den Franzosen. In dem Anfang Dezember ausgestrahlten investigativen TV-Magazins «Complément d’enquête» über seine Reise nach Nordkorea schockiert Depardieu mit frauenfeindlichen und entwürdigenden Kommentaren.

«Frauen reiten gerne, weil ihre Klitoris am Sattel reibt», sagte er vor laufender Kamera. Dabei wird er bei dem Besuch eines Gestüts gezeigt. Dann wieder Obszönitäten, die seine nordkoreanische Dolmetscherin in Bedrängnis bringen. «Ich wiege 124 Kilo – mit Erektion 126.»

Seine anstössigen Bemerkungen haben international schwere Irritationen ausgelöst. Als «ekelhaft» hatte Frankreichs Kulturministerin Rima Abdul-Malak die Äusserungen bezeichnet. Sein Verhalten sei eine «Schande für Frankreich».

Schwere Vorwürfe

Seit Jahren schon melden sich immer wieder Frauen zu Wort, die Depardieu der sexuellen Gewalt beschuldigen. 2018 hatte ihn die Schauspielerin Charlotte Arnould verklagt. Seit 2020 wird in diesem Fall ermittelt.

An Arnould soll er sich zweimal vergangen haben. Depardieu bestreitet die Vorwürfe vollständig.

Die Fernsehreportage, die für Entsetzen sorgte, trägt den Titel «La chute de l’ogre». Depardieu gilt als unersättlich, vulgär und provokativ. Seine Masslosigkeit und sein impulsives Wesen sind bekannt und gefürchtet. Schwierige Themen gibt es genügend: Alkoholprobleme, Trunkenheit am Steuer, Steuerflucht, Pinkel-Affäre in einem Flugzeug, seine Liebe zu Russland, dessen Machthaber Wladimir Putin er seinen Freund nennt.

Mit seiner urgewaltigen Energie und explosiven Emotionalität hat Depardieu fast alles an Rollen verkörpert, was das Kino bieten kann: Draufgänger, Zuhälter, Dichter, Rebell, Vagabund, Hedonist. Dabei sprengt er mit seiner Präsenz den Bildschirm – ob als Danton, Balzac oder Obelix.

Medien und Gesellschaft wendet sich ab

Seit den sich häufenden Anschuldigungen wegen sexueller Gewalt, wenden sich immer mehr Menschen von ihm ab. Zuletzt war er in der Komödie «Umami» zu sehen, in der er im Mai 2023 einen Spitzenkoch spielte. Für den Animationsfilm «La plus précieuse des marchandises» von Michel Hazanavicius sollte Depardieu seine Stimme leihen. Im gegenseitigen Einvernehmen hätten jedoch beide auf die Zusammenarbeit verzichtet, wie Depardieus Agent, Bertrand de Labbey, der Zeitung «Liberation» bestätigte.

Auch France Télévisions, Frankreichs öffentlich-rechtliche Fernsehanstalt, nimmt Abstand zu ihm. Sein Kinodirektor Manuel Alduy erklärte, dass man Sendepläne mit Depardieu überprüfen und erstmal alle Projekte mit ihm auf Eis legen werde.

Das belgische Pendant RTBF hat eine ähnliche Entscheidung getroffen. Man werde Filme mit Depardieu in der Titelrolle vorläufig zurückziehen, wie die Fernsehanstalt mitteilte. Sendungen, bei denen sein Erscheinungsbild eher «reduziert» sei, würden jedoch weiter ausgestrahlt. Die (Selbst)Demontage einer Kultfigur ist in vollem Gange.

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