Anthony Hopkins

Anthony Hopkins offenbart in seinen Memoiren Schwächen und Einsicht

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USA,

Der zweifache Oscar-Preisträger Anthony Hopkins packt in seinen Memoiren «We Did Ok, Kid» freimütig aus. Er schreibt über Seitensprünge und Alkoholismus.

Anthony Hopkins
Anthony Hopkins holte im April 2021 holte mit 83 Jahren seinen zweiten Oscar als bester Hauptdarsteller. (Archivbild) - keystone

Anthony Hopkins zieht mit 87 Jahren Bilanz und beschönigt dabei nichts. Freimütig bekennt sich der zweifache Oscar-Preisträger in seiner Autobiografie «We Did Ok, Kid» zu Schwächen und Tiefpunkten in seinem Leben. Alkohol spielte lange Zeit eine Rolle, das Trinken aufzugeben zog sich über Jahre hin. Der Wendepunkt kam vor knapp 50 Jahren.

An einem Samstagabend sei er betrunken im Blackout durch Beverly Hills gefahren. «Ich hätte jemanden umbringen können. Ich hätte eine ganze Familie auslöschen können», schreibt Hopkins. Als er wieder nüchtern war, habe er eine Stimme gehört, die ihn fragte: «Willst du leben oder sterben?». Um elf Uhr am 29. Dezember 1975 habe er den Alkohol aufgegeben und seinem Agenten erklärt, er sei Alkoholiker, er brauche Hilfe. Noch heute würde er zu Treffen der Selbsthilfegruppe der Anonymen Alkoholiker gehen.

Hopkins schreibt auch über die Entfremdung von seinem einzigen Kind, Tochter Abigail, aus seiner kurzlebigen ersten Ehe mit der Schauspielerin Petronella Barker. Er verliess die Familie im Herbst 1969, ein gutes Jahr nach der Geburt des Mädchens.

Sein Trinken und seine Depressionen hätten die Ehe mit zum Scheitern gebracht, schreibt der Schauspieler. Es sei «der traurigste Teil» seines Lebens und das, was er am allermeisten bedaure, dass er damals keinen Kontakt hielt. Er habe später vergeblich versucht, seine Tochter zurückzugewinnen. «Es wird mir immer leidtun, dass ich sie verletzt habe».

In über 380 Seiten schaut Hopkins auf sein bewegtes Leben zurück, von seiner Kindheit als Sohn eines Bäckers in Wales bis zum Alterssitz in Kalifornien. Es ist eine spannende, berührende Lektüre, dank der tief persönlichen Reflexion des ergrauten Hollywood-Stars.

Zu einem Foto von sich als Dreijähriger mit seinem Vater an einem Strand in Wales schreibt Hopkins, dass er diesem kleinen Jungen sagen möchte: «We did okay, kid» (Das haben wir gut gemacht, Junge). Zugleich räumt der Star ein, dass ihn das «eigenartige Gefühl des Verlorenseins oder Nichtklarkommens» ein Leben lang begleitet habe.

Oscar als bester Hauptdarsteller für Hannibal Lecter

Er sei ein Einzelgänger gewesen, unbeliebt bei Mitschülern, zudem ein schlechter Schüler. Sogar seine Eltern hätten ihn damals für einen «hoffnungslosen Fall» gehalten, doch er wollte ihnen das Gegenteil beweisen.

Als «überirdische Erfahrung» beschreibt Hopkins eine Filmvorführung an seiner Schule von «Hamlet» (1948) mit Laurence Olivier in der Hauptrolle. Das weckte seine Begeisterung für Shakespeare und die Schauspielerei. Mit 17 Jahren erhält er ein Stipendium in Wales, dann studiert er an der Royal Academy of Dramatic Art in London.

Am Theater erwarb er sich den Ruf eines Charakterdarstellers – allein als «King Lear» stand er zahllose Male auf der Bühne. Die erste Filmrolle hat er 1968 in «Der Löwe im Winter» als der junge Richard Löwenherz an der Seite von Katharine Hepburn und Peter O’Toole.

Für Dreharbeiten mit Goldie Hawn in «Das Mädchen von Petrovka» (1974) kam Hopkins erstmals nach Hollywood. «Ich war im Paradies», beschreibt er seine Begeisterung für «die strahlende Sonne und den ganzen Wahnsinn dort». Mit seiner Arzt-Rolle in David Lynchs Schwarzweiss-Drama «Der Elefantenmensch» (1980) fasst der Brite in Hollywood weiter Fuss.

«Ist das ein Kinderfilm?», habe er seinen Agenten gefragt, als ein Angebot für «Das Schweigen der Lämmer» bei ihm eintraf, schreibt Hopkins. Dann habe er das Drehbuch gelesen und gleicht gewusst: «Diese Rolle wird mein Leben verändern». Gerade einmal 16 Minuten ist er in dem Psychothriller von Regisseur Jonathan Demme auf der Leinwand zu sehen, doch das reichte.

Das Duell zwischen dem psychopathischen Hannibal Lecter und der standfesten FBI-Agentin Clarice Starling (Jodie Foster) schrieb Filmgeschichte. Hopkins holte mit der Grusel-Rolle 1992 den Oscar als bester Hauptdarsteller. Sein Erfolgsrezept: Er habe Lecter nicht als Monster, sondern entgegen allen Erwartungen als stillen, höflichen Mann gespielt.

Zweiter Oscar mit 83 Jahren

Die Rolle des pflichtbewussten Butlers in dem Drama «Was vom Tage übrig blieb» (1993) bringt ihm eine weitere Oscar-Nominierung ein, ebenso die Darstellung des US-Präsidenten in Oliver Stones «Nixon» (1995) und seine Nebenrolle in Steven Spielbergs Historiendrama «Amistad» (1997). Bei der Oscarverleihung 2020 war er für eine Nebenrolle in «Die zwei Päpste» nominiert.

Nur beruflich läuft es. Nach 25 gemeinsamen Jahren platzt seine zweite Ehe mit der Britin Jennifer Lynton. Er habe die Beziehung vermasselt, bekennt Hopkins in seinen Memoiren, auch durch Seitensprünge. «Ich hätte ein besserer Mann sein können, aber ich war es nicht».

Erst seine dritte Ehefrau habe es geschafft, seinen «Rhinozeros-Panzer» zu knacken und ihn aus seiner Einsamkeit herauszuholen, schreibt der Schauspieler. Die Widmung in seinem Buch – «In Liebe für Stella» – ist an die gebürtige Kolumbianerin Stella Arroyave gerichtet. 2003 gab er der Antiquitätenhändlerin in Kalifornien das Ja-Wort. Sie habe ihm auch dabei geholfen, seine alte Leidenschaft fürs Malen neu zu entdecken und den Dialog mit jungen Schauspielern zu suchen, um ihnen Tipps zu geben.

Diese Begegnungen hätten ihm selbst geholfen, verbliebende Bitterkeit und Wut abzulegen und mehr Emotionen zu zeigen, resümiert Hopkins. Seinen zweiten Oscar schreibt er dieser Erfahrung zu.

Er habe die Rolle des demenzkranken Mannes in «The Father» in ihrer ganzen Verletzlichkeit nur spielen können, weil die Studenten ihm beigebracht hätten, sich stärker zu öffnen. Hopkins brillierte in dem Drama als stolzer, störrischer Mann, der zusehends seiner Demenz verfällt.

Im April 2021 holte er mit 83 Jahren seinen zweiten Oscar als bester Hauptdarsteller. Nie zuvor hatte ein zum Zeitpunkt der Auszeichnung älterer Schauspieler diesen Preis gewonnen.

Kommentare

User #1925 (nicht angemeldet)

Toller Schauspieler. Ein Beispiel dafür wie man doch noch die Kurve kriegt und das nicht schlecht. Gut ist gut genug.

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