Vicco von Bülow alias Loriot gilt als zeitloser Klassiker des deutschen Humors. An seiner Karriere hatte seine Grossmutter einen grossen Anteil.
loriot 100 geburtstag
Loriot auf seinem ikonischen Biedermeier-Sofa, von dem aus er mit feinsten Manieren Fernsehgeschichte schrieb. - imago images/TBM United Archives
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Das Wichtigste in Kürze

  • Heute wäre das Jahrhundert-Talent Loriot 100 Jahre alt geworden.
  • Er war bekannt für seine zeitlose und altmodische Selbstinszenierung.

Ach was! Am heutigen 12. November wäre das humoristische Jahrhundert-Talent Loriot (1923-2011) hundert Jahre alt geworden.

Trotz seines Ablebens im Jahr 2011 ist er immer noch äusserst lebendig. Zumindest für die Deutschen, wie es zahlreiche Lobeshymnen zu seiner Person beweisen.

Auffällig häufig kommt dabei der Begriff der Zeitlosigkeit ins Spiel: Man ist sich einig, dass Loriots Humor absolut zeitlos ist. Er findet bis heute generationsübergreifend ein Publikum und sei daher so relevant wie eh und je. Dass dem tatsächlich so ist, verdankt Loriot seinen zeitlosen Werken.

Die zeitlose Kunstfigur Loriot

In das kollektive Gedächtnis der Deutschen hat sich ein seltsam altersloses Loriot-Bild eingebrannt. Denkt man an Loriot, drängt sich unweigerlich das ikonische Bild des distinguierten älteren Herrn auf. Dieser sitzt auf einem Biedermeier-Sofa und lächelt einem zuvorkommend und mit leicht irrem Blick entgegen. Auch wenn sich Loriot über Jahrzehnte hinweg immer wieder auf demselben Sofa ablichten und filmen liess.

Sind Sie mit Loriot aufgewachsen?

Eine klare Alterungskurve nicht erkennbar. Sämtliche Moden der Zeit scheinen an dem Mann spurlos vorbeizugehen. Der Anzug hat wie die Frisur und die Körperhaltung stets denselben klassischen Schnitt.

Das hat damit zu tun, dass uns von dem Sofa aus eine klar umrissene Kunstfigur entgegenschmunzelt. Aber auch damit, dass das deutsche Publikum Loriot nie als wirklich jungen Mann kennengelernt hat. Erst im bereits gehobenen Alter von 44 Jahren avancierte er nach einer erfolgreichen Karriere als Karikaturist zu einem prominenten Fernsehgesicht.

TV-Karriere auf dem Biedermeier-Sofa

Bereits in seiner ersten TV-Show «Cartoon» etablierte er sein ikonisches Biedermeiersofa als Markenzeichen und Standardhintergrund. Dieses war anfangs noch rot, welches er aber bei seinem Wechsel zum Sender Radio Bremen tauschte. Und zwar gegen die bekannteren grünen Sitzmöbel.

Genau wie das Sofa war auch seine spezielle Art eine unveränderliche Konstante. Von Anfang an legte er es bewusst darauf an, sich selber und seine Figuren ein wenig altmodisch wirken zu lassen. Vor allem über seinen speziellen elaborierten Sprachduktus gelang es ihm, sich stets etwas älter und unzeitgemässer wirken zu lassen.

Kindheit in Omas wilhelminischen Wohnzimmer

In einem Interview berichtete er von einem weiteren Faktor, der wesentlichen Einfluss auf seine biedermeierlichen Kunstfigur hatte. Nach dem frühen Tod seiner Mutter wuchs er im wilhelminischen Haushalt seiner verwitweten Grossmutter Margarete von Bülow (1875-1945) auf. Sie brachte ihm «die Grundlagen einer nützlichen, altmodischen Allgemeinbildung» bei. Auch führte sie ihn «am Klavier durch die Opern von Mozart bis Puccini».

Geprägt von den Eindrücken seiner Grossmutter

Dieses Umfeld im Kreise wesentlich älterer Damen und Herrschaften habe deutliche Spuren in seinen Arbeiten hinterlassen:

«Wenn ich Autos zeichnete, waren es die Automobile aus meiner Kindheit (...) Auch meine Figuren passten nie in die Epoche, in der ich sie gezeichnet habe. Das waren die vertrauten Eindrücke der Kindheit im Schutz der Grossmutter(...)»

Wie er abschliessend konstatiert, habe sich dies im Laufe der Jahre als Vorteil erwiesen: «Unzeitgemässes hält sich länger.»

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