Unesco

Nachlässe von Schwarzenbach und Maillart werden Weltdokumentenerbe

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Frankreich,

Die Nachlässe von Annemarie Schwarzenbach und Ella Maillart werden in das Register des Weltdokumentenerbes aufgenommen.

Unesco-Weltkulturerbe
Die Schweiz wurde in den subsidiären Ausschuss zur Umsetzung der Unesco-Konvention von 1970 gewählt. (Archivbild) - Keystone

Die Nachlässe der Schweizer Schriftstellerinnen Annemarie Schwarzenbach (1908-1942) und Ella Maillart (1903-1997) werden in das Register des Weltdokumentenerbes aufgenommen. Dies hat der Unesco-Exekutivrat in Paris entschieden.

Damit würdige das Gremium zwei Pionierinnen des Reisetagebuchs, teilte das Bundesamt für Kultur (BAK) am Freitag mit. Die beiden gehörten zu den wichtigsten Figuren der Schweizer Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts.

Die Nachlässe werden in der Bibliothèque de Genève, im Musée Photo Elysée in Lausanne und im Literaturarchiv der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern aufbewahrt. Sie widerspiegelten die künstlerische und kritische Auseinandersetzung der beiden Schriftstellerinnen mit den prägendsten Konflikten des 20. Jahrhunderts, die bis heute relevant seien, schreibt das BAK in der Medienmitteilung.

Die Schweizerische Nationalbibliothek, die Bibliothèque de Genève sowie das von der Stiftung Plateforme 10 verwaltete Waadtländer Museum für Fotografie, Photo Elysée hatten die Kandidatur im Herbst 2023 eingereicht.

Schwarzenbach und Maillart revolutionierten das bis dahin von Männern dominierte Genre des Reisetagebuchs und machten es auch zu einem literarischen und visuellen Medium weiblicher Ausdruckskraft, wie das BAK schreibt. Ihre finanziell und technisch völlig autonom durchgeführten Expeditionen in entlegene Weltregionen sowie ihre Reportagen über das Leben von Frauen in Entwicklungsländern zeigen eindrücklich, was zu dieser Zeit möglich war.

Ihre gemeinsame Reise nach Afghanistan im Jahr 1939 steht im Zentrum ihres künstlerischen Erbes. Sie rief ein breites Medienecho hervor und hinterliess einen nachhaltigen Eindruck. Das literarische und fotografische Werk dieser beiden unkonventionellen Reisenden hat sich seither als Referenz in der Schweizer Kunstlandschaft etabliert und erlangte weit über die Landesgrenzen hinaus Kultstatus.

Wegbereiterin der Reisereportage und des Fotojournalismus

Schwarzenbach zählt zu den einflussreichsten Schweizer Autorinnen. Ihre internationale Geltung und die Faszination, die von ihr ausgeht, beruhen auf ihrem vielseitigen Werk und ihrer aussergewöhnlichen Biografie: Sie war Schriftstellerin, Journalistin, Fotografin, Weltenbummlerin, Industriellentochter, Antifaschistin, Kosmopolitin, androgyne Kultfigur und weibliche Rebellin.

Indem sie vier Kontinente bereiste, war sie aber vor allem auch eine Wegbereiterin der Reisereportage und des Fotojournalismus des 20. Jahrhunderts. Ihre grossformatigen Fotoreportagen weisen in sozialer, historischer und politischer Hinsicht kritische Akzente auf, wie das BAK weiter schreibt. Sie wurden in den bedeutendsten Feuilletons und Illustrierten jener Zeit veröffentlicht.

Schwarzenbach reiste in die baltischen Staaten, nach Skandinavien, Russland, in den Kongo, nach Marokko und in die Vereinigten Staaten – das künstlerische Herzstück ihres Werks bilden jedoch die vier «Reisen in den Orient», die sie zwischen 1933 und 1939 in die Türkei, in den Libanon, nach Syrien, Palästina, Persien, Afghanistan und Indien führten.

Maillart war eine bedeutende Reporterin und Fotografin, eine begabte Rednerin, eine freiheitsliebende und idealistische Leitfigur. Sie wurde in Genf geboren und verbrachte dort auch ihre Kindheit. Im Jahr 1930 unternahm sie ihre erste grosse Reise nach Russland, erkundete Moskau, dokumentierte das Leben junger Menschen in einer kommunistischen Gesellschaft und überquerte den Kaukasus zu Fuss.

Später besuchte sie als Korrespondentin des «Petit parisien» die Mandschurei, die damals unter japanischer Besatzung stand. Es folgten weitere Reisen in oft als gefährlich geltende Gebiete fernab der herkömmlichen Touristenpfade (Russland, Turkestan, Iran, China, Indien, Afghanistan, Türkei und andere).

1939 brach sie mit Schwarzenbach in einem Auto nach Afghanistan auf. Maillart schrieb rund ein Dutzend Bücher über ihre Reiseerfahrungen, in denen die Fotografie eine Rolle einnimmt, die weit über die Illustration hinausgeht. Ihre Werke wurden in mehrere Sprachen übersetzt und immer wieder neu publiziert.

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Kommentare

User #1566 (nicht angemeldet)

Annemarie Schwarzbachs private Dokumente /Private Fotos wurden von ihrer Mutter in Sils vernichtet.Sie war ja schwer Rauschgift süchtig.Die hier erwähnten Unterlagen stammen von der nicht privaten Reisen nach Afganistan.P.S. Privat muss Privat bleiben.Meine privaten Unterlagen/Festplatten werden nach einem Jahr auch geschreddert/Verbrannt.

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