SRF zeigte beim «MusicStar»-Revival Casting-Fails von vor 20 Jahren. Die Sängerinnen und Sänger wurden nicht nochmals um Erlaubnis gefragt.
Die «MusicStar»-Castingfails wurden erneut gezeigt. - SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • Beim «MusicStar»-Revival wurden auch Casting-Fails von vor 20 Jahren gezeigt.
  • SRF hat die Möchtegern-Sänger nicht nochmals um Erlaubnis gebeten.
  • Ein Medienexperte sieht darin ein grösseres Problem.
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Vergangenes Wochenende kehrte «MusicStar» auf die TV-Bildschirme zurück. Die Kult-Castingshow feierte ein einmaliges Revival.

Dabei bekamen die Zuschauer nicht nur ihre Lieblinge zu Gesicht, sondern auch diejenigen (Möchtegern-)Sänger, die es nicht geschafft haben.

In der Rubrik «Leider nein» wurden in der Vergangenheit jeweils die witzigsten Casting-Fails aufgezeigt. Und als wäre einmal nicht peinlich genug, wurden die Sänger in der Revival-Show noch einmal vorgeführt. Dabei ist das Ganze doch mehr als 15 Jahre her.

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Chris von Rohr ist kein Schlager-Fan.
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Leo Ritzmann überzeugte Chris von Rohr mit seinem Auftritt nicht.
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Baschi beim grossen «MusicStar»-Revival von SRF.
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Katharina wird zur Siegerin gewählt.
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Die «MusicStars» feiern ihr Wiedersehen.

Wie SRF auf Anfrage von Nau.ch verrät, wurden die Sängerinnen und Sänger nicht noch mal gefragt, ob man sie im TV zeigen darf. «Das wäre aus produktioneller Sicht schlicht nicht möglich gewesen, da die entsprechenden Personen nicht identifizier- und kontaktierbar sind.»

Würden Sie bei einer Castingshow mitmachen?

Der Sender weiter: «Wir haben in der Revival-Show nur Ausschnitte gezeigt, die vor 20 Jahren auch in der Sendung verwendet wurden. Zudem sind die Ausschnitte seit jeher im SRF-Player einsehbar.»

Negative Rückmeldungen habe es dazu keine gegeben, betont SRF.

«Fragen, ob man in zehn Jahren noch dazu stehen kann»

Rein rechtlich ist der Sender auf der sicheren Seite. Für Patric Raemy, Medienforscher an der Universität Fribourg, ist es allerdings Ausdruck eines viel grösseren Problems: das Recht auf Vergessen im digitalen Zeitalter.

Der Experte: «Erstens ist es wichtig, dass man sich bewusst ist, was man unterschreibt beziehungsweise wofür man seine Einwilligung gibt. Zweitens ist es wichtig, dass man sich genau überlegt, welches Ton- und Bildmaterial man von sich preisgibt.»

Im Falle von SRF sei wohl für alle Beteiligten klar gewesen, dass ihre Darbietung veröffentlicht wird, so der Experte. Schwieriger werde es mit sozialen Medien. Wer auf Likes und Kommentare aus sei, poste vielleicht eher schnell mal etwas, das man später nicht mehr so toll findet.

Raemy: «Deshalb hilft es bei jedem Inhalt, den man von sich preisgibt, sich immer zu fragen, ob man auch noch in fünf oder zehn Jahren dazu stehen kann und ob der Inhalt auch Personen ausserhalb des engsten Freundeskreises sehen dürfen.»

Vergessen ist wichtig

Der Fluch und Segen der heutigen digitalen Medien sei, dass Informationen sehr einfach konserviert werden. Oder einfacher gesagt: Das Internet vergisst nie.

Patric Raemy: «Das ist positiv, wenn es um Wissen, Fakten, schöne Erinnerungen geht. Problematisch wird es mit Inhalten, die man eigentlich gerne vergessen möchte und die mit der Vergangenheit abgehakt werden sollten.»

Vergessen sei wichtig für uns Menschen. «Es ist ‹psycho-hygienisch›, wenn wir uns nicht immer an alles erinnern können und Dinge selektiert im Gehirn speichern können.»

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