Zoo Zürich informiert, dass einige Fischarten das Geschlecht wechseln können. Welches Geschlecht geändert wird, hängt meist vom Sozialsystem ab.
Flammen-Fahnenbarsch. - Zoo Zürich, Enzo Franchini

Das biologische Geschlecht ist nicht immer durch die Gene bestimmt. Bei vielen Tierarten spielen Umweltfaktoren eine Rolle. Einige Fischarten können das Geschlecht sogar wechseln. Welches Geschlecht geändert wird, hängt meist vom Sozialsystem ab.

Während bei Säugetieren das biologische Geschlecht generell durch die Gene festgelegt ist (XX- vs. XY-Chromosomen), ist die Situation bei vielen Fischen und Reptilien flexibler. So bestimmt zum Beispiel bei vielen Schildkröten und Krokodilen die Bruttemperatur das Geschlecht der Jungtiere.

Lange ging man davon aus, dass das Geschlecht, einmal festgelegt, fix ist. Aber auch dem ist bei einigen Arten nicht so. Bei einigen Tierarten können Individuen auch im Erwachsenalter noch ihr Geschlecht wechseln.

Geschlechtsumwandlung bei Fischen

Bei den Wirbeltieren findet man diesen sogenannten sequenziellen Hermaphroditismus bei den Knochenfischen.

Bei diesen konnte er bisher in 27 Familien mit unzähligen Arten beobachtet werden und ist somit weit verbreitet.

Die Umwandlung des Geschlechts erfolgt meist innert weniger Tagen oder Wochen. Dabei ändert der Fisch sein Verhalten, Aussehen und seine Anatomie.

Was der Geschlechtswechsel bringt

Die Geschlechtsumwandlung bei Fischen fasziniert die Wissenschaft schon lange. Die bisher beste Erklärung für die Fähigkeit zu diesem Wechsel ist die Idee vom Grössenvorteil.

Eine Geschlechtsumwandlung ist dann sinnvoll, wenn es für ein Geschlecht von Vorteil ist, klein zu sein, während es für das andere Geschlecht vorteilhaft ist, gross zu sein.

Ob der Wechsel vom Männchen zum Weibchen, umgekehrt oder sogar in beide Richtungen abläuft, hängt vor allem von der Sozialstruktur des Fisches ab.

Weibchen wird Männchen

In Fischgruppen, wie den Fahnenbarschen, in denen grosse, dominante und aggressive Männchen Reviere beanspruchen und kleine Männchen von der Fortpflanzung ausgeschlossen sind, ist eine Geschlechtsumwandlung von Weibchen zu Männchen sinnvoll.

Wenn alle Tiere ihr Leben als Weibchen beginnen, können sich alle Individuen mit dem dominanten Männchen fortpflanzen. Stirbt das dominante Männchen, übernimmt das grösste Weibchen seine Rolle und wandelt sich in ein Männchen um.

Diese Art der Geschlechtsumwandlung ist unter den Fischen am weitesten verbreitet.

Männchen wird Weibchen

Bei monogam lebenden Fischen wie zum Beispiel dem Clownfisch ist die Situation umgekehrt. Hier ist es von Vorteil, wenn das Weibchen grösser ist als das Männchen. Ein grösseres Weibchen kann mehr Eier legen.

Die Spermienmenge beim Männchen hingegen spielt eine untergeordnete Rolle, da es im Verhältnis immer ungleich mehr Spermien pro Männchen gibt als Eier pro Weibchen.

Clownfische leben in kleinen Gruppen, in denen das grösste Mitglied ein Weibchen ist und das zweitgrösste das dominante Männchen. Alle anderen Mitglieder sind Männchen und pflanzen sich nicht fort. Stirbt das Weibchen, übernimmt ihr Partner ihre Rolle und das grösste verbleibende Männchen wird seinerseits Partner des neuen Weibchens.

In einer biologischen Version der Geschichte von «Finding Nemo» würde sich Papa Marlin nach dem Tod seiner Frau Coral also einfach in ein Weibchen verwandeln.

Freie Geschlechtswahl

Ein noch komplexerer Geschlechterwechsel hat sich bei einigen Arten wie zum Beispiel den Korallengrundeln entwickelt. Diese sind sehr sesshaft und haben dadurch nur wenige potenzielle Partner zur Verfügung.

Gleichzeitig gehen sie wegen vieler Fressfeinde ein grosses Risiko bei der Suche nach Partnern ein. Hier können sowohl Weibchen als auch Männchen ihr Geschlecht wechseln.

So ist garantiert, dass zwei beliebig aufeinandertreffende Fische ein heterosexuelles Paar bilden können. Dieser Vorgang ist jedoch nur von wenigen Arten bekannt.

Beispiele im Zoo Zürich

Unter den im Zoo gezeigten Fischen können männliche Falsche Clown-Anemonenfische zu Weibchen werden.

Bei den Sechsstreifen-Lippfischen, den Flammen-Fahnenbarschen oder den Putzerfischen können die Weibchen zu Männchen werden.

Bei den Aldabra- und den Galapagos-Riesenschildkröten sowie beim Breitschnauzenkaiman bestimmt die Bruttemperatur das Geschlecht.

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