Der zweijährige Elefantenbulle Umesh ist an einem in der Zoowelt gefürchteten Virus erkrankt. Eine Behandlung wurde eingeleitet.
Familiengruppe (v.l.): Chandra, Umesh, Omysha, Indi.
Familiengruppe (v.l.): Chandra, Umesh, Omysha, Indi. - Zoo Zürich

Die meisten Elefanten, sowohl in Zoos als auch in der Natur, sind Träger des so genannten Elephant Endotheliotropic Herpes Virus (EEHV). Dieses Herpesvirus ist vor allem bei Jungtieren der bedrohten Asiatischen Elefanten gefährlich, da nicht alle über genügend Antikörper verfügen.

Im Zoo Zürich, wie in vielen anderen Zoos, wird daher regelmässig auf das Virus getestet. Am Donnerstag wurde das Virus im Blut des am 5. Februar 2020 im Zoo Zürich geborenen Elefantenbullen Umesh entdeckt. Die darauffolgende umfassende Blutuntersuchung zeigte besorgniserregende Veränderungen, woraufhin die Tierärzte entschieden, sofort eine Therapie zu starten.

Ein gefürchtetes Virus

Das EEHV ist unter Elefanten stark verbreitet, weshalb die meisten Tiere irgendwann in Kontakt mit ihm kommen und sich anstecken. Vor allem bei älteren Elefanten bricht die Krankheit jedoch nicht aus, da das Immunsystem den Ausbruch des Virus verhindern kann.

Neugeborene sind vorerst noch durch die Antikörper der Mutter geschützt. Lässt der mütterliche Schutz nach und sind noch keine eigenen Antikörper gebildet, kann es zu einem Ausbruch der Krankheit kommen. Bricht das Virus aus, kann es die EEHV Hemorrhagic Disease auslösen, eine Krankheit, die zu inneren Blutungen und multiplem Organversagen führen kann.

Der Tod kann innerhalb weniger Stunden oder Tage nach dem Ausbruch der Krankheit eintreten. Bei Asiatischen Elefanten kommt es durch das Virus regelmässig zu Todesfällen. Bis zu 65 Prozent aller Todesfälle junger Asiatischer Elefanten in europäischen und amerikanischen Zoos lassen sich auf EEHV zurückführen.

In wilden Populationen häufen sich zudem Berichte über Todesfälle bei Jungtieren aufgrund von EEHV, das Ausmass ist aber noch unklar. Auch der Zoo Zürich hat schon Elefanten durch das Virus verloren. So konnte bei den Bullen Xian (Tod im Jahr 1999) und Aishu (gestorben 2003) das Virus als Todesursache ausgemacht werden.

Behandlungsausgang ungewiss

Eine Impfung gegen das Virus gibt es noch nicht, weshalb es erst nachdem es bereits ausgebrochen ist, behandelt werden kann. Bei Umesh besteht die Behandlung aus der Verabreichung von antiviralen Medikamenten. Für diese Behandlung muss Umesh zwei Mal täglich von der Gruppe abgetrennt und, je nach Behandlungsdauer, sediert werden.

Ältere Tiere sind durch ein regelmässiges medizinisches Training so gut trainiert, dass eine Behandlung oft ohne Sedation möglich ist. Die Behandlung von Umesh folgt wissenschaftlichen Leitlinien, die aufgrund von Erfahrungen in anderen Zoos aufgestellt wurden. Etwa dreissig Prozent der Behandlungen sind erfolgreich.

Umesh zeigt bis jetzt noch keine gravierenden Symptome der Krankheit und das Herpesvirus wurde bei ihm früh entdeckt. Zudem zeigt er sich bei der Behandlung kooperativ. Dies lässt den Zoo Zürich auf eine Genesung von Umesh hoffen. Der Ausgang ist jedoch ungewiss.

Durch den unermüdlichen Einsatz der Tierärzt, der Kuratorin sowie aller Tierpfleger ist Umesh in besten Händen. Für die beiden Schwestern von Umesh, Omysha (8) und Chandra (20), sowie für die Mutter Indi (36) besteht keine akute Gefahr. Alle Tiere werden aber laufend überwach

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