Überraschende Neuzugänge gibt es zum Anfang des neuen Jahres nicht nur im Zoo, sondern auch auf Sumatra in der Heimat der Sumatra-Orang-Utans.
Sumatra-Orang-Utans
Junge Sumatra-Orang-Utans im PanEco-Schutzprogramm. - Stiftung PanEco

Rundeng, wie wir sie nennen, ist der jüngste, je in die Auffang- und Pflegestation des Orang-Utan-Schutzprogramms gebrachte Orang-Utan-Patient. Der grosse Unterschied zu Utu: Rundeng hat keine Mutter mehr, die sich liebevoll um sie kümmert.

Das müssen die Pflegerinnen der Auffang- und Pflegestation übernehmen. Denn Rundeng wurde in den letzten Tagen des alten Jahres alleine in einer Palmölplantage aufgefunden – gerade einmal zwei Wochen alt.

Zum Glück wurde die Polizei angerufen, die das Baby in die Station des Orang-Utan-Schutzprogramms brachte. Das Orang-Utan-Schutzprogramm ist eines von acht vom Zoo Zürich unterstützten Naturschutzprogrammen.

Von der Schweizer Stiftung PanEco betrieben

Es wird von der Schweizer Stiftung PanEco zusammen mit der Indonesischen Partnerstiftung YEL betrieben und engagiert sich seit rund 20 Jahren ganzheitlich gegen das Aussterben der Orang-Utans und für den Schutz ihres Lebensraums, des tropischen Regenwalds. Kern des Programms ist der Aufbau von zwei neuen OrangUtan-Populationen.

Der Tiere werden aus Käfighaltungen gerettet oder aus den Fängen von Schmugglern befreit und vom Team der Auffang- und Pflegestation gesund gepflegt, aufgezogen und sorgfältig auf ein Leben in der Wildnis vorbereitet. Sind sie psychisch und physisch gesund, werden die Tiere in eine der beiden Auswilderungsstationen gebracht und im geschützten Regenwald angesiedelt.

Zur gleichen Zeit wie Rundeng, wurden innerhalb von nur zwei Wochen sieben weitere Orang-Utans eingeliefert. Acht neue Orang-Utans in der Auffang- und Pflegestation innerhalb weniger Wochen – das ist durchaus aussergewöhnlich. Im letztjährigen Mittel waren es pro Monat 2.2 Orang-Utans.

Immer mehr sehr junge Patienten in die Station

Zudem scheint sich ein Trend zu bestätigen, den die PanEco-Mitarbeitenden seit mehreren Monaten auf Sumatra beobachten: Es kommen immer mehr sehr junge Patienten in die Station. Das kann unter anderem daran liegen, dass gefangen gehaltene Jungtiere rascher als früher gemeldet werden, weil sich die Bevölkerung vermehrt der Illegalität dieses Tuns bewusst ist.

Die Sensibilisierungsarbeit diverser Artenschutzorganisationen, darunter auch PanEco, scheint also Früchte zu tragen. Zudem funktioniert die staatliche Aufsichtsbehörde in Sumatra immer besser und Wildtierschmuggler werden immer öfters an der Grenze gestoppt.

Rundeng und die anderen Jungtiere werden im Durchschnitt etwa sechs Jahre in der Auffang- und Pflegestation verbringen, bis sie bereit sind für einen Umzug in eine unserer Auswilderungsstationen auf Sumatra. Die jungen Orang-Utans stellen grosse Ansprüche an die Pflegerinnen der Auffang- und Pflegestation. Ähnlich wie Menschenbabys sind die Kleinen auf eine engmaschige 24-Stunden-Betreuung angewiesen.

Wärme und Nähe sind wichtige Faktoren

Trotz der grossen Nähe, die bei dieser Betreuung entsteht, müssen sich die Pflegerinnen immer bewusst sein, dass die Orang-Utans Wildtiere sind und als solche auch in den Regenwald zurückkehren werden. Wärme und Nähe sind aber wichtige Faktoren, damit sie sich gesund entwickeln können.

Die aufwändige Betreuung zur Rettung der kleinen Orang-Utans ist zwingend nötig. Der Hintergrund: In Südostasien werden immense Flächen an Regenwald gerodet. Der weltweite Hunger nach Palmöl wächst in rasantem Tempo.

Der Regenwald in Indonesien und Malaysia muss daher Palmöl-Monokulturen weichen. Dadurch verlieren zahlreiche Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum, so auch der Orang-Utan.

Zweite Chance auf ein Leben im Regenwald

Je kleiner der noch verbleibende Lebensraum der «Wald-Menschen» wird, desto mehr kommt es zu Tier-Mensch-Konflikten in den angrenzenden Plantagen. Orang-Utans sterben beim Versuch der Menschen, sie zu vertreiben.

Zurück bleiben oft die Jungtiere der getöteten Mütter. Zum Glück werden einige wenige von ihnen gemeldet und in die Obhut des Orang-Utan-Schutzprogramms gebracht. Sie erhalten damit eine zweite Chance auf ein Leben im Regenwald.

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