Neuer Anbieter Topps bringt gemischte Gefühle ins Sammelbild-Fieber der bevorstehenden Fussballeuropameisterschaft in Deutschland.
EM 2024
Das Logo der EM 2024. - keystone

Sammeln, Tauschen, Kleben. Es ist – gut drei Wochen vor dem Start der Fussballeuropameisterschaft in Deutschland – wieder Zeit für das Sammelbild-Fieber. Für die Fans der Bilder ändert sich mit einem Anbieterwechsel aber viel. Der ganz grosse Ansturm auf die Sticker ist noch ausgeblieben.

Neue Zeiten im Sammelbild-Markt

«Topps» statt «Panini-Bildli» heisst es heute. An der Fussball-EM 2024 stellt die italienische Kultmarke zum ersten Mal seit 44 Jahren nicht das offizielle Sammelalbum des Turniers. Sie wurde vom amerikanischen Hersteller Topps überboten.

Es geht um viel Geld. Panini hat im Jahr 2018 durch die Weltmeisterschaft in Russland 1,3 Milliarden Euro umgesetzt. Die «Winter-WM» in Katar im Jahr 2022 hat den Italienern hingegen weniger eingebracht. Die Erwartungen wurden wegen des späten Zeitpunkts des Turniers «nach unten angepasst».

Nun ist also Topps am Zug. Und im Gegensatz zur letzten Fussball-WM in Katar, findet die Europameisterschaft in Deutschland wieder zur «richtigen» Jahreszeit statt. Wird somit das «Panini-Fieber» von «Topps-Fieber» abgelöst?

Gemischte Rückmeldungen von Verkaufsstellen

Topps liess eine entsprechende Anfrage unbeantwortet. Das Feedback der Verkaufsstellen fällt jedenfalls gemischt aus. Man sei «zufrieden» mit dem ersten Monat, heisst es mehrheitlich und vielsagend bei Valora, Interdiscount und Co.

Erfahrungsgemäss nehme das Interesse laufend zu, je näher das Turnier komme, erklärte der Kioskbetreiber Valora. Das Sammelfieber breche «jeweils erst gegen Beginn eines Turniers» so richtig aus.

Der Abverkauf der Topps-Sammelkarten und -Alben entwickle sich «sehr erfreulich» liege und über den Erwartungen, hiess es bei der Migros. Die Verkaufszahlen lägen über denen der Panini-Bilder der letzten EM.

Schweizer EM-Teilnahme beeinflusst Sammelbild-Nachfrage

Bei der Coop fällt die Nachfrage hingegen «geringer» als an früheren Turnieren aus. Und die Nachfrage an einer EM sei grundsätzlich geringer als an einer WM.

Immerhin und ebenfalls grundsätzlich: Die Bilder verkaufen sich besser, wenn die Schweiz an einem Turnier dabei ist. Es besteht also noch Hoffnung.

«Heute war wieder tote Hose», erklärt derweil Joe Bürli, Inhaber des Kiosks Quellenstrasse in Zürich. Und: «Heute verkaufe ich nur halb so viele Sticker und Alben wie früher». Mit der Aussage «früher» blickt Bürli weit zurück. Denn seit 2006 verkaufen auch Grossisten wie Migros, Coop oder Aldi sowie Online-Händler die Fussball-Sticker.

Die Herausforderung der Vollständigkeit

Davor lag der Verkauf von Panini-Bilder alleine in den Händen der Kioske – und spielten eine nicht unerhebliche Rolle. Valora hob in früheren Jahren stets den «Panini-Effekt» hervor: In Jahren, in denen es Bildchen der Ballkünstler zu kaufen gab, war das Jahresergebnis meist besser.

Wer sich vorgenommen hat, das neue «Topps»-Album vollzukriegen, muss viel Geduld mitbringen – und Geld. Nicht weniger als 728 Sticker müssen eingeklebt werden, für die WM in Katar waren es noch 670 und für die letzte EM 2022 in England 528.

Das liegt unter anderem daran, dass der Sammler auch Spieler aus neun Ländern einkleben darf, die die Qualifikation nicht geschafft haben. Dazu kommen diverse Zusatz-Sticker zu jedem Team. Dabei fehlen viele Stars, weil die Bildrechte noch bei Panini liegen.

Die Einführung von Trading Cards

Doch die Amerikaner wollen noch viel mehr. Bei den klassischen Klebestickern und Karten werden immer wieder auch einige der wertvolleren Trading-Cards eingestreut, die sonst nur in teureren Paketen zu erwerben sind.

Die vorne und hinten bedruckten Karton-Kärtchen erfreuen sich bei Fans in den USA grösster Beliebtheit. Das Sammeln von «Trading Cards» ist ein lukratives Geschäft geworden, seltene Karten verkaufen sich für Unsummen.

Hierzulande scheint Topps den Trend jedenfalls noch nicht etablieren zu können: Die Sammlerkarten verkaufen sich «klar weniger gut» als die regulären Sammelbilder, hiess es etwa bei der Migros.

Konkurrenz durch NFTs

Zudem gibt es starke Konkurrenz für die «Bildli» durch «Non Fungible Tokens» (NTFs) – auch das Sport-Business hat die Token für sich entdeckt. In den USA jedenfalls verlagert sich der Hype um die Sticker zunehmend ins Internet.

Auch dieser Trend aus den amerikanischen Profiligen ist offenbar noch nicht nach Europa übergeschwappt. «Bei uns können wir noch keinen Einfluss von NFT ausmachen», meint etwa Valora. Denn die Klebebilder seien nach wie vor emotional geprägt. Eben: Sammeln, Tauschen, Kleben.

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