Wie der Regionalverband Zofingenregio meldet, finden am 17. und 18. Juni 2023 die Flüchtlingstage statt. Eine Gastfamilie öffnete ihr Zuhause für Flüchtlinge.
Zofinger Gastfamilie.
Nazar und Andriana S. mit ihrem Sohn (links) sowie Martina und Patrick Sch. mit ihren Kindern (rechts). - Regionalverband Zofingenregio
Ad

Am 17. und 18. Juni 2023 finden die diesjährigen Flüchtlingstage Zofingen unter dem Motto «Mitten in der Gesellschaft» statt.

«Gastfamilien sind sehr wertvoll für Geflüchtete», weiss Maria Weber, Co-Leiterin der Regionalen Integrationsfachstelle Zofingen.

Die Unterbringung von Flüchtlingen inmitten der Gesellschaft führe dazu, dass Integration besonders gut gelingt.

«Dabei geht es um mehr als ein Dach über dem Kopf: Gastfamilien beantworten Alltagsfragen, stehen bei Behördengängen zur Seite, ermöglichen die neue Sprache zu üben und unterstützen bei der Gesundheitsversorgung, Kinderbetreuung sowie Arbeits- und Wohnungssuche», erklärt sie.

Familie Sch. beherbergte eine Flüchtlingsfamilie aus Ukraine

Ausserdem schaffe diese Unterbringungsform sowohl für die Geflüchteten als auch für die lokale Bevölkerung einen Mehrwert.

So war es auch bei Familie Sch. aus Zofingen. Sechs Monate lang beherbergte sie eine Flüchtlingsfamilie aus der Ukraine.

Gleich nach Kriegsausbruch sei für ihn als Geschichtslehrer klar gewesen: «Das ist kalter Krieg. Wir nehmen Flüchtlinge auf», erzählt Patrick Sch., verheiratet mit Martina und Vater von zwei kleinen Jungs.

Gesagt, getan, über eine von englischen Studenten geführte Online-Plattform kam man schnell in Kontakt mit Familie S. aus Lviv, einer Stadt in der Westukraine.

Die kleine Familie ist wieder vereint

Nazar S. (32), verheiratet mit Andriana (32) und Vater eines kleinen Sohnes, hatte die Ukraine bereits kurz vor Kriegsausbruch verlassen und war nach Polen geflüchtet.

Nach den ersten Bombenangriffen auf ukrainische Städte flüchtete auch Andriana mit ihrem Sohn und ihrer Mutter mit dem Zug Richtung Westen.

Sie haben Glück und kommen wohlbehalten bei Nazar in Polen an. Die kleine Familie ist wieder vereint.

Während Andrianas Mutter nach kurzer Zeit in die Ukraine zurückkehrt, verbringt Familie S. einige Monate an verschiedenen Plätzen in Polen.

Nazar, Andriana und ihr Sohn kamen im Mai 2022 bei Familie Sch. an

«Irgendwann haben wir realisiert, dass wir wohl nicht so schnell nach Hause zurückkehren können», erzählt Nazar.

Daraufhin habe er beschlossen, einen Job zu suchen, und zwar in einem deutschsprachigen Land, «weil ich ein bisschen Deutsch kann».

Im Mai 2022 kamen sie in der Schweiz bei Familie Sch. an.

Im unteren Geschoss des mehrstöckigen Hauses in der Zofinger Altstadt bewohnten Nazar, Andriana und ihr kleiner Sohn sechs Monate lang das Gästezimmer mit Bad.

Bürokratie sei nicht so schlimm gewesen wie gedacht

«Wir haben uns von Anfang an sehr gut verstanden und viel miteinander unternommen», erzählt Patricks Frau Martina.

Einzig der Kühlschrank in der Küche, den beide Familien gemeinsam benutzten, sei immer furchtbar vollgestopft gewesen, meinen alle vier schmunzelnd.

Auch die drei Jungs hätten gleich schön miteinander gespielt, obwohl sie sich nicht verständigen konnten.

«Motorgeräusche scheinen international zu sein», sagt Patrick lachend. Und die Bürokratie sei nicht so schlimm gewesen wie gedacht: «Wir haben uns immer gut und kompetent beraten gefühlt», erzählt Martina.

Ein erfolgreiches Experiment

Die Flüchtlinge seien schnell in Besitz des Status S und von Geld zum Leben gewesen.

Über ein Temporärbüro fand Nazar nach zweimonatiger Suche einen Job, und im November 2022 konnten Nazar, Andriana und ihr kleiner Sohn eine eigene Wohnung beziehen, auch wenn sich die Wohnungssuche eher schwierig gestaltete, weil die ukrainische Familie keine finanzielle Sicherheit bieten konnte.

Und auch für Familie Sch. waren die sechs Monate des Zusammenlebens ein erfolgreiches Experiment.

Freiwilliges Engagement als Unterstützung für Geflüchtete

Inmitten der Gesellschaft aufnehmen könne man Flüchtlinge nicht nur als Gastfamilie, sondern auch durch freiwilliges Engagement, erzählt Maria Weber.

Anlaufstelle für Freiwillige in der Region Zofingen, die in ihrer Freizeit Asylsuchende und Flüchtlinge bei der Integration unterstützen möchten, ist die Regionale Integrationsfachstelle Zofingen.

Dort werden Fragen und Anliegen rund um das freiwillige Engagement bearbeitet, Angebote von Freiwilligen für Asylsuchende und Flüchtlinge erfasst und koordiniert, Freiwillige bei der Wahl eines geeigneten Einsatzes beraten und aktuelle Einsatzmöglichkeiten für Freiwillige publiziert.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

ZofingenMutterVaterKrieg