Andreas Kaufmann: "Man muss sich engagieren für das Gemeinwohl!"
Andreas Kaufmann, amtierender Gemeindepräsident von Bremgarten über Bürgernähe und das Engagement für das Gemeinwohl.

Wir haben beim letzten Mal über die Nähe zu den Menschen gesprochen, die Sie als Gemeindepräsident haben. Ist das die Art von bürgernaher Politik, die Sie sich wünschen?
Es ist die Philosophie der Grünliberalen, dass man nicht nur informiert, sondern interagiert. Das passt mir eigentlich. Die Menschen haben ja ein Bedürfnis.
Klar ist der Gemeinderat, der aus sieben Personen besteht, eine Art Ersatzöffentlichkeit. Aber wir decken mit sieben Personen nicht das ganze Spektrum ab. Deshalb ist es wichtig, dass man möglichst viele Menschen abholt, und sie fragt, was sie wollen. Manchmal klappt das, manchmal nicht.
Man sollte die Möglichkeit geben, die Bürger und Bürgerinnen bei grossen Sachen wirklich mit einzubeziehen. Das geht natürlich nicht immer, man muss ja auch ein gewisses Tempo haben bei manchen Entscheiden. Aber bei den strategischen, wichtigen Fragen zu interagieren, scheint mir sehr wichtig.
Findet man denn auch Nachwuchs für die Gemeindepolitik?
Sagen wir es so: bei den letzten Wahlen musste man einen Sitz neu besetzen. Da haben sich 14 Kandidaten und Kandidatinnen gemeldet.
Wenn man den ganzen Bereich anschaut, dann haben wir in unserer Gemeinde 27 Positionen, die wir mit Milizpersonal, mit Stimmberechtigten besetzen müssen. Das ist schon ein wenig harziger.
Es gibt natürlich Kommissionen, die mehr Prestige haben, andere haben weniger. Aber das Amt des Gemeinderats hat noch genügend Prestige, dass es Menschen gibt, die bereit sind, ins kalte Wasser zu springen.
War es für Sie auch ein Sprung ins kalte Wasser?
Das war eine spezielle Situation. Damals wurden gerade die Grünliberalen Bern-Mittelland gegründet, und wir wollten Erfahrung gewinnen für kommunale Wahlkämpfe. Bremgarten war die Gemeinde, die gerade als nächstes Wahlen hatte, und so liess ich mich spontan aufstellen. Und wurde auch gewählt.
Was führte Sie denn in die Politik?
Wir waren ein sehr politischer Haushalt, da spielten die Eltern als Vorbilder sicher eine Rolle. Man muss sich engagieren für das Gemeinwohl, das ist völlig normal für mich. Bevor ich in die Politik eingestiegen bin, war ich in vielen Vereinen im Vorstand aktiv.
Die Schweiz, wie sie aufgebaut ist, funktioniert nur, wenn man genügend Leute hat, die sich für Milizämter oder für Vereinsämter zur Verfügung stellen. Das macht die Schweiz aus.
Ich lebe relativ sorgenfrei. Wenn nicht einmal ich mich zur Verfügung stellen würde, wer soll es denn sonst tun? Ich mache das einfach, das gehört dazu.
Und wenn es nicht funktioniert, muss man irgendwann eine Gemeindefusion ins Auge fassen?
Ja, das ist ein anderes Thema…
War es denn für Bremgarten auch einmal ein Thema?
Also die Stadt Bern wollte uns nie. Der letzte Eingemeindungsversuch fand 1946 statt. Die Gemeinde Bremgarten war damals noch eine sozialdemokratische Gemeinde. Hier haben die Arbeiter gewohnt, die in der Spinnerei gearbeitet haben.
Es war damals so, dass das Einkommen am Arbeitsort, nicht am Wohnort versteuert wurde. Deshalb ging es Bremgarten steuerlich sehr schlecht, und man wollte mit Bern fusionieren.
Aber Bern hatte bereits Bümpliz übernommen, das ja auch rot war, und deshalb wollten sie Bremgarten nur nehmen, wenn noch das bürgerliche Muri dazugekommen wäre. Muri hat aber abgelehnt, deshalb ist es nicht dazu gekommen.
Und Fusionen in die andere Richtung, gegen Frienisberg Süd?
Das macht eigentlich keinen Sinn. Wir sind völlig auf die Stadt Bern ausgerichtet. Wir haben auch keine gemeinsame ÖV-Linie auf das Plateau.
Man fusioniert, wenn es einem Vorteile bringt, oder wenn man Probleme nicht mehr alleine lösen kann. Wir haben aber keine Probleme, die wir nicht selber lösen können, und Vorteile sieht der Gemeinderat momentan nicht.