Fabienne Erni ist in Dintikon aufgewachsen. Heute steht die 27-Jährige als Frontfrau der Band Eluveitie auf den grossen Bühnen der Welt.
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Fabienne Erni (27) tourt mit der Folk-Metal-Band Eluveitie um die ganze Welt. - Manuel Schütz Photography / Eighty7Visions
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Nau.ch: Fabienne Erni, du bist in Dintikon aufgewachsen. Was verbindet dich heute noch mit der Gemeinde? Wie oft bist du noch hier anzutreffen?

Fabienne Erni: Ich bin gerade erst wieder nach Zürich gezogen, bin also noch etwa einmal in der Woche in Dintikon anzutreffen. Ich komme aber sehr gerne nach Hause; ich vermisse unseren Hund Leo immer sehr. Ebenso die feinen, veganen Desserts meiner Mutter.

Die meisten meiner Primarschulfreunde sind auch schon weggezogen. Wenn wir aber doch mal alle im Dorf sind, gehen wir spazieren.

Fabienne Erni
Aargauerin Fabienne Erni besucht ihre Familie in Dintikon so oft es geht. - Manuel Schütz Photography / Eighty7Visions

Nau.ch: Du hast den Master in Popgesang abgeschlossen und bist seit 2017 Sängerin der international erfolgreichen Folkmetal-Band Eluveitie. Als du dazugekommen bist, warst du 23. Wie war das für dich?

Fabienne Erni: Es war wirklich eine Achterbahn der Gefühle für mich! Ich wurde schon etwas ins kalte Wasser geworfen und es war – und ist immer noch – eine Challenge. Aber ich liebe Challenges!

Fabienne Erni Eluveitie
Backstage am Download-Festival in England. - Manuel Schütz Photography / Eighty7Visions

Ich war vor Eluveitie schon sehr vertraut mit Folkmusik. Ich habe ein Jahr in Schweden studiert und von dort an hat mich schwedische Folkmusik fasziniert. Deshalb gefiel mir die Musik von Eluveitie mit dem folkigen Anteil sehr gut.

Metal war neu für mich, aber ich liebe es! Ich habe mit Metal meinen Platz gefunden. Und ich mache im Metal, aus technischer Sicht gesehen, eigentlich nichts anderes als Popgesang.

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Fabienne Erni mit Bandkollegin Michalina Malisz am Download-Festival. - Manuel Schütz Photography / Eighty7Visions

Was ich an Eluveitie liebe sind die Folkeinflüsse, auch im Gesang – mit den Ornamentierungen (Verzierungen) und den Vocalbreaks.

Nau.ch: Inwiefern hat dich Eluveitie verändert?

Fabienne Erni: Ich bin definitiv als Künstlerin und Sängerin gewachsen. Eluveitie hat mir eine ganz neue Welt eröffnet. Auf Tour zu sein ist ein ganz spezielles Erlebnis. Es hat nichts mit dem Alltagsleben zu tun, das ich sonst in Zürich habe.

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Eluveitie nach der Show am Download-Festival. - Manuel Schütz Photography / Eighty7Visions

Wir sind in diesen 3,5 Jahren so viel gereist, haben so viele interessante Leute getroffen und neue Kulturen kennengelernt. Regelmässig Konzerte zu spielen gibt Routine und meine Stimme und mein Selbstbewusstsein auf der Bühne sind gewachsen. Videodrehs, Interviews – all diese Sachen habe ich vorher noch nie gemacht.

Nau.ch: Ob Europa, USA oder Japan – ihr seid mit der Band normalerweise gut ein halbes Jahr oder mehr auf Tour. Was bereitet dir am Tourleben besonders Freude – und was vielleicht auch weniger?

Fabienne Erni: Was ich am Tourleben liebe, ist unsere Tour-Bubble. Man ist eine Familie, die nun für den nächsten Monat auf engstem Raum miteinander unterwegs ist. Natürlich ist es nicht nur immer spassig, das Tourleben kann auch anstrengend sein.

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Chaotischer Backstage-Bereich. Fabienne: «Das Tourleben kann auch anstrengend sein.» - Manuel Schütz Photography / Eighty7Visions

Man hat praktisch keine Privatsphäre. Sechsmal pro Woche zu performen zehrt auch an den Kräften. Vor allem, wenn man mal krank ist.

Aber die Unterstützung unserer Fans gibt natürlich so viel Kraft! Auch die Interaktion während des Konzerts ist fantastisch. Ich liebe es auch, mit den Konzertbesuchern und Fans nach dem Konzert zu quatschen und sich auszutauschen.

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Fabienne liebt nach dem Konzert den Austausch mit den Fans. - Manuel Schütz Photography / Eighty7Visions

Was auch immer ein Highlight ist für mich, sind die vielen Weihnachtsmärkte, wenn wir im Dezember auf Europatournee sind. Jeden Tag einen Weihnachtsmarkt in einer anderen Stadt zu sehen.

Nau.ch: Welches Konzert oder welcher Moment ist dir in den vier Jahren in besonderer Erinnerung geblieben?

Fabienne Erni: Oh, es ist echt schwierig, mich für einen Moment zu entscheiden. Es gibt so viele Highlights und tolle Erinnerungen.

Eluveitie Fabienne Erni
Eluveitie 2019 am Festival in Bologna, Italien. - Manuel Schütz Photography / Eighty7Visions

Einer der wohl speziellsten Momente war vor etwa drei Jahren am Summerbreeze: Ich stand alleine vor Zehntausenden Leuten auf der Bühne und habe unseren A-cappella-Song «Artio» gesungen. Das war total crazy! Dieser Song ist so intim. Diesen vor so vielen Leuten zu performen, war wirklich einmalig.

Und beim letztjährigen Summerbreeze hatten wir so viele Pyros auf der Bühne – das war unglaublich! Diese Energie, wenn die Flammen links, rechts, vorne und hinten herausschiessen, war einfach nur fantastisch!

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Fabienne Erni auf der Europatournee 2019. - Manuel Schütz Photography / Eighty7Visions

Nau.ch: Diesen Herbst wäre eine Überseetour mit 30 Konzerten geplant gewesen. Doch aufgrund Corona kam alles anders.

Fabienne Erni: Ja, momentan sind sehr spezielle Zeiten und das Musikbusiness ist natürlich schwer betroffen. In Zeiten wie diesen ist es umso wichtiger, mit den Fans verbunden zu sein. Wir haben verschiedene Wege gesucht und gefunden.

Wir haben eine Serie gestartet, bei der wir verschiedene Musiker interviewt haben. Das war echt toll. So konnten wir auch mit anderen Musikern die jetzige Situation diskutieren.

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Fabienne Erni mit Eluveitie an einem Sommerfestival im Jahr 2019. - Manuel Schütz Photography / Eighty7Visions

Nun ist es auch Zeit für neues Material und wir sind stetig dran. Langweilig wird es definitiv nicht. Ich freue mich aber unglaublich auf die Konzerte, Touren und Festivals, sobald diese wieder stattfinden dürfen.

Im Dezember werden wir an einem Indoor-Festival in Paris spielen, ich drücke die Daumen, dass es stattfinden darf.

Eluveitie Fabienne Erni
Eluveitie auf ihrer Europatournee 2019. - Manuel Schütz Photography / Eighty7Visions

Nau.ch: Wie sahen die letzten Monate bei dir aus? Wie hast du die Zeit genutzt?

Fabienne Erni: Trotz der Corona-Krise war Langeweile bei mir nie ein Thema. Vor etwa vier Monaten haben wir unser Album mit meinem zweiten Projekt «ILLUMISHADE» herausgebracht. Wir spielten mit dem Projekt eine Live-Stream-Release-Show sowie an einem Live-Stream-Festival. Ich bin mit unserem Onlinestore und allem, was so ein neues Projekt mit sich bringt, beschäftigt.

Glücklicherweise sind wir alle ein tolles und eingespieltes Team, denn so ein Do-it-yourself-Projekt bringt viel Arbeit mit sich. Aber es lohnt sich und wir sind sehr stolz darauf!

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Neues Projekt, Gesangsunterricht und mehr – Fabienne Erni wurde es während der Corona-Krise nicht langweilig. - Manuel Schütz Photography / Eighty7Visions

Ebenso nutzte ich die Zeit neben Eluveitie und ILLUMISHADE für Sachen, die ich sonst nie erledigt hätte. Zum Beispiel einfach gründlich aufräumen.

Auch habe ich Covers auf YouTube gepostet und nun Patreon gestartet. Das alles hätte ich sonst wohl nicht gemacht. Patreon gibt mir die Möglichkeit, noch mehr Zeit in Videos zu stecken.

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Fabienne Ernie mit ihren Bandkolleginnen Michalina Malisz (Drehleier) und Nicole Ansperger (Violine, Cello) in Holland. - Manuel Schütz Photography / Eighty7Visions

Ich unterrichte auch Gesang und spielte im Sommer auch mal an einer Hochzeit. Das liebe ich und es hat normalerweise wegen all der Sommmerfestivals nicht viel Platz in meinem Kalender. Dies habe ich diesen Sommer umso mehr genossen.

Nau.ch: Du darfst das letzte Wort an die Fans von Eluveitie richten.

Fabienne Erni: Ich freue mich, bald wieder für euch singen zu dürfen und euch bald wieder zu sehen. Bleibt gesund und positiv – bis bald!

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