Bei der Extremismusfachstelle in Winterthur verschiebt sich allmählich der Fokus.
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Eine Teilnehmerin trägt bei einer Demo gegen die Corona-Massnahmen ein Schild mit der Aufschrift «Corona Fake». (Symbolbild) - dpa-infocom GmbH

In den ersten zwei Jahren seit der Gründung der Extremismus-Fachstelle hatte sie vor allem den gewaltbereiten Islamismus im Visier. Mittlerweile sind es auch coronabedingte Verschwörungstheoretiker.

Seit Beginn der Corona-Pandemie kursiert in den sozialen Medien eine zunehmende Zahl von Verschwörungstheorien, von Bill Gates als Urheber des Virus bis hin zur «wahren Absicht» der Schweizer Landesregierung, eine Diktatur einführen zu wollen.

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Verschwörungstheorien boomen wegen des Coronavirus. - dpa-infocom GmbH

Für die Fachstelle Extremismus in Winterthur ist klar, dass sich bei Menschen, die empfänglich sind für solche Theorien, eine Form des Extremismus entwickeln kann. Viele Betroffene würden sich machtlos und alleine fühlen und deshalb eine grosse Wut entwickeln.

Zu dieser Wut gehöre auch ein generelles Misstrauen in die Arbeit und in die Entscheide der Politik. Für die Fachstelle sind diese Menschen aber keineswegs nur «harmlose Spinner».

Es sei wichtig, den Menschen die Kompetenz zu vermitteln, Verschwörungstheorien richtig einzuordnen, schreibt die Fachstelle in einer Mitteilung vom Dienstag.

In nächster Zukunft müssten deshalb verschiedene Akteure aus Bildung sowie aus Sozial- und Jugendarbeit gemeinsam nach Lösungen suchen. Die Fachstelle will ihren Beitrag dazu leisten, eine neue Form von gewaltbereitem Extremismus zu verhindern.

150 Fälle von gewaltbereitem Islamismus

Gewaltbereiter Islamismus, in Winterthur vor allem im Zusammenhang mit der An'Nur-Moschee, war für die Stadt der Anstoss, eine Extremismusfachstelle ins Leben zu rufen. Seit ihrer Gründung im Jahr 2016 behandelte die Fachstelle 150 Fälle.

Das Thema Islamismus ist in jüngster Vergangenheit etwas in den Hintergrund gerückt. Dafür bekommt es die Fachstelle nun auch mit Links- und Rechtsextremismus zu tun.

Meist wenden sich Angehörige, Behörden oder Lehrpersonen an die Fachstelle, weil sie bei jemandem Veränderungen feststellen und befürchten, dass die Person sich radikalisieren könnte.

Fallbeispiele aus den vergangenen zwölf Monaten sind etwa ein Master-Student, der Frauen nicht mehr die Hand schütteln wollte, oder ein Gymi-Schüler, der befürchtet, dass sein Mitschüler rechtsextrem geworden sein könnte.

Die Fachstelle betreibt aber auch Extremismus-Prävention in einem Kampfsportzentrum. In einer Winterthurer Kampfsportschule wurden in der Vergangenheit schon mehrfach Jugendliche für den IS rekrutiert.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Extremismusfachstelle in Winterthur verschiebt allmählich den Fokus.
  • Bei der Gründung war vor allem der gewaltbereite Islamismus im Visier.
  • Mittlerweile sind es auch coronabedingte Verschwörungstheoretiker.
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