Der HC Rychenberg zieht sich wie weiland Baron Münchhausen an den eigenen Haaren aus dem Sumpf, in den er sich im Startdrittel manövriert hat, und setzt sich gegen Malans mit 9:8 durch.
Unihockey (Symbolbild)
Unihockey (Symbolbild) - Keystone
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Der HC Rychenberg startete richtig schwach in sein Heimspiel gegen Alligator Malans und lag nach zwanzig Minuten adäquat mit 1:6 im Rückstand. Die Punkte waren damit in sehr, sehr weite Ferne gerückt.

Doch die Mannschaft von Philipp Krebs bewies ab dem Mitteldrittel ihre Nehmerqualitäten und eine grosse Moral, holte ab der 29. Minute Tor für Tor auf und setzte sich am Ende noch – nicht unverdient – mit 9:8 durch. Dank dieser Willensleistung, die von den 1220 Zuschauern begeistert honoriert wurde und mit dem Sieg gegen den Tabellendritten belohnt wurde, rückte der HCR auf Kosten von Kantonsrivale Uster erstmals seit dem ersten Spieltag wieder über den Strich vor.

Die Teams des breit gefächerten Mittelfeldes sind freilich auch nach zehn Runden nur durch wenige Punkte getrennt.

Ein Startdrittel zum Vergessen

Im ersten Drittel hatte noch nichts darauf hingedeutet, dass die Winterthurer bereit sein würden, 22 Stunden nach dem Sieg im Cup-Viertelfinal nochmals an ihre Grenzen zu gehen. Sie agierten vorne wie hinten nachlässig und ohne Verve, was ihren Trainer gründlich auf die Palme brachte:

«So können wir nicht auftreten. Wir zeigten ein ziemlich desolates erstes Drittel. Wir liessen die nötige Einstellung vermissen, standen viel zu weit weg von den Gegenspielern und entwickelten keinerlei Druck auf den Ballführenden.»

Malans konnte schalten und walten wie es wollte, nutzte die gewährten Freiräume rigoros aus und erzielte bis zur ersten Sirene sechs grösstenteils schön herausgespielte Tore. HCR-Torhüter Ruven Gruber trug am Fehlstart seiner Mannschaft keine Schuld, war jedoch der Leidtragende.

Um einen Neustart einzuleiten, ersetzte ihn Krebs ab dem Mitteldrittel durch Nicolas Schüpbach. Ebenfalls neu ins Rennen schickte er Jonas Lutz und Daniel Keller, was sich als Glücksgriff erweisen sollte.

Mit dem Rücken zur Wand war der HCR gezwungen, die Kreise der Bündner früher zu stören. Diese offenere Spielweise erfordert Laufstärke und nie nachlassendes Engagement.

Fähigkeiten, die die beiden Flügel zweifelsohne mitbringen.

Reagiert und in den Flow gekämpft

Krebs schildert den ersten Schritt aus dem Malaise so: «Wir wollten so Unihockey zu spielen beginnen, dass wir uns im Spiegel noch anschauen können.»

Die Spieler verstanden und zeigten die erhoffte Reaktion. Sie rackerten ab dem Mitteldrittel unentwegt, gingen lange Wege und verlangtem ihrem Gegner nun alles ab.

Als logische Folge davon wurde die Partie nervöser und auch entschieden physischer. Beide Seiten kamen zu Chancen, doch dauerte es bis zur 29. Minute, bis sich am Resultat etwas änderte.

Harry Braillard, der im Vorjahr noch die Farben der Malanser getragen hatte, sorgte mit einer Einzelleistung scheinbar für etwas Resultatkosmetik. Der Schein trog, denn dieses 2:6 blieb keine Randnotiz, sondern war der Startschuss zu einer Aufholjagd, wie sie selbst im Unihockey selten zu sehen ist.

Und mitten drin stand der – im Startdrittel ebenfalls nonchalante – junge Bündner. Das 3:6 legte er Tobias Studer mustergültig auf und das 4:7 erzielte er mit viel Durchsetzungsvermögen wieder selber.

Erstmalige Führung

Braillard hatte die Begegnung neu lanciert und nachdem Moritz Schaub kurz vor und nach der zweiten Pause zweimal in Überzahl getroffen hatte, war bei den Winterthurern der Glaube an den Sieg endgültig wieder zurück. Den Flow, den sie sich mittlerweile erarbeitet hatten, nutzten sie zur Mitte des Schlussdrittels zum Ausgleich und fünf Minuten später zur erstmaligen Führung.

Diese verteidigten sie in der Folge geschickt und erfolgreich. Krebs musste zugeben, dass «wir im Mitteldrittel nicht kopflos anrannten, sondern Geduld bewiesen, das eine oder andere Mal aber das Glück beanspruchten. Da liessen wir noch Chancen zu, wenn wir im System waren.»

Diese Fehler stellte sein Team im letzten Abschnitt weitgehend ab, sodass der Trainer am Ende von einer Riesenleistung sprechen konnte, die seine Spieler mit ihrer Aufholjagd erbracht hatten. Die Ambience in der erneut gut gefüllten Axa-Arena habe dabei mitgeholfen.

«Nun gilt es, die positiven Emotionen richtig zu nutzen», erklärt Krebs, «schliesslich haben wir einen schwierigen weiteren November vor uns.»

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