Roland Kuster ist seit 2017 Gemeindeammann von Wettingen. Mit Nau.ch spricht er über seine Arbeit im Gemeinderat, den Lockdown und die Zukunft.
Roland Kuster, Gemeindeammann Wettingen. - nau.ch
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Nau.ch: Gibt es gute Neuigkeiten aus Wettingen während der Corona-Zeit?

Roland Kuster: Die Krise hat uns – wie alle anderen – auf dem falschen Fuss erwischt. Die gute Nachricht ist, dass wir sofort reagiert haben. Wir haben unsere ältere Bevölkerung kontaktiert und Hilfe angeboten. Das kam sehr gut an.

Zudem hatten wir dank den schnell umgesetzten Schutzmassnahmen in der Verwaltung und den zugehörigen Betrieben keinen Corona-Fall. Doch es gab einen herben Schlag…

Nau.ch: … das Fest zu Ehren von 975 Jahren Wettingen wurde abgesagt.

Roland Kuster: Die Absage der «Atmosphäre» trifft uns sehr! Gerne hätten wir ein grosses Fest auf die Beine gestellt. Doch aufgrund der Vorgaben des Bundes und dem Schutz der Bevölkerung war eine Absage unvermeidlich. Ein Verschieben macht keinen Sinn, zu viele Faktoren sind ungewiss.

Aber wir wären nicht Wettingen, wenn wir jetzt in Gram verfielen. Es gibt einen kleinen Trost: Die Feier zur Eröffnung des Tägis wird nachgeholt.

Rathaus Wettingen. - nau.ch

Nau.ch: Welche Herausforderungen stellen sich der Gemeinde im Zusammenhang mit Corona?

Roland Kuster: Vieles wird sich erst in den kommenden Monaten abzeichnen. Die finanziellen Mittel der Gemeinde lassen keine prall gefüllten Hilfsprogramme zu. Wir haben ein Auge auf alle, die in diesen schwierigen Zeiten unsere Hilfe am nötigsten haben.

Wir stehen bereit, um unkomplizierte Lösungen für Betroffene anzubieten. Wir erwarten für die Folgejahre tiefere Steuererträge, deshalb gilt es auf der Ausgabenseite sehr sorgsam zu sein.

Das Gewerbe hingegen können wir mit unseren vorhandenen Mitteln nicht unterstützen. Ich sehe es als Aufgabe von Bund und Kanton, hier auszuhelfen. Zudem rufen wir die Bevölkerung zur Solidarität auf: Liebe Wettinger, kauft in unseren Läden ein, nutzt örtliche Restaurants!

Nau.ch: Welche anderen Herausforderungen – neben Corona – gibt es für Wettingen?

Roland Kuster: Damit wir eine attraktive Gemeinde bleiben, haben wir in den letzten Jahren kräftig investiert, etwa beim Tägi und in die Schulen. Entsprechend hat Wettingen nun Schulden. Diese wollen wir nicht den zukünftigen Generationen überlassen, sondern vorzeitig abbauen.

Die Bevölkerung hat eine Steuererhöhung jedoch abgelehnt. Aktuell erarbeiten wir das Budget 2021.

Stadt Wettingen.
Stadt Wettingen. - Nau.ch / jpix.ch

Nau.ch: Welche Projekte werden Sie in den kommenden Jahren beschäftigen?

Roland Kuster: In den nächsten 10 Jahren ist eine Zunahme der Bevölkerung im Limmattal um bis zu 25% möglich. Als Teil der Agglomeration hat Wettingen auf diese Zahlen wenig Einfluss. Handeln sollten wir trotzdem. Es muss mehr Wohnraum und kommunale Infrastruktur gebaut werden, doch wir wollen zukünftigen Generationen auch nicht nur überbaute Flächen überlassen.

Wir werden in die Höhe bauen müssen und massvoll die bestehende Siedlungsfläche entwickeln. Sie sehen, Herausforderungen gibt es genug – dafür bleibt es immer spannend.

Nau.ch: Was mögen Sie an Ihrer Position als Gemeindeammann besonders?

Roland Kuster: Den Austausch mit unserer Bevölkerung! Die Menschen in Wettingen sind gut informiert und kritisch. Wir führen einen fruchtbaren Diskurs. Auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind, dünkt mich, sie schätzen die Arbeit des Gemeinderats.

Eine Umfrage hat zudem gezeigt, dass die Bevölkerung von Wettingen sehr zufrieden ist in ihrer Gemeinde.

Nau.ch: Und wie ist die Arbeit im Gemeinderat?

Roland Kuster: Wir sind alle sehr verschieden. Gekämpft wird mit harten Bandagen, am Ende finden wir gemeinsam eine Lösung und präsentieren sie gegen aussen einig. Ich könnte mir keine bessere Zusammenarbeit vorstellen!

Beim Kloster mit Hochbrücke bei Wettingen.
Beim Kloster mit Hochbrücke bei Wettingen. - Nau.ch / jpix.ch

Nau.ch: Welches ist Ihr Lieblingsort in Wettingen?

Roland Kuster: Schwierig, nur einen zu nennen! Für Sport und Freizeit das Tägi. Ich bin gerne in der Natur im Eigi und natürlich an der Limmat. Mir liegt das Kloster Wettingen sehr am Herzen: Die Geschichte und die Tradition sind für mich wertvolle Anker in Wettingen. Die Kloster-Halbinsel ist ein einmaliger, schon fast mystischer Ort!

Zur Person

CVP-Grossrat Roland Kuster war von 2008 bis 2016 Mitglied des Gemeinderates und wurde 2017 in das Amt des Gemeindeammanns von Wettingen gewählt. Er ist unter anderem Präsident von Baden Regio, engagiert sich in der Regionale 2025 und ist Präsident der Schulkommission Kanti Wettingen. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.

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