Wärme aus der KVA für knackiges Gemüse
Zürioberland Wirtschaft und die Region ZürichseeLinth luden zum Unternehmergespräch ins Gewächshaus der Gebrüder Meier Gemüsekulturen in Hinwil.

Energie, CO₂, Abfallverwertung, regionale Lebensmittel – «das diesjährige Unternehmergespräch vereint topaktuelle Themen auf sich», sagte Peter Göldi, Geschäftsführer der Region ZürichseeLinth, zur Begrüssung. Rund 180 Gewerbetreibende, Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Behörden folgten der Einladung von Zürioberland Wirtschaft und der Region ZürichseeLinth ins Gewächshaus der Gebrüder Meier Gemüsekulturen AG in Hinwil.
Nach einem spannenden Rundgang durch die Hallen mit Nüsslisalat, Radieschen und Tomaten zeigte Geschäftsführer Fritz Meier auf, wie sein Unternehmen die Abwärme der Kehrichtverbrennungsanlage KEZO Hinwil nutzt, um die Gewächshäuser CO₂-neutral zu beheizen. Im Gegensatz zu anderen Produzenten, die häufig Erdgas verwenden, kann er so auf fossile Brennstoffe komplett verzichten.
Und es steht erst noch genügend Wärme zur Verfügung, um beim Heizen nicht sparen zu müssen. So werden die Pflanzen kräftiger und benötigen weniger Pflanzenschutzmittel.
Eine Tonne Abfall statt 300 Liter Heizöl
Daniel Böni, Geschäftsführer der KEZO, steuerte seine Sicht zu dieser gelungenen Zusammenarbeit bei und lieferte einen Einblick in den «Energie- und Ressourcen-Hotspot» KEZO. Und er sieht noch viel Potenzial: «Theoretisch könnten wir noch zehn weitere Gewächshäuser auf diese Art beheizen.»
Aus einer Tonne Abfall gewinnt die KEZO Heizenergie, die 300 Litern Heizöl entspricht. Bei 200 000 Tonnen Abfall pro Jahr kommt da eine Menge zusammen. Doch es verbergen sich noch mehr Wertstoffe im Abfall: Aus derselben Tonne kann das Team von Böni auch 12 Kilogramm Salz, 200 Kilogramm Mineralien und 30 Kilogramm Metalle herausfiltern. Gerade in Zeiten, in denen immer mehr Produkte aus Verbundstoffen bestehen, ist dies ein wichtiger Prozess.
Ausserdem setzt die Verbrennung von einer Tonne Abfall eine Tonne CO₂ frei. Und damit leitete Böni perfekt auf Daniel Egger über, der als Verkaufs- und Marketingchef das Unternehmen Climeworks vorstellte.
Das ETH-Spin-off filtert CO₂ aus der Luft und verkauft es einerseits als Dünger an Gemüseproduzenten wie die Gebrüder Meier, andererseits als Kohlensäure an Getränkehersteller. So sprudelt das Valser-Mineralwasser nun mit CO₂ von Climeworks.
alls sich einmal kein Anbieter findet, kann Climeworks als letzte Möglichkeit das CO₂ auch in die Erde leiten, wo es versteinert und quasi endgelagert wird. Die Anlagen befinden sich mittlerweile von Italien bis Island in halb Europa; alleine auf dem Dach der KEZO stehen 18 Filteranlagen. Die Vision von Climeworks: «Bis im Jahr 2025 wollen wir 1 Prozent des weltweiten CO₂-Ausstosses einfangen», so Egger.
Dafür wären rund eine Million Filteranlagen nötig – es ist also noch ein weiter Weg.
«Es wird uns in Zukunft viel besser gehen»
Im Kleinen anfangen, um Grosses zu erreichen: Darum ging es auch in der anschliessenden Podiumsdiskussion. Referenten und Teilnehmer debattierten unter der Leitung von Radio-Zürisee-Moderator Martin Diener engagiert und kritisch über die innovativen Projekte. Für ein optimistisches Schlussvotum sorgte dabei Daniel Egger: «Anders als viele Schwarzmaler bin ich absolut davon überzeugt, dass es uns in einigen Jahrzehnten viel besser geht als heute. Es lohnt sich unbedingt, weiter in solche Projekte zu investieren.»