Die Stadtbibliothek Uster hat die Kategorien «Mädchen» und «Jungen» abgeschafft. Künftig könnte die Thematik noch einen Schritt weiter gehen.
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Milena Eberhard ist die Marketingverantwortliche der Stadtbibliothek Uster. - Nau.ch/TanjaAltenburger
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Rund einen Monat ist es nun her, seit die Stadtbibliothek Uster die Kategorien «Mädchen» und «Jungen» abgeschafft hat.

Milena Eberhard, Marketingverantwortliche der Stadt- und Regionalbibliothek, zieht ein erstes Zwischenfazit. «Das Feedback bisher ist äusserst positiv. Die Kategorien vermisst niemand.»

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Die Stadtbibliothek Uster hat die Kategorien «Mädchen» und «Jungen» abgeschafft. - Nau.ch/TanjaAltenburger

Während die betroffenen Kinder selbst nicht viel von der Umstrukturierung mitbekommen haben, gibt es vor allem von den Begleitpersonen lobende Worte.

Auch in der Bibliotheksbranche und in den Medien habe die Abschaffung eine hohe Resonanz ausgelöst.

Kaum Ausleihen vom anderen Geschlecht

Hintergrund der Neuorganisation ist die Masterarbeit von Milena Eberhard. Darin hat sie untersucht, in welchem Ausmass und in welcher Form öffentliche Institutionen wie Bibliotheken ihre Kundschaft beeinflussen.

Die Ergebnisse waren deutlich. Die Kinder und Jugendlichen haben sich ohne Geschlechterstempel 20 Prozent häufiger für ein geschlechtsuntypisches Buch entschieden. Davor lag dieser Wert bei knapp 2 Prozent.

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Die Bücher wurden in bereits bestehende Kategorien umgeteilt. - Nau.ch/TanjaAltenburger

Ob seither mehr Bücher genderübergreifend ausgeliehen wurde, kann nach so kurzer Zeit noch nicht festgestellt werden. «Die Zahlen können sich aber nur steigern.»

Bücher in Uster umgeteilt

Neue Kategorien mussten keine geschaffen werden. «Wir haben die Bücher einfach in bereits vorhandene Kategorien wie Freundschaft, Abenteuer oder Liebe umgeteilt. Es haben alle ein neues Zuhause gefunden.»

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Milena Eberhard konnte ihren Arbeitsplatz gleich für die Untersuchungen ihrer Masterarbeit nutzen. - Nau.ch/TanjaAltenburger

Dass die Bibliothek die Umstrukturierung so schnell und ohne Zweifel angegangen ist, freut Milena Eberhard sehr.

«Wir haben im Team viele Gespräche geführt und als die Ergebnisse der Untersuchung vorlagen, wussten wir, dass wir etwas ändern wollen.»

Genderspezifische Vermarktung

Übernimmt Uster damit eine Vorreiterrolle unter den Bibliotheken?

«Kleinere Bibliotheken haben diese Kategorien meist sowieso nicht.» Für grössere sei es aber durchaus ein Thema. «Ich habe meine Masterarbeit schon an mehrere verschickt.»

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In einem nächsten Schritt könnte die Aufmachung der Kinderbücher überdacht werden. - Nau.ch/TanjaAltenburger

Künftig würde Milena Eberhard mit der Thematik noch einen Schritt weitergehen. «Viele Kinder wären für verschiedene Inhalte offen, werden aber von einem genderspezifischen Cover eher abgeschreckt.»

Das Büchermarketing soll sich demnach also bereits bei den Verlagen von «typisch Mädchen» oder «typisch Jungen» loslösen. «Die Abschaffung dieser Kategorien in der Bibliothek ist aber sicherlich schon ein guter erster Schritt weg von diesen Stereotypen.»

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