Letzte Woche hat Nau.ch über das Lädelisterben in der Region berichtet. Die Ladengruppe aus Münchenbuchsee gibt nun noch zusätzliche Auskunft.
Coronavirus - Irland
Sind geschlossene Läden auch in der Region bald immer mehr Realität? (Symbolbild, geschlossene Shops in Irland.) - dpa
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Die Ladengruppe Münchenbuchsee gibt es seit rund 45 Jahren und ist eine selbstständige Untergruppe des Gewerbevereins KMU Buchsi.

Heinz Wallimann ist Augenoptikermeister und Geschäftsinhaber des gleichnamigen Optiker-Geschäfts. Er ist seit 35 Jahren Mitglied der Ladengruppe.

Zusammen mit den Mitgliedern Heidi und Richard Schönenberger gewährt er einen Einblick in die aktuelle Situation des Gewerbes in Münchenbuchsee.

Ladengruppe Münchenbuchsee
Heinz Wallimann, Mitglied in der Ladengruppe Münchenbuchsee. - zvg

Nau.ch: Wie steht es um die Situation im lokalen Gewerbe?

Ladengruppe Buchsi: Die Situation in unserem lokalen Gewerbe ist nicht sehr erfreulich. Die Kunden bestellen vermehrt online und meiden den Gang in die örtlichen Geschäfte. Da Münchenbuchsee nahe vom Shoppyland und der Stadt Bern liegt, sind potenzielle Mitbewerber leicht erreichbar.

Der sehr gut erschlossene öffentliche Verkehr in Richtung Bern gibt zu viel Anreiz, Waren, die auch im Dorf erhältlich wären, in der Stadt einzukaufen. Es gibt aber auch Kunden, die bewusst in die Läden gehen, um diese zu unterstützen. Das ist wiederum sehr erfreulich.

Ladengruppe
Heinz Wallimanns Geschäft Optik Wallimann. - zvg

Nau.ch: Sind Folgen des Lockdowns bereits zu spüren?

Ladengruppe Buchsi: Bereits vor dem Lockdown war es für das lokale Gewerbe schwierig, die Kundschaft in die Geschäfte zu holen. Das hat sich nun noch verschlimmert.

Unsere Region ist, wie sicher auch alle umliegenden Gebiete, von der Corona-Situation stark betroffen. Viele Kundinnen und Kunden, die vorher nicht digital unterwegs waren, sind nun im Internet aktiv.

Nau.ch: Was wird getan, um das Lädelisterben zu verhindern?

Ladengruppe Buchsi: Um dem Lädelisterben entgegenzuwirken, versuchen die Gewerbetreibenden von Münchenbuchsee mit der Buchsi-Ladegruppe auf sich aufmerksam zu machen. Dies passiert in Form von gemeinsamer Werbung oder Organisation von Events und Aktionen.

Die Ladenbetreiberinnen und -betreiber bieten der Kundschaft gute Beratung an, besuchen Weiterbildungskurse, richten eigene Onlineshops ein und achten auf attraktive Schaufenster.

Durch das Lädelisterben gehen Arbeits-, Lehr- und Schnupperstellen verloren. Das muss verhindert werden.

Nau.ch: Was sind häufige Gründe fürs Lädelisterben?

Ladengruppe Buchsi: Die häufigsten Gründe für das Lädelisterben sind die Nachfolgeregelung, Umsatz- und Margenrückgänge, Bankkreditwürdigkeit, Arbeitspensum, Mitbewerber wie das Internet und die Konkurrenz der Grossverteiler oder Discounter mit Slogans wie «Geiz ist geil».

Nau.ch: Wie können die Einwohnerinnen und Einwohner helfen?

Ladengruppe Buchsi: Wenn sich die Einwohnerinnen und Einwohner von Münchenbuchsee weiterhin an einem lebendigen Dorf mit vielen Geschäften erfreuen wollen, sollten sie vermehrt das Kleingewerbe unterstützen. Ausserdem sollten sie aktiv am Dorfleben teilnehmen, beispielsweise in Vereinen.

Nau.ch: Was sind die Vorteile des lokalen Gewerbes?

Ladengruppe Buchsi: Die gute Erreichbarkeit der lokalen Geschäfte zu Fuss, per Velo, dem öffentlichen Verkehr oder Auto mit direkten Parkmöglichkeiten sind ein Vorteil. Die Kundschaft schätzt auch die persönliche Beratung.

Obwohl Münchenbuchsee eine grosse Gemeinde ist, kennt man sich oder ist zum Teil sogar befreundet. Kundinnen und Kunden, die zum Beispiel viel allein sind, schätzen den sozialen Kontakt in den Läden. Dort können sie ihre Sorgen deponieren und Zuhörer finden.

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