Christian Hofer ist neuer Pfarrer in Münchenbuchsee. Im Interview spricht er über den Start im neuen Job – mitten in der Corona-Krise.
Christian Hofer
Christian Hofer ist neu Pfarrer in Münchenbuchsee. - zvg/Ueli Hiltpold
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Nau.ch: Sie starteten Ihr Amt während der Corona-Krise. Wie war das für Sie?

Christian Hofer: Mein erstes Pfarramt unter so aussergewöhnlichen Umständen anzutreten, war komisch. Vieles war während des Lockdowns nicht möglich, was meinen Einstieg natürlich holprig machte. Andererseits boten sich auch Chancen für Experimente und neue Formen, die wir als Pfarrteam im Normalbetrieb wohl nicht so mutig und kreativ angegangen wären.

Nau.ch: Zum Beispiel?

Mein erster Gottesdienst in der Osternacht führte mich auf den Mont Sujet, wo mein katholischer Kollege Felix Weder-Stöckli und ich die Nacht am Lagerfeuer und unter freiem Sternenhimmel verbrachten. Wir filmten diese Erfahrung, daraus wurde ein Videogottesdienst. Die Videogottesdienste kamen in der Gemeinde sehr gut an und die schönen Rückmeldungen haben mich für mein weiteres Wirken hier in Buchsi motiviert und gestärkt.

Nau.ch: Was können die Menschen Ihrer Meinung nach aus der Corona-Krise lernen?

Corona ist ein Störenfried und unterbricht unser gewohntes Treiben. So viel Schwieriges diese Krise auch mit sich bringt, so viele Chancen bietet sie auch für unser Leben. Durch die Corona-Krise wird uns aufgezeigt, was uns wirklich wichtig ist. Ich persönlich möchte mir das Bewusstsein dafür erhalten, wie viel Schönes, Spannendes und Wertvolles es direkt vor unserer Haustür zu entdecken gibt.

Nau.ch: Sie kommen aus dem Baselbiet. Was für einen Eindruck haben Sie von Münchenbuchsee? Gefällt es Ihnen?

Genau, meine ersten 30 Lebensjahre habe ich im Baselbiet verbracht. Meine Frau kommt aus dem Kanton Bern. Und nach unserer fast einjährigen Hochzeitsreise – mit den Velos kreuz und quer durch Europa – sind wir nun in ihrer Heimat gelandet.

Münchenbuchsee und Umgebung gefällt mir landschaftlich sehr gut. Man ist so schön hügelig eingebettet zwischen dem Jura und den Alpen. Und mir scheint, dass in der Kirchgemeinde Münchenbuchsee – Moosseedorf und in den dazugehörigen Gemeinden sehr viel läuft: die Menschen sind freundlich, motiviert und engagieren sich für ein spannendes und farbiges Zusammenleben.

Nau.ch: Was steckt hinter dem Projekt «Dankstelle»?

Die Idee kam von meinem Pfarrkollegen Martin Stüdeli und ich habe sie dann umgesetzt. Am 20. September wird der Dank-, Buss- und Bettag gefeiert. An einem als «Dankstelle» gekennzeichneten Briefkasten vor unserem Kirchgemeindehaus dürfen die Menschen bis zum 13. September einen Brief oder eine Karte einwerfen.

Sie sollen mir darin mitteilen, wofür sie dankbar sind, wofür sie Busse tun wollen oder wofür sie beten. Ich bin als Neuling natürlich gespannt darauf, was die Gemeinde bewegt. Im Team werden wir die Ergebnisse – anonymisiert natürlich – in die Gestaltung des ökumenischen Gottesdienstes am Bettag einfliessen lassen.

Nau.ch: Welche Ziele haben Sie für die Kirchgemeinde?

Einer meiner Professoren an der Uni hat einmal folgendes Bild benutzt, um Theologie zu erklären: «Zwillinge unterhalten sich im Bauch ihrer Mutter darüber, obs diese gibt oder nicht. Der eine ist der festen Überzeugung, es müsse eine Mutter geben, welche die Zwillinge umgibt, sie nährt, sie trägt. Der andere zweifelt daran, denn er hat die Mutter noch nie gesehen und konzentriert sich lieber auf jene Dinge, die er fassen kann.»

Wenn wir als Kirchgemeinde einen Raum bieten und pflegen können, in dem verschiedenste Menschen sich genau solchen Fragen nach dem Leben, seinem Sinn und Horizont, stellen, dann ist viel getan. Wenn ich als Pfarrer in einem vielstimmigen Dialog befähigend und ermutigend mitwirken kann, bin ich sehr zufrieden.

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