Das Schloss Jegenstorf feiert in diesem und nächstem Jahr sein 300-Jahr-Jubiläum. Ein Rundgang durchs alte Gemäuer mit Museumsleiterin Murielle Schlup.
Schloss Jegenstorf
Im Schloss Jegenstorf werden momentan 30 spezielle Objekte ausgestellt: Hier ein sogenannter Siegelbeutel. - Schloss Jegenstorf / nau.ch
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Der RBS-Zug hält im modernen Jegenstorf, man steigt aus, läuft ein paar Schritte – und landet im 18. Jahrhundert. Quasi direkt neben dem Bahnhof erhebt sich das Schloss Jegenstorf hinter den zwei riesigen, wohl um 200-jährigen Bäumen. Umrundet wird das Barockschloss von einer Parkanlage mit einem künstlichen See, grossen Terrassen und noch mehr eindrücklichen, alten Bäumen.

- Jegenstorf
Schloss Jegenstorf. - Nau.ch / Ueli Hiltpold

Das Schloss Jegenstorf feiert in diesem und nächsten Jahr sein 300-Jahr-Jubiläum. Damals liess der prunk- und reichtumliebende Graf Albrecht Friedrich von Erlach die ehemalige mittelalterliche Wehrburg in einen eleganten Barocklandsitz umbauen. Der alte Bergfried der Burg ist noch erhalten. Heute ist das Schloss Jegenstorf ein Museum – und eine gefragte Hochzeitslocation – die der Stiftung Schloss Jegenstorf gehört.

Schloss und Schlosspark Jegenstorf.
Schloss und Schlosspark Jegenstorf. - Nau.ch / Ueli Hiltpold

Coronavirus brachte alles durcheinander

Murielle Schlup ist Kunsthistorikerin und leitet das Museum. Die beiden Jubiläumsjahre sind spezielle Jahre für sie, das Coronavirus brachte die ursprünglichen Pläne zu den Feierlichkeiten gehörig durcheinander.

So war das Jubiläumsjahr am Anfang nur auf ein Jahr beschränkt, andere Ausstellungen und Veranstaltungen waren geplant, Ausstellungsobjekte konnten wegen der geschlossenen Grenzen nicht geliefert werden, es wurde viel umdisponiert und umgeplant.

Murielle Schlup
Murielle Schlup, Museumsleiterin und Kunsthistorikerin. - zvg

Von einem Zimmer aufs ganze Schloss verteilt

Die momentan aktuelle Sonderausstellung «300 Jahre – 30 Objekte», die Schätze aus der Sammlung des Schlosses zeigt, hätte eigentlich nur in einem Saal Platz gefunden. Jetzt sind die Objekte im ganzen Schloss zu finden.

Die ursprünglich ebenfalls auf 2020 geplante Sonderausstellung «Wahrhaft fantastisch! 300 Jahre Barockschloss» ist auf 2021 verschoben worden. Dort konnten die Ausstellungsobjekte, Figurinen einer belgischen Künstlerin, wegen des Coronavirus nicht rechtzeitig geliefert werden.

«Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht», sagt Murielle Schlup. «Und schlimm ist es ja nicht, dass wir gleich zwei Jahre lang das Jubiläum feiern können», fügt sie schmunzelnd hinzu. Schlup hat sich Zeit genommen, der Reporterin die Sonderausstellung «300 Jahre – 30 Objekte» zu zeigen.

Schloss Jegenstorf
Ein Blick in die prunkvollen Säle des Schloss Jegenstorf.
Ein Blick in die prunkvollen Säle des Schloss Jegenstorf.
Ein Blick in die prunkvollen Säle des Schloss Jegenstorf.
Ein Blick in die prunkvollen Säle des Schloss Jegenstorf.
Ein Blick in die prunkvollen Säle des Schloss Jegenstorf.

Kaufbrief, Fächer, Herrschaftssymbole

In jedem Saal werden Objekte der schlosseigenen Sammlung gezeigt, die sich bisher mehrheitlich in den Archiven und Depots befanden. Viele werden sonst nicht ausgestellt, wie beispielsweise der Kaufbrief, mit dem das Schloss 1720 an den jungen Albrecht Friedrich von Erlach überging. Die Objekte befinden sich in Vitrinen, die teilweise extra hergestellt wurden.

So findet sich unter dem Portrait einer jungen Dame, die einen Fächer in der Hand trägt, fast derselbe Fächer. Unter den Portraits der Männer werden verschiedene Herrschaftssymbole ausgestellt, wie Zepter oder Siegelbeutel, die die Gemalten selbst im Bild halten.

Schloss Jegenstorf
Ein Siegelbeutel, der auch ausgestellt wird. - zvg

Vom Kunstdieb gestohlen

Die Objekte sind wunderschön, wertvoll – und erzählen alle eine eigene Geschichte. So wird den Besuchern die reichhaltige Geschichte der Berner näher gebracht – von politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen bis zum Leben und Alltag im Schloss.

Die Objekte sind jedoch nicht nur geschichtsträchtig – sondern manchmal auch ziemlich kurios. Da gibt es beispielsweise eine Pfeife mit eingearbeitetem Totenschädel, den Vor-Vor-Vorläufer des heutigen Kinos, eine Mini-Kanone, oder eine Tabakdose zu bestaunen, die vor einigen Jahren von einem berühmten Kunstdieb aus dem Schloss gestohlen und durch eine Reihung von Zufällen ihren Weg wieder zurückfand.

Schloss Jegenstorf
«Memento mori»: Eine Tabakpfeife mit einem Totenkopf. - zvg

Plaudernde Dienstmägde

Die Sonderausstellung ist bis zum 18. Oktober geöffnet, es finden öffentliche Führungen statt. Die nächste ist am 26. Juni 2020 um 16.30 Uhr. Neben der Sonderausstellung finden im Schloss Jegenstorf in diesem Jahr noch zahlreiche andere Events statt, bei denen man plaudernden Dienstmägden aus vergangenen Zeiten zuhören oder sich auf eine Zeitreise ins Jahr 1798 begeben kann, als die einfallenden Franzosen den Weinkeller des Schlosses leerten.

Mehr Informationen zum Jubiläumsprogramm finden Sie auf der Website des Schloss Jegenstorf.

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