Margret von Bergen hat gerade ihre erste Session im Grossrat beendet. Die Erfahrung hat bei ihr Überlegungen zu ihrem Auftrag für die Gesellschaft geweckt.
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Gerade ältere Menschen sind teilweise noch stark von den Corona-Massnahmen betroffen (Symbolbild) - Keystone
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Zwischen B wie Befehlen und G wie Gehorsam steht L wie Leni

Meine erste Session im Berner Grossrat liegt hinter mir. 160 Parlamentarierinnen und Parlamentarier halfen mit, um das Wohl der gut 1 Mio. Einwohner des Kantons in wegweisenden Bahnen zu lenken. Über 1400 Seiten Sitzungsunterlagen wurden bearbeitet, viele Entscheide gefällt, Aufträge mit Auswirkungen von teils grosser Tragweite erteilt.

Die Thematik Covid 19, welche uns in den nächsten Jahren noch verschiedentlich weiter begleiten wird, war ein beachtlicher Teil der Diskussionen auch rund um die Notverordnungen, welche nun verabschiedet sind und hoffentlich zur nötigen Schadensbegrenzung und Unterstützung zum finanziellen Überleben von vielen Betroffenen dienen.

In all diesem Sein und Tun ist mir folgendes Zitat von Hélder Câmara begegnet: «Es ist nicht schwierig, anderen Befehle zu erteilen. Schwierig ist es, sich selbst zu gehorchen.» Dieses Zitat zeigt mir in offensiver Art und Weise: wer eine Führungsrolle in der Gesellschaft übernimmt, sollte sich den Regeln, deren Beachtung von andern verlangt wird, auch selbst unterwerfen. Diesen Blickwinkel im Auge zu haben fordert und fördert das eigene Handeln und Entscheiden im politischen Kontext… es fordert auch mich.

Im Moment ist ein physischer Aufbruch zu bemerken, viele von uns erleben jetzt eine Art Befreiungsschlag. Verpasstes wird aufgeholt. Die Freiheit kommt langsam zurück.

In all dem erreichte mich kürzlich ein Brief von einer lieben, alleinstehenden 94-jährigen Frau, wohnhaft in einer Bernischen Institution. Sie schreibt: «Liebe Margret es geht uns ja gut hier im Heim. Sie sind sehr streng, wegen dem Virus, aber uns macht das ja nichts. Schon lange vorher konnte ich gesundheitlich nicht alleine auf die Strasse. Wir leben nun in den schönen Erinnerungen. Liebe Grüsse Leni».

Diese Zeilen bewegen und hallen nach, sie richten den Blick auf eine Personengruppe, welche seit gut 3 Monaten teilweise immer noch im Ausnahmezustand lebt. Mir wird bewusst, dass diese leisen Stimmen von Menschen mit Beeinträchtigungen verschiedenster Art, die geduldig ausharren, sich anpassen, sich eventuell gar langweilen, eine Stimme erhalten und gehört werden sollen. Deshalb: «Vielen Dank fürs Aus- und Durchhalten! Von Herzen wünsche ich, dass die Normalität und der Weg zur Aussenwelt bei Euch bald wieder Einkehr finden.»

Was ist hier mein gesellschaftlicher Auftrag und meine Verantwortung, mein (ge)horchen? Es heisst weiterhin die grundlegenden Schutz- und Hygienemassnahmen und Weisungen des BAG zu befolgen. Somit helfe ich auch den obenerwähnten Menschen den Weg in eine normale physische Begegnungszone zu realisieren. Danke für eure Mithilfe, Leni und Co wird’s freuen.

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