Wie die Gemeinde Berneck informiert, ist mit der Bernecker Schnitzelbank nach 60 Jahren wegen Amtsmüdigkeit Schluss und wird 2022 aufgehoben.
Beim traditionellen Schnitzelbängg bereiten die Sänger Ereignisse aus dem vergangenen Jahr auf ironisch bis sarkastische Weise auf. - Keystone
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Was waren das für schöne und fröhliche Abende, wenn die Schnitzelbankgruppen durch die Bernecker nur-knapp-an-einer-Haube-vorbei Gastronomie zogen, wenn sie ursprünglich im Hirschen und im Dreikönigssaal, später dann auch im Ochsen, in der Maienhalde, der Braui, im Rössli und in der Traube nach Basler Muster ihre Sechszeiler vortrugen.

Seit sechzig Jahren Schnitzelbank in Berneck

Seit 1961 war es im Weindorf Brauch, jeweils zu Fasnacht kuriose Ereignisse zu kommentieren oder die lieben Mitbürger, die während des Jahres verhaltensauffällig geworden waren, mit gutmütigem Spott durch den Kakao zu ziehen – und zu jedem Sechszeiler als Pointe noch ein Helgenbild zu zeigen, die dann von den darauf abgebildeten Zielen der Narreteien gekauft wurden.

Ja, 60 Jahre ist es her, dass Ernst Jäckli, Sohn des damaligen Gemeindeschreibers Walter Jüstrich und Willi Schegg mit der Schnitzelbank GmbH die erste Gruppe gründeten, die mit Trommelschlag von Wirtschaft zu Wirtschaft zog, um mit ihren Sprüchen und Gesängen die Gäste zu erheitern – oder auch zu erbosen. Aus diesen Anfängen entwickelte sich dann die bekannte alljährlich wiederkehrende Schnitzelbanktruppe.

Komische und originelle Namen

Im Laufe der Jahre waren es viele Gruppen, meist mit komischen und originellen Namen wie MiniSprützer, Lismernoodle, newsComer, Überfliegair, Beizefäger, Räbahäxa und die Uusgschlossene oder Bäredräck, die «Comeback-Gruppe» der MiniSprützer. Aus und vorbei. Denn die Überfliegair wollten nach 20 Jahren nicht mehr. Auch von den anderen Gruppen kamen Signale, dass sie nicht mehr mitmachen wollen. Vergebens waren auch die Bestrebungen, frische Gruppen zu motivieren.

Obwohl die Organisation jedes Jahr beinahe ein Selbstläufer war. Man einigte sich, wann welche Gruppe in welchem Restaurant sein sollte und sprach im Vorhinein die verschiedenen Sprüche ab, damit es nicht zu Wiederholungen kam. Doch das Ende der Bernecker Schnitzelbank hat nichts mit dem Organisationsaufwand zu tun.

«Die Schnitzelbankgruppen hatten von Jahr zu Jahr mehr Mühe, sich neu zu erfinden und den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Neue Ideen waren rar und die Vorbereitungen wurden immer zähflüssiger. Aus einer Umfrage heraus wäre nur noch die Guggemusig übrig geblieben. So kamen die Schnitzelbankgruppen zum Entschluss, dass es am Besten ist, einen Schlussstrich zu ziehen», berichten René Lei und Philipp Färber im Gespräch.

Schluss mit grossen und kleinen Skandalen

Also Schluss mit den grossen und kleinen Skandalen, die es immer wieder um den Schnitzelbankabend gab. «Alle Gruppen waren immer darauf bedacht, niemanden blosszustellen. Dennoch mussten die MiniSprützer einmal sogar vor den Friedensrichter, weil sie sich über den Übernamen eines Mitbürgers lustig gemacht hatten. Und uns von den Überfliegairn wurden vom Pfarrer einmal gehörig die Leviten gelesen, als wir die Modernisierung der Kirche mit Kartoffelchips statt Hostien verlangt hatten.»

Dummheiten und Missetaten

Wer wird ab jetzt dafür sorgen, dass die Bernecker für ihre unter dem Jahr begangenen Dummheiten und Missetaten genüsslich durch den Kakao gezogen werden? Wer weiss.

Zum einen gibt es ja noch mit dem Guggemonster einen Fasnachtsevent in Berneck. Und schliesslich gibt es ja auch Untote. Vielleicht feiert die Schnitzelbank dereinst eine Wiederauferstehung.

Jedenfalls treffen sich die bisherigen Akteure und Freunde der Schnitzelbank am 1. März 2022 ab 19 Uhr im Wein Berneck zu einer «Abdankung», wo man Geschehenes aus 60 Jahren Schnitzelbank Revue passieren lassen und sicher den einen oder anderen besonders lustigen Vers zum Besten geben wird.

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