Ruth Roduner, die Tochter des ehemaligen St. Galler Polizeikommandanten Paul Grüninger, ist am 29. Dezember 2021 gestorben. Sie hatte sich stets für die Rehabilitierung ihres Vaters eingesetzt und sie war auch Gründungspräsidentin der Paul-Grüninger-Stiftung.
ruth roduner
Ruth Roduner (hier im Jahr 2005) ist am 29. Dezember 2021 gestorben. - keystone

«Wir nehmen Abschied von unserer Mutter, Schwiegermutter, Grossmutter und Urgrossmutter» schreiben die Angehörigen von Ruth Roduner am Montag in einer Traueranzeige. Auch die Paul-Grüninger-Stiftung teilte den Tod der Stifterin und Gründungspräsidentin mit und ehrte sie für «ihren Mut, ihre Klugheit und ihre Liebenswürdigkeit».

Am 28. Oktober 2021 durfte Ruth Roduner noch ihren hundertsten Geburtstag feiern. Seit einigen Jahren lebte sie in einem Altersheim in St. Gallenkappel. Roduner war eine der letzten Zeitzeuginnen der Heldentaten ihres Vaters.

Paul Grüninger rettete in den Jahren 1938 und 1939 mehrere hundert jüdische Flüchtlinge vor dem sicheren Tod. Trotz schweizerischer Grenzsperre nahm er sie in St. Gallen auf, missachtete die Weisungen des Bundes und übertrat auch Gesetze, um die Flüchtlinge zu schützen.

Anerkennung für seine Taten erhielt Paul Grüninger, der entlassen und wegen Amtspflichtverletzung und Urkundenfälschung verurteilt worden war, bis zu seinem Tod keine. Erst im Jahr 1993 wurde er durch die St. Galler Regierung politisch rehabilitiert. Die juristische Rehabilitation folgte 1995, als das Bezirksgericht St. Gallen ein Urteil gegen Grüninger aufhob und ihn posthum freisprach.

Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) arbeitete erst 2014 seine Beziehung zu Paul Grüninger auf. Der Verband entschuldigte sich daraufhin bei Ruth Roduner und sprach ihr schliesslich eine lebenslange monatliche Zuwendung aus dem Memorialfonds als Zeichen der Wertschätzung zu.

Der SIG trauert auf seiner Homepage «um eine beeindruckende und engagierte Persönlichkeit». Ruth Roduner habe die Geschichte ihres Vaters weitergetragen und sich um die Erinnerung an sein menschliches und vorbildhaftes Handeln verdient gemacht, so dass auch spätere Generationen von diesen Ereignissen lernen könnten.

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