Die Polizei verhinderte am Sonntag in Gerlafingen SO ein Aufeinandertreffen von gegnerischen Eritrea-Gruppen. Beim Einsatz wurden zwei Personen leicht verletzt.
In Gerlafingen SO musste die Polizei am Ostersonntag eine Auseinandersetzung zwischen gegnerischen eritreischen Gruppen verhindern. - Tiktok/@Rust-Giveaway

Das Wichtigste in Kürze

  • In Gerlafingen SO rückte die Polizei am Sonntag mit einem Grossaufgebot aus.
  • Die Beamten verhinderten ein Aufeinandertreffen von gegnerischen eritreischen Gruppen.
  • Laut einer Mitteilung wurden bei dem Einsatz zwei Personen leicht verletzt.
Ad

Zwei Gruppen von Eritreern sind am Sonntag in Gerlafingen SO aneinandergeraten. Die Kantonspolizei Solothurn rückte mit einem Grossaufgebot aus, wie sie auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Sie bestätigte damit einen Bericht der «Solothurner Zeitung».

In einer Mitteilung am späten Sonntagabend teilte die Polizei schliesslich mit: «Ein Aufeinandertreffen der beiden Parteien konnte erfolgreich verhindert werden.» Dabei wird der «verhältnismässige Einsatz eines Wasserwerfers» und auch «Tränengas» erwähnt.

Haben Sie den Grosseinsatz der Polizei in Gerlafingen beobachtet?

Beim Einsatz wurden demnach zwei Personen leicht verletzt: Eine Polizeiangehörige durch einen Steinwurf und offenbar auch eine Teilnehmerin der eritreischen Gruppierung. Mehrere Personen seien kontrolliert worden, zu vorläufigen Festnahmen sei es aber nicht gekommen, heisst es von der Polizei.

«Gegen 20 Uhr war der Grosseinsatz beendet», schreibt Mediensprecherin Astrid Bucher. Im Einsatz standen demnach rund 60 Polizistinnen und Polizisten der Kantonspolizeien Solothurn und Bern.

350 Anhänger des eritreischen Diktators in Gerlafingen SO

Was war passiert? Am Ostersonntag fand im Gerlafingerhof in Gerlafingen eine Veranstaltung von eritreischen regimetreuen Anhänger statt. Rund 350 Anhänger des Diktators Isaias Afewerki hatten sich zu dem Anlass eingefunden.

Auf Streams auf TikTok war zu sehen, wie die Besucherinnen und Besucher Flaggen des Regimes hatten. Zudem wurden Diktator-freundliche Ansprachen gehalten. Die Kantonspolizei hatte laut Mitteilung Kenntnis von dem Anlass und eine entsprechende Lagebeurteilung durchgeführt. Im Verlaufe des Nachmittags hätten sich schliesslich mehrere Polizeibeamte zum Gerlafingerhof eingefunden.

Gerlafingen
Die Polizei verhinderte das Aufeinandertreffen gegnerischer Eritreer-Gruppen in Gerlafingen SO mit Wasserwerfer und Tränengas. - Tiktok

Die Polizei schreibt in der Mitteilung: «Aufgrund der Verbreitung der Veranstaltung in den Sozialen Medien, musste davon ausgegangen werden, dass sich regimekritische Gruppen mobilisieren.» Als Unterstützung sei in der Folge die Kantonspolizei Bern mit mehreren Einsatzkräften sowie einem Wasserwerfer beigezogen worden.

«Das Areal sei grossräumig abgesperrt geworden, heisst es weiter. Damit sollte ein mögliches Aufeinandertreffen der beiden Gruppierungen verhindert werden. Die Regimeanhänger seien von der Kapo ausserdem dazu aufgefordert worden, die Veranstaltung etwas früher zu beenden.

Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein

Gegen Abend hätten sich dann tatsächlich rund 180 regimekritische Personen am Anlassort eingefunden, um die Veranstaltung aktiv zu stören. Wie die Polizei erwähnt, seien diese zum Teil mit Steinen, Eisenstangen und Stöcken bewaffnet gewesen. «An einer Deeskalation waren beide Seiten nicht interessiert», heisst es in der Mitteilung.

Wie die «Solothurner Zeitung» berichtet, waren eritreische Afewerki-Gegner aus der ganzen Schweiz angereist, um gegen die Feierlichkeiten zu demonstrieren. In dem Bericht wird ein junger Mann mit folgenden Worten zitiert: «Wir sind nicht aus unserer Heimat geflohen, wo Terror herrscht, dass hier Leute dieses Land und seinen Diktator feiern.»

Gerlafingen SO
Bei der Demonstration der eritreischen Regimegegner wurden Personen kontrolliert, aber niemand wurde verhaftet. - Tiktok

Laut der Polizei hätten die rund 350 Regimeanhänger gegen Abend ihre Veranstaltung beendet. «Dank der Polizeipräsenz» seien sie sicher von Gerlafingen weggefahren, heisst es. Gleichzeitig hätten Regimekritiker versucht – «trotz Abmahnungen der Polizei» – zum Gerlafingerhof zu gelangen. Darauf setzte die Polizei den Wasserwerfer und Tränengas gegen die Demonstrierenden ein.

Kritik am Vorgehen der Polizei

Das Vorgehen der Polizei sorgte beim eritreischen Medienbund Schweiz für Kritik. Gegenüber der «SZ» sagte ein Vertreter: «Es eskaliert wieder." Der Mann berichtete, dass mehrere Personen nach Gerlafingen gereist seien, um die Demonstrierenden zu beruhigen.

Doch diese Möglichkeit habe man gar nicht bekommen. Die Polizei sei direkt aggressiv vorgegangen und habe Wegweisungen erteilt, kritisiert er. Ein Sprecher des eritreischen Medienbundes, der vor Ort war, sagte: «Es ist extrem schwierig, den Leuten und der Polizei klar zu machen, was in diesen Menschen vorgeht.«

Gerlafingen SO
Die Polizei ging gegen demonstrierende Regimegegner mit Wasserwerfer vor. - Tiktok

Und weiter: «Sie haben alles verloren, wegen dem Terror-Regime. Und hier in der Schweiz lässt man die Anhänger davon einfach Feste feiern, als wäre nichts.»

Im vergangenen Jahr kam es in der Schweiz und in Europa wiederholt zu Ausschreitungen zwischen Eritreern. Unter anderem intervenierte die Polizei bei einer Schlägerei in Opfikon ZH. In Rüfenacht bei Bern wurde eine Kundgebung wegen Sicherheitsbedenken kurzfristig abgesagt.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Kantonspolizei BernOsternSolothurnTerrorGerlafingen