Er ist wieder da! Wunschkandidat Timo Lippuner (41) kehrt zum NLA-Spitzenklub Sm’Aesch Pfeffingen zurück und tritt damit die Nachfolge von Andi Vollmer an.
Timo Lippuner Sm'Aesch Pfeffingen
Timo Lippuner kehr zu Sm’Aesch Pfeffingen zurück, wo er enorm erfolgreich arbeitete. - Manu Schenker
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Der ehemalige Schweizer Nationaltrainer Timo Lippuner führte die Schweiz an die Europameisterschaft und Sm’Aesch Pfeffingen zu den grössten Erfolgen in seiner Clubgeschichte. Anschliessend wechselte er als erster Schweizer Trainer in die Deutsche Bundesliga, wo er drei Jahre die Roten Raben in Vilsbiburg trainierte. Zuletzt war er als Cheftrainer des NNV in Aarau tätig.

Im Nau-Interview spricht Timo Lippuner über seine Freude zurück nach Aesch zu kommen, die anstehende Kaderplanung sowie darüber, wie er Sm’Aesch für die besten Schweizer Talente wieder interessant machen will und seine sportlichen Ambitionen.

Nau.ch: Wie sehr freuen Sie sich, kommende Saison wieder als Trainer von Sm’Aesch Pfeffingen zu arbeiten?

Timo Lippuner: Ich freue mich natürlich sehr auf meine Rückkehr ins Baselland! Seit meinem Weggang 2017 habe ich den weiteren Weg von Sm’Aesch intensiv weiterverfolgt und es ist grossartig zu sehen, wie sich der Club weiter professionalisiert hat, beispielsweise im Marketingbereich und im Auftritt. Ein Tram, welches ein Bild der eigenen Mannschaft durch die Stadt fährt, hat ja nun nicht jedes Team.

Nau.ch: Wie weit sind Sie bereits bei der Kaderplanung für die Saison 2022/23?

Timo Lippuner: Wir sind wie alle Clubs mitten in der Planung und den Gesprächen für die kommende Saison, was viel Zeit beansprucht. Der Fokus des Clubs liegt aber natürlich erst Mal auf den Playoffs. Es ist also noch zu früh, um Aussagen zur Personalplanung tätigen zu können.

Nau.ch: Was halten Sie von der US-Amerikanerin Maddie Haynes – welche Stärken hat sie?

Timo Lippuner: Sie spielt eine starke Saison in Cheseaux. Eine grossgewachsene Angreiferin, die ihre Stärken auf jeden Fall in der Offensive hat und gewohnt ist, viel Verantwortung zu übernehmen.

Nau.ch: Wie stehen die Chancen, dass sie nächste Saison in Aesch spielen wird?

Timo Lippuner: Selbstverständlich schauen wir uns alle Spielerinnen in der aktuellen NLA an und analysieren, wer für unsere Ziele ins Team passen würde. Wer hier für uns dann effektiv interessant sein könnte, wird sich im Laufe unserer Evaluierung zeigen, aktuell ist es wie gesagt noch zu früh, um Aussagen in Personalfragen treffen zu können.

Nau.ch: Was halten Sie von Lia Chiara Capraro, die mit dem Volley1-Award als beste Schweizer Spielerin der NLB ausgezeichnet wurde – wo sehen Sie ihre Stärken?

Timo Lippuner: Ich habe sie in der NLB spielen sehen, sie ist eine wichtige Scorerin ihres Teams. Sie verfügt über eine sehr gute Sprungkraft, ist sehr dynamisch und übernimmt sehr viel Verantwortung auf dem Feld.

Nau.ch: Wie weit stehen die Verhandlungen mit ihr?

Timo Lippuner: Wir sind auf jeden Fall an ambitionierten jungen Spielerinnen interessiert, aber auch hier sind wir wie gesagt noch nicht so weit, Aussagen treffen zu können.

Timo Lippuner Sm'Aesch Pfeffingen Volleyball
Timo Lippuner gilt als hervorragender Ausbilder von jungen Spielerinnen. - volley-aarau.ch

Nau.ch: Treten Lia Chiara Capraro und Tabea Eichler in die Fussstapfen von Starspielerin Maja Storck?

Timo Lippuner: Jede junge Spielerin soll die bestmögliche Version von ihr selbst werden. Ich bin mir sicher, dass Spielerinnen wie Maja Storck Idole sind und junge Schweizerinnen inspirieren und motivieren, den Schritt in den Profisport zu gehen.

Lia und Tabea sind noch jung und es ist deshalb noch nicht abzusehen, wohin ihr Weg sie führen wird. Aber natürlich hoffe ich für den Schweizer Volleyballsport, dass beide starke Volleyballprofis werden, und das traue ich ihnen auf jeden Fall zu.

Nau.ch: In der Deutschen Bundesliga gelten Sie immer noch als hervorragender Ausbildner. Welche Erwartungen haben Sie als Trainer an junge Talente wie Capraro und Eichler?

Timo Lippuner: Ich wünsche mir natürlich, dass junge Talente sich auch hohe Ziele setzen und hart dafür arbeiten. Das ist leider nicht selbstverständlich, aber unerlässlich. Das wichtigste sind neben guten Voraussetzungen und einer Portion Ehrfurcht vor allem Geduld, denn nur wenige schaffen den Schritt vom Nachwuchstalent zur Profispielerin.

Gute Leistungen im Nachwuchs sind noch lange keine Garantie für eine Profikarriere, dazu braucht es das richtige Mindset und lange, harte Arbeit und wohl auch mal das Quäntchen Glück zur richtigen Zeit.

Timo Lippuner
Timo Lippuner arbeitete auch erfolgreich in der Deutschen Bundesliga. - Hermann Boxleitner

Nau.ch: Macht es aus Ihrer Sicht Sinn, einzelne herausragende Schweizer Toptalente wie Lia Chiara Capraro und Tabea Eichler schon früh auch zu den Nationalmannschaftszusammenzügen einzuladen?

Timo Lippuner: Das kommt immer auf die Nationalmannschaftplanung an: Hat man nur wenig Aktivitätstage und eine wichtige EM-Qualifikation vor sich, gibt es nicht viel Zeit, um Perspektivspielerinnen zu sichten. Andererseits zeigt die Erfahrung, dass sich bei Fehlen von erfahrenen Spielerinnen immer auch wieder eine Chance für hungrige junge Spielerinnen ergeben kann.

Letztlich spielt es definitiv auch eine Rolle, wer für die Nationalmannschaft auflaufen will und verfügbar ist oder eben nicht, das führt auf einigen Positionen mangels Alternativen dazu, dass man eine Nachwuchsspielerin nachnominieren muss.

Immer wieder wird allerdings unterschätzt, was von einer Spielerin bei internationalen Einsätzen physisch und psychisch verlangt wird. Allein schon der Aufbau in wenigen intensiven Wochen verlangt den Spielerinnen viel ab. Langjährige Erfahrung hilft da auf jeden Fall, aber auch junge Spielerinnen können mit der entsprechenden Unterstützung herangeführt werden.

Nau.ch: Sm’Aesch hatte in den letzten Jahren sowohl bei den Schweizer Talenten wie Korina Perkovac oder Fabiana Mottis gegenüber Kanti Schaffhausen und vor allem NUC oft das Nachsehen. Wie wollen Sie Sm’Aesch für die besten jungen Spielerinnen attraktiver machen?

Timo Lippuner: Sm’Aesch hat ein sehr professionelles Umfeld und bietet für alle Spielerinnen sehr gute Bedingungen. Das gilt insbesondere auch für junge Spielerinnen. So hat beispielsweise auch die bereits erwähnte Tabea Eichler den Weg ans Rheinknie gefunden, aber auch andere Schweizer Nationalspielerinnen wie Gabi Schottroff, Livia Zaugg und zuletzt Méline Pierret und Sarah van Rooij haben in der Vergangenheit nach Sm’Aesch gewechselt. Deshalb sehe ich in diesem Bereich keinen markanten Unterschied zu den anderen Schweizer Clubs.

Vor allem für junge Spielerinnen gibt es viele Faktoren, die zur Wahl des Clubs führen. So ist logischerweise auch die Studiumssituation mitentscheidend, wofür es in Basel ebenfalls sehr gute Möglichkeiten gibt. Ich finde, wir sind in Sm’Aesch deshalb für die besten Schweizer Spielerinnen jeden Alters auf jeden Fall attraktiv.

Nau.ch: Werden Sie auf Schweizer Toptalente bauen, sie regelmässig in der Meisterschaft einsetzen - oder sie als «Edel-Reservisten» versauern lassen?

Timo Lippuner: Volleyball ist ein Teamsport und jede einzelne Spielerin ist ein wichtiges Element im Teamgefüge. Es gibt für mich nicht sowas wie «Edel-Reservisten», ich habe als Trainer 12 oder mehr Spielerinnen und baue auf jede einzelne von ihnen.

Nau.ch: Herr Lippuner, Hand aufs Herz: Wollen Sie mit Sm’Aesch die Meisterschaft gewinnen?

Timo Lippuner: Natürlich will ich mit Sm’Aesch um Titel mitspielen!

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