Karl Gauschi: «Darfst deine Seele nicht an den Beruf verlieren»
Der 80-jährige Menziker Karl Gautschi hat bis heute an die 600 Lesungen gehalten. Für ihn gibt es nichts Befriedigenderes, als Menschen zum Lachen zu bringen.

Nau.ch: Bezirkslehrer, Kolumnist, Satiriker, Schriftsteller und den eigenen Menzach-Verlag. Wie blicken Sie auf die vergangenen Jahrzehnte zurück?
Karl Gautschi: Geboren bin ich im Sternzeichen der Zwillinge und ich bin ein typischer Zwilling: Ich liebe die Abwechslung und habe das Glück, über verschiedene Begabungen zu verfügen. Was allerdings den Zwilling ebenfalls kennzeichnet, ist die bedauerliche Tatsache, dass er zwar in vielen Bereichen gut, aber leider in keinem absolute Spitze ist.
Ich absolvierte neben Beruf und Schriftstellerei seinerzeit in drei Jahrzehnten auch noch über vier Jahre Militärdienst. Die Lehrerkollegen sagten damals wahrscheinlich heimlich, ich müsse wohl zumindest ein guter Offizier sein, die Militärkameraden dachten, ich sei wohl ein guter Schriftsteller, und die Schriftsteller, ich sei wohl ein guter Lehrer.
Nau.ch: Was würden Sie Ihrem früheren «Ich» heute gerne sagen?
Ich hätte drei Ratschläge. Erstens: Du darfst deine Seele nicht an den Beruf verlieren – das Wichtigste im Leben ist und bleibt die Familie. Zweitens: Wenn du in vielen Bereichen tätig sein willst, musst du unbedingt früh lernen, ein sehr guter Organisator zu sein. Und drittens: Lerne gründlich Englisch!

Nau.ch: Sie schreiben seit den 60er/70er-Jahren Satiren und Humoresken sowie seit den 80ern auch einige heimatkundliche Bücher. Was fällt Ihnen leichter?
Das sind zwei ganz unterschiedliche Arten von Literatur. Ich bin ein ungeduldiger, spontaner Mensch, alles muss bei mir schnell erledigt sein und daher sind meine Satiren immer kurz. Ich bekunde deshalb Mühe, mich lange mit einem historischen Stoff zu beschäftigen.
Nau.ch: 2019 ist Ihr 19. Buch «Streiflichter auf die Geschichte von Menziken» erschienen. Wie waren die Resonanzen zum Buch?
Die Buchvernissage wurde zu einem riesigen Erfolg, der Gemeindesaal war prallvoll und die Menzikerinnnen und Menziker stürzten sich auf die Bücher. Kaum waren die «Streiflichter» erschienen, mussten wir eine kleine Zweitauflage drucken lassen.

Nau.ch: Machen Sie sich vorgängig genau Gedanken, was Sie schreiben möchten, oder setzen Sie sich einfach hin und fangen spontan an zu schreiben?
Der Stoff für Satiren überfällt mich. Die Idee, ein historisches Thema bearbeiten zu wollen, reift hingegen allmählich und über längere Zeit hinweg.
Nau.ch: Was war für Sie rückblickend Ihr grösster Erfolg als Schriftsteller?
Mein erfolgreichstes Buch, «Vom Alltag und anderen Unglücksfällen», ist jetzt in der 3. Auflage verfügbar. Am Schönsten waren für mich aber die gegen 600 Lesungen, die ich im Verlauf der Jahrzehnte in Volkshochschulen und Bibliotheken, an Veranstaltungen von Kulturkommissionen, in militärischen Stäben, Service-Clubs, Schulen, Vereinen und Verbänden halten durfte. Es gibt nichts Befriedigenderes, als Menschen zum Lachen zu bringen.

Nau.ch: Haben Sie schon ein nächstes Buch in Planung?
Momentan arbeite ich an einer Sammlung regionaler Sagen; aber ich denke nicht, dass daraus ein Buch entstehen wird – es gäbe wohl zu wenig Käuferinnen und Käufer. So etwas finanziert heute leider niemand mehr.
Zur Person
Karl Gautschi ist am 9. Juni 1939 geboren. Sein Hobby ist das Schreiben. Gautschi hat eine Frau, zwei erwachsene Töchter und zwei Grosskinder.






