Reto Baumgartner, Mitgründer der Oltner Veranstaltungsplattform Eventfrog, spricht mit Nau über die aktuelle Situation und wie die Zukunft aussehen könnte.
Evenfrog Reto Baumgartner
Das Oltner Unternehmen Eventfrog habe sich im vergangenen Jahr der neuen, aussergewöhnlichen Situation angepasst, erzählt Reto Baumgartner, Mitgründer von Eventfrog. - z.V.g.
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Über 1'000 Events und 250'000 Tickets wurden von der Veranstaltungs- und Ticketingplattform Eventfrog vor der Corona-Pandemie pro Monat publiziert und verkauft.

Eventfrog wurde 2016 von Reto Baumgartner zusammen mit den Mitgründern Mike Müller und Urs Koller als Spin-off von MySign gegründet.

Mittlerweile hat sich daraus eine Ticketplattform entwickelt, für welche 18 Leute am Hauptstandort Olten und zehn weitere in Berlin arbeiten. Eventfrog ist sowohl für den Ticketkäufer als auch für den Veranstalter kostenlos. Ohne Vertrag kann sich dieser auf der Plattform registrieren und selbstständig einen Event erfassen.

Eventfrog Ticketing
Die Ticketingplattform beschäftigt 18 Leute am Standort in Olten und zehn weitere in Berlin. - z.V.g.

Vergangenen Januar durfte die Firma den Solothurner Unternehmenspreis entgegennehmen und wurde für ihren Einsatz während des letzten Jahres geehrt.

Im Interview erzählt Reto Baumgartner, wie die Pandemie das Business verändert hat, von welcher Illusion bezüglich Eventbranche wir uns verabschieden müssen und auf welchen Partys wir vielleicht schon bald wieder tanzen können.

Nau.ch: Wie hat sich Eventfrog, eine Plattform, die von Veranstaltungen lebt, durch das letzte Jahr geschlagen?

Reto Baumann: Vor Beginn der Pandemie ist unsere Plattform wahnsinnig gut gelaufen. Mit dem ersten Lockdown ist dann alles komplett zusammengebrochen, sämtliche Anlässe wurden abgesagt.

Wir hatten zwar alle Hände voll zu tun, jedoch mit Aufgaben wie Unterstützung der Veranstalter beim Absagen der Events oder der Rückerstattung von Tickets.

Ziemlich schnell haben wir dann nach einer Lösung gesucht, damit wir diese Branche, unsere eigene Branche, in der schweren Zeit unterstützen können.

Entstanden ist eine Aktion mit Spendenevents, welche diversen Veranstaltern schliesslich über 100'000 Franken eingebracht hat.

Den Sommer über konnten wir wieder richtig aufdrehen, kleine Konzerte und Partys haben wieder stattgefunden und wir konnten mit Eventfrog sogar wieder stark wachsen – denn wir gehörten zur ersten Ticketingplattfom, mit der die Veranstalter coronakonforme Events durchführen konnten. Leider jedoch nur bis im Herbst.

Mit dem zweiten Lockdown kam auch für uns der erneute Einbruch.

Nau.ch: Wo liegt momentan der Fokus, da ja noch immer keine Veranstaltungen stattfinden?

Unser Entwicklungsteam hat sehr intensiv an der Weiterentwicklung unserer Plattform gearbeitet. Wir haben neue Tools geschaffen, welche auf die momentane Situation zugeschnitten sind.

Zum Beispiel haben wir beim Ticketing Sitzblockaden eingebaut, damit der Abstand eingehalten werden kann. Auch haben wir die Personalisierung der Tickets und die Handyverifizierung eingeführt.

Wir sind zuversichtlich, dass im Frühling bis Sommer wieder kleinere Anlässe, Events oder Konzerte durchgeführt werden und wir mit Eventfrog rasch wieder auf den Erfolgspfad zurückkehren können.

Nau.ch: Wie wird sich Corona auf die Zukunft von Eventfrog auswirken?

Das ist eine schwierige, unvorhersehbare Frage. Ich denke, Eventfrog kann möglicherweise sogar von der Pandemie profitieren. Wir leben nicht von den Grossveranstaltungen, sondern betreuen solche mit einigen Hundert, allenfalls einigen Tausenden Gästen.

Wir sind ziemlich überzeugt davon, dass Eventfrog gestärkt aus der Pandemie hervorgehen kann. Wir leben nicht von den Megaevents, sondern von den zahlreichen kleinen und mittelgrossen Veranstaltungen, die im ganzen Land zu Tausenden stattfinden und auch als erste wieder möglich sein werden.

Viele Menschen werden in naher Zukunft keine Grossanlässe besuchen, weil sie gar noch nicht stattfinden dürfen oder weil die Menschen gar keine Lust auf Megaevents und Gedränge haben. Dieses Umdenken von Konsumentinnen und Konsumenten könnte zum Trend werden und unser Vorteil sein.

Nau.ch: Welches grosse Projekt steht Evenfrog in den kommenden Wochen und Monaten bevor?

Wir sind gerade dabei, nach Deutschland zu expandieren. Wir sind bereit für den deutschen Markt und haben bereits ein Team in Berlin, welches unsere Plattform vor Ort betreut.

Langfristig ist es unser Ziel, die Eventbranche in ganz Europa zu revolutionieren und unsere Plattform so aufzubauen, dass wir den Veranstaltern jegliche Art von Dienstleistungen, zum Beispiel Ticketing oder Promotion, anbieten und vermitteln können.

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