Finja Basan ist vor zweieinhalb Jahren nach Olten gezogen. Hier hat sie sich ihr Umfeld und ihren Freundeskreis aufgebaut und in der Kulturszene Fuss gefasst.
Finja Basan Olten
Finja Basan ist 26 Jahre alt, kommt ursprünglich aus Hamburg und wohnt nun seit zweieinhalb Jahren in Olten. - Nau
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Finja Basan sitzt im Magazin und strahlt den vorbeigehenden Passanten zu. Wir treffen die 26-Jährige zum Gespräch und wollen wissen; wie kommt man als Hamburger Studentin in die Oltner Kulturszene?

Durch eine Fernbeziehung ist Finja vor dreieinhalb Jahren in die Schweiz gezogen. Das erste Jahr sei für sie eine ganz neue Herausforderung gewesen: «Ich hatte anfangs Mühe, Anschluss zu finden. Die Schweizer pflegen sehr langjährige, intensive Freundschaften und es hat etwas gedauert, mich in den Kreisen zurechtzufinden und mir mein neues Umfeld aufzubauen.»

In den ersten Monaten hat sich die 26-Jährige erst selbst richtig kennengelernt: «Ich habe viel Zeit damit verbracht, mich mit mir auseinanderzusetzen.» Nach Hamburg zurückzukehren, war trotz der anfänglichen Hürden nie ein Thema. «Das hätte mein sturer Kopf nicht zugelassen», lacht sie.

Finja Basan
Finja arbeitet 40% im Marketing für «Kalte Lust». - z.V.g.

Die ersten acht Monate hat Finja bei der Familie ihres damaligen Freundes gelebt und von dort aus ihre Bachelorarbeit geschrieben. Gleichzeitig hat sie angefangen, in verschiedenen Gastrobetrieben zu arbeiten, um etwas Geld zu verdienen.

Unter anderem war sie in der Schmiedstube Niedergösgen, im Isebähnli Trimbach und im Summertime Aarau tätig. «Durch die verschiedenen Stellen habe ich die regionale Gastrolandschaft schnell kennen lernen können.»

Im September hat die Hamburgerin ihr Studium in Ernährungswissenschaften mit Schwerpunkt Marketing abgeschlossen und wurde fast zeitgleich im Restaurant Stadtbad im Service angestellt. Der erste Schritt, welcher sie zu ihrer heutigen Tätigkeit führte:

«Für die kreative Arbeit habe ich mich schon immer interessiert, gerade im Food-Bereich. Durch Zufall hat das Stadtbad jemanden für die Ausarbeitung der neuen Homepage im 20%-Pensum gesucht. Eine Aufgabe, welche ich sehr gerne übernahm und in der ich auch meine Freude an der Fotografie, gerade im Food-Bereich, mit einbringen konnte.»

Finja hat, wie sie selbst sagt, einen sturen Kopf. - z.V.g.

Mittlerweile arbeitet Finja 40% im Marketing für «Kalte Lust», der beliebtesten Glace der Schweizerinnen und Schweizer. Nebenbei ist sie noch immer sowohl für das Stadtbad und das Hotel Olten als auch für den Bernheim tätig. Einen Tag in der Woche geht sie ihren selbstständigen Aufgaben wie dem Schreiben von Kolumnen für den Stadtanzeiger nach: «Ich bin also immer ein bisschen überall.»

Autokino, Wandelbar Festival und 23 Sternschnuppen

Finja hat bereits bei mehreren Veranstaltungen im OK mitgewirkt und ist Mitglied in verschiedenen Kulturvereinen der Stadt Olten. Angefangen hat dies 2018 mit dem Autokino, welches sie bei der letzten Ausgabe unterstützt hatte. Darauf folgte im vergangenen Jahr die Organisation der ersten Ausgabe des Wandelbar Festivals – ein voller Erfolg.

Nicht zuletzt managt die Hamburgerin in Zusammenarbeit mit Tabea Glinz das Sponsoring von «23 Sternschnuppen», dem Oltner Kultur-Adventskalender.

«Die ehrenamtliche Arbeit in der Stadt Olten macht sehr viel Spass und hat mir zudem einige Türen geöffnet. Ich habe schnell gemerkt, dass Vereine in der Schweiz eine gute Möglichkeit bieten, Kontakte zu knüpfen und neue, spannende Menschen kennenzulernen», erklärt Finja.

Finja Basan
Mit ihren zwei Kolleginnen organisiert die Hamburgerin das Wandelbar Festival. - z.V.g.

Dass sie dabei in der Kulturszene gelandet ist, kommt nicht von ungefähr: «Ich war schon immer organisatorisch versiert und bin selbst gern Teilnehmerin an kulturellen Events.» In Hamburg sei sie oft im Theater oder in Musicals gewesen. Olten biete allerdings neue Möglichkeiten für die Umsetzung neuer Anlässe.

«In Hamburg sind die Voraussetzungen, Kultur-Events auf die Beine zu stellen, viel schwieriger. Die Organisationswege sind lang und gehen über mehrere Instanzen. In Olten kannst du etwas in die Hand nehmen – und es schneller umsetzen.»

Dieser Gestaltungsfreiraum und die Motivation der Leute, sich für etwas einzusetzen, schätzt die junge Frau. «Ich sehe gerne zu, wie Dinge entstehen.»

Für Finja ist Olten «Heimat» geworden. Dennoch findet sie klare Worte für jene Anliegen, welche sie beschäftigen. Verbesserungspotenzial sieht sie in und ausserhalb der Kulturszene.

Finja Basan
Das diesjährige Wandelbar Festival musste Finja und ihre Kolleginnen absagen, im nächsten Jahr soll der Event jedoch wieder stattfinden. - z.V.g.

«Ich wünsche mir mancherorts mehr Toleranz und Raum gegenüber Veranstaltungen in der Stadt Olten – auch im öffentlichen Raum.»

Auch wünscht sie sich mehr Beständigkeit und bezieht sich damit insbesondere auf den häufigen Wechsel der Geschäfte: «Ich würde mir diesbezüglich etwas Langfristiges wünschen; Leute mit ausgefeilten Konzepten und einer guten Basis, damit eine lebhafte Innenstadt bestehen bleiben kann.»

«Mag es nicht zu einseitig»

Finja beschreibt sich selbst als kreative Person, sei dies im Berufsalltag, in ihrer Freizeit oder im Privatleben: «Ich brauche meine Zeit, um mich gestalterisch ausleben zu können. Zu viele Einseitigkeit mag ich nicht.»

Um ihren Ideen im Kopf Raum zu geben, hat die Hamburgerin in der Corona-Zeit gemeinsam mit ihrer Kollegin Jamie Mahlstein einen Podcast gestartet: «Pferde Cordon Bleu Hawaii».

Der Podcast «Pferde Cordon Bleu Hawaii» erscheint einmal wöchentlich. - z.V.g.

Der Podcast ist ein Ventil, um Gedanken mit der Öffentlichkeit zu teilen: «Wir greifen ernste, persönliche, aber auch humorvolle Themen auf. Mal zu zweit und mal im Gespräch mit anderen. Bei letzterem geht es darum, die verschiedenen Wege und Geschichten der Leute aufzuzeigen. Wege, welche manchmal in entgegengesetzte Richtungen verlaufen. Oder jene, auf welchen Fehler passieren. Das ist unsere Message.»

«Es lohnt sich immer»

In manchen Wochen hat Finja mehrere Abende mit Sitzungen verplant, trifft sich mit den Organisationskomitees oder ist sonst in Olten unterwegs. «Bei den meisten Vereinen handelt es sich eben um Freiwilligenarbeit. Aber ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Der Aufwand lohnt sich immer für das Endprodukt. Wenn am Ende alle Zuschauer den Event mit einem Lächeln im Gesicht verlassen, bin ich glücklich.»

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