Unternehmen im Jurabogen haben während der Pandemie gute Erfahrungen mit Telearbeit bei Grenzgängern gemacht. Diese sollen in Zukunft bis zu 40 Prozent im Homeoffice arbeiten können.
Telearbeit bleibt laut einer Umfrage auch nach der Corona-Pandemie
Telearbeit bleibt laut einer Umfrage auch nach der Corona-Pandemie - AFP/Archiv

Eine von den Kantonen Waadt, Neuenburg, Jura und Bern in Auftrag gegebene Studie ermögliche zum ersten Mal eine Bestandsaufnahme der Telearbeit von Arbeitnehmern im Jurabogen, hielt der Berner Regierungsrat und Präsident der Vereinigung Arcjurassien, Pierre Alain Schnegg, am Montag an einer Medienkonferenz in Neuenburg fest.

1012 Unternehmen beteiligten sich an der Befragung, die im Februar 2022 vom Büro BASS durchgeführt wurde.

Gemäss einer Hochrechnung hatten zu jener Zeit rund 18'000 Grenzgänger im Jurabogen die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Dies entspreche einer Quote von 21,4 Prozent im Jura bis 28,9 Prozent in Neuenburg, sagte David Eray, Präsident der jurassischen Regierung. Und in der Praxis machten zum Zeitpunkt der Befragung rund 60 Prozent der Angestellten, die die Möglichkeit hatten, zumindest teilweise davon Gebrauch.

Fast 40 Prozent der Betriebe, die im Februar 2022 Angestellte zu einem bestimmten Prozentsatz im Homeoffice arbeiten liessen, boten vor der Pandemie keine derartigen Möglichkeiten an. Die Telearbeit nahm damit zwar zu, führte aber nicht zu Umwälzungen bei der Organisation oder der Entwicklung der Grenzgängerarbeit.

«Die Telearbeit hat nicht zu einer Erweiterung des Rekrutierungspools geführt», hielt der Neuenburger Staatsrat Laurent Kurth fest. Nur zwei Prozent der Betriebe hätten die Absicht geäussert, dass sie in Zukunft mehr Personen einstellen wollten, die weit entfernt von ihrem Wohnort wohnten.

Im Jurabogen (Arc jurassien) arbeiten über 64'000 Grenzgänger, die überwiegende Mehrheit rekrutiert sich aus dem angrenzenden Frankreich. Der Anstieg sei stetig und insbesondere im Dienstleistungssektor zu verzeichnen, hielt Schnegg fest.

Telearbeit biete den Arbeitnehmenden zusätzlichen Lebenskomfort. sagte Nicolas Boudin, Finanzdirektor der Uhrenfirma Tag Heuer. «Die Möglichkeit, Telearbeit zu nutzen, ist nun die erste Frage, die ein Arbeitnehmer stellt, wenn man Personal einstellt», fügte er hinzu.

Aufgrund der ausserordentlichen Situation während der Coronavirus-Pandemie unterzeichneten die französischen und schweizerischen Behörden eine einvernehmliche Vereinbarung, die es Grenzgängern ermöglicht, ihre Tätigkeit von ihrem Wohnort in Frankreich aus ohne steuerliche oder soziale Nachteile auszuüben. Diese Ausnahmeregelung läuft am 30. Juni aus.

Auf beiden Seiten der Grenze herrscht Einigkeit darüber, dass darüber nachgedacht werden sollte, die auf europäischer Ebene beschlossene maximale Telearbeitsquote von 25 auf 40 Prozent, also nicht mehr als zwei Tage pro Woche, zu erhöhen. Auch der Finanzdirektor von Tag Heuer würde dies befürworten, um Schweizer Arbeitnehmende und Grenzgänger gleichzustellen.

«Das Thema muss erneut geprüft, und die Steuer- und Sozialabkommen müssen erneuert werden», unterstrich der Waadtländer Staatsrat Pascal Broulis. Annie Genevard, Vizepräsidentin der französischen Nationalversammlung und Abgeordnete des Departements Doubs, wies darauf hin, dass die französische Nationalversammlung im März eine Resolution zur Telearbeit von Grenzgängern verabschiedet hat.

Wenn die Verhandlungen auf europäischer Ebene zu diesem Thema scheitern, «wird man bilaterale Abkommen mit der Schweiz schliessen», zeigte sich Genevard überzeugt. «Wir sind uns über das Ziel einig und werden auf die erwartete Übereinstimmung hinarbeiten», sagte sie.

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