Das EW Aadorf kauft das Kleinwasserkraftwerk Lutz in Aawangen und sichert die Zukunft.
Kleinwasserkraftwerk
Kleinwasserkraftwerk Lutz in Aawangen. - aadorf
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In Aawangen versteckt sich an der Lützelmurg ein kleines Wasserkraftwerk. Wer vom Dorf Aawangen zur kleinen Brücke am Fluss hinunterspaziert, entdeckt eine alte rot-blaue Francis-Turbine. Nach der Brücke befindet sich links das Turbinenhaus. Wenn man dem Weg durch den Wald weiterfolgt, sieht man nach rund 300 Metern ein kleines Wasserreservoir, wo das Wasser von Restschutt befreit wird. Nochmals 400 Meter weiter, liegt rechts das Wehr mit der Wasserweiche.

Vor etwa 90 Jahren kaufte der Zahnarzt Dr. Hans Lutz das Grundstück und über-nahm die damals bereits bestehende Wasserkraftanlage. Zu jener Zeit wurde sie mit einem Wasserrad betrieben, welches bei der alten Zwirnerei rund 50 Meter neben dem Wohnhaus stand. Die Möglichkeit, mit Wasser selber Elektrizität zu erzeugen, faszinierte den Zahnarzt. Es wurde eines seiner grossen Hobbys.

Mitte der 1950-er Jahre wurde die bestehende Anlage abgebrochen. Eine neue Maschine mit Francis-Turbine fand den Weg nach Aawangen. Dr. Lutz liess direkt am Bach ein neues Kraftwerkgebäude im Vorgarten bauen. 2005 wurde die bewährte alte Francis-Turbine durch eine leistungsfähigere Ossberger-Turbine ersetzt. Diese produziert seither rund 270 Megawattstunden Strom pro Jahr. Dies entspricht etwa dem Stromverbrauch von rund 60 Vier-Personen-Haushaltungen.

Ein Stück Thurgauer Naturstrom

Noch heute beziehen die Nachfahren des Zahnarztes den Strom von ihrem Kleinwasserkraftwerk. Ein grosser Anteil des erzeugten Stroms wird ins Netz eingespeist und als Thurgauer Naturstrom verkauft. Bis Ende 2020 betrieb der Schwiegersohn von Dr. Lutz, Moncef Riahi, das Kleinwasserkraftwerk. Die Frau von Moncef Riahi verstarb 2017, seither kümmert er sich alleine um den Betrieb des Kraftwerks. Das Ehepaar blieb kinderlos und die nächsten Verwandten von Moncef Riahi leben in Tunesien. Mittlerweile ist er 76 Jahre alt und die Arbeit mit dem Kraftwerk ist körperlich anstrengend. So machte er sich Gedanken darüber, wer künftig das schmucke Kleinwasserkraftwerk weiter betreiben könnte. Die Anlage bedeutet für ihn ein Andenken an seinen Schwiegervater und es ist sein grosser Wunsch, dass sein Werk weitergeführt wird.

Moncef Riahi und das EW Aadorf pflegen eine langjährige partnerschaftliche Geschäftsbeziehung. So lag es für Moncef Riahi auf der Hand, dass er das Gespräch mit dem Präsidenten der Betriebskommission des EW Aadorf, Matthias Küng, suchte. Hier stiess er mit seinem Anliegen auf offene Ohren.

Die Gemeinde Aadorf ist seit 1999 Energiestadt und hat diesbezüglich bereits einige Projekte erfolgreich umgesetzt. So erstaunt es nicht, dass die Geschäftsleitung des EW Aadorf, die Betriebskommission des EW Aadorf und letztlich auch der Gemeinderat Aadorf überzeugt waren, das Kleinwasserkraftwerk Lutz käuflich zu erwerben.

Nun galt es den finanziellen Wert der Anlage zu ermitteln. Ein ausführlicher Zustandsbericht, eine wirtschaftlich-technische Beurteilung und die künftig umzusetzenden Investitionen wurden ermittelt. Dabei wurden verschiedenen Aufträge an spezialisierte Fachfirmen vergeben. Ein wichtiger Ansprechpartner in Bezug auf die Konzessionen war das Amt für Umwelt des Kantons Thurgau. Hier wurden die Vertreter des EW Aadorf immer wieder sehr gut und fachkundig beraten.

Ergebnis positiv

Im November 2020 war es soweit und sämtliche Abklärungen führten zu einem Ergebnis. Auch die Verhandlungen mit Moncef Riahi und dessen Berater verliefen positiv. Mittels Durchleitungsrechten und anderen Dienstbarkeiten wurden die Bedingungen für die Übernahme grundbuchamtlich festgehalten. Auch der Verlängerung der bisherigen Konzession sollte nichts mehr im Weg stehen. Die künftigen Investitionen wie beispielweise die Fischgängigkeit und die Sicherstellung der Restwassermenge, werden vom EW Aadorf zeitnah in Angriff genommen.

Sämtliche Projektbeteiligten sind der Überzeugung, dass mit diesem wichtigen Schritt die Zukunft des Kleinwasserkraftwerks Lutz in Aawangen gesichert wurde. So kann auch für die kommenden Generationen weiterhin Naturstrom aus der Lützelmurg gewonnen werden.

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