Vilters-Wangs: Pizolbahnen AG erhält weitere finanzielle Mittel

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Sarganserland,

Wie die Gemeinde berichtet, planen die Gemeinden zusammen mit der Pizolbahnen AG das Vorgehen für eine positive Geschäftsentwicklung über 2023 hinaus.

Dorfbrunnen in Vilters-Wangs mit Blick auf die Kirche.
Dorfbrunnen in Vilters-Wangs mit Blick auf die Kirche. - Nau.ch / Simone Imhof

Die Pizolbahnen AG leistet einen wichtigen Beitrag für die hohe Lebensqualität in Vilters-Wangs und der gesamten Region Sarganserland. Seit Jahren unterstützt auch die Gemeinde Vilters-Wangs die Pizolbahnen AG mit finanziellen Mitteln.

Für die zukünftige Weiterentwicklung der Bergbahnen werden momentan unter der Leitung der Gemeinderäte Vilters-Wangs und Bad Ragaz Möglichkeiten für eine breite und langfristige Unterstützung durch die Regionsgemeinden (Sarganserland und Bündner Herrschaft) für die Pizolbahnen AG angestrebt.

Finanzielle Unterstützung 2018 bis 2023

An der Bürgerversammlung vom 28. März 2018 stimmte die Bevölkerung der Gemeinde Vilters-Wangs einem Gesamtkredit von 945'270 Franken zu, welcher der Pizolbahnen AG in sechs Jahrestranchen von je 157'545 Franken ausbezahlt wird.

Seit dem Jahr 2018 unterstützen neben der Gemeinde Vilters-Wangs auch die Gemeinden Bad Ragaz, Mels, Sargans, Pfäfers und Wartau (total 540'000 Franken, inklusive Beitrag Vilters-Wangs) während sechs Jahren (bis 2023) sowie der Kanton St.Gallen mit jährlich 300'000 Franken über drei Jahre (2018 bis 2020) die Pizolbahnen AG.

Die Stadt Maienfeld sowie die Gemeinden Fläsch und Jenins haben die Pizolbahnen AG in diesem Zusammenhang mit einem einmaligen Beitrag von total 40'000 Franken finanziell unterstützt. Dieses finanzielle Unterstützungspaket sollte der Pizolbahnen AG Zeit verschaffen, um für eine nachhaltige Geschäftsentwicklung die nötigen Massnahmen einleiten und umsetzen zu können.

Erarbeitung «Masterplan Pizol»

Der Verwaltungsrat der Pizolbahnen AG hat den Auftrag entgegengenommen und verschiedene strategische Varianten geprüft. Im Sommer 2020 orientierte die Pizolbahnen AG über den «Masterplan Pizol », welcher durch die Firma grischconsulta Beratungen AG, Maienfeld, im Auftrag der Bergbahnen erstellt wurde.

Die Studie dieser für Tourismus bzw. Bergbahnen spezialisierten Beratungsfirma zeigt auf, wie die Pizolbahnen AG langfristig eigenwirtschaftlich und profitabel betrieben werden könnte. Dieses Ziel kann aber nur langfristig erreicht werden. Voraussetzung ist jedoch, dass am Pizol ein attraktives Leistungsangebot realisiert wird, damit über das gesamte Jahr hinweg erheblich mehr Ersteintritte generiert werden könnten.

In einem ersten Schritt müsste der Pizol als attraktiver Skiberg mit der Realisierung einer grossen Beschneiungs-Infrastruktur gesichert werden. Im Weiteren müssen massive finanzielle Investitionen in die Bahninfrastruktur getätigt werden, welche realistischerweise nicht finanziert werden könnten. Die Präsentation des «Masterplan Pizol» führte zu einer kontroversen Diskussion, auch mit den Gemeinden und weiteren involvierten Kreisen.

Austausch zwischen Bergbahnen und Gemeinden

Am 12. Oktober 2020 lud der Verwaltungsrat der Pizolbahnen AG sämtliche Gemeinde- und Stadträte der Einheimischen-Gemeinden (Gemeinden, von welchen die Bevölkerung heute einen Einheimischen-Tarif geniesst) zu einem ersten «Runden Tisch» ein. Ziel der Veranstaltung war es, allen Teilnehmenden den gleichen Wissensstand über die strategischen Abklärungen zu vermitteln, ein gemeinsames Verständnis für die aktuelle und zukünftige

Situation der Pizolbahnen AG zu erreichen und das weitere Vorgehen bezüglich weiteren strategischen Abklärungen der Pizolbahnen AG mit den Gemeinden zu vereinbaren.

Die Gemeindevertreter am «Runden Tisch» vom 12. Oktober 2020 unterstützten den Verwaltungsrat der Pizolbahnen AG darin, im Grundsatz die Strategie «Status quo PLUS» (Beibehaltung des bisherigen Angebots mit gezielter Ausweitung der Beschneiungsanlagen) zu vertiefen, sodass innert angemessener Frist der Bevölkerung ein Abstimmungsgutachten zur finanziellen Unterstützung (jährlicher Beitrag zur Beseitigung des strukturellen Defizites) des Betriebs der Pizolbahnen AG und zur Mitfinanzierung der Beschneiung vorgelegt werden kann.

Ebenso waren die anwesenden Gemeindevertreter bereit, den Strategieprozess der Pizolbahnen AG durch eine Begleitgruppe (mit je einer Vertretung pro Kommune) aus Vertretern der Gemeinden zu unterstützen.

Strategische Entscheide der Gemeinderäte

Im Frühjahr 2021 nahmen die Exekutiven der «Einheimischen-Gemeinden» zur strategischen Ausrichtung, zum weiteren Vorgehen, zu den Erwartungen an den noch ausstehenden Businessplan sowie zu einigen von der Pizolbahnen AG unterbreiteten Fragen formell Stellung.

Die Gemeinderäte Wartau, Jenins und Fläsch teilten mit, dass sie sich vom «Runden Tisch» zurückziehen und sich nicht mehr weiter am Projekt beteiligen wollen. Der Stadtrat Maienfeld möchte eine weitere finanzielle Beteiligung einer politischen Gesamtsicht unterwerfen.

Die Begleitgruppe hat die Rückmeldungen der Gemeinderäte sowie das weitere Vorgehen anlässlich einer Sitzung am 10. Mai 2021 besprochen. Inhaltlich zeigten sich zwischen den Gemeinden diverse Übereinstimmungen, aber auch einige Differenzen. Folgende wichtigen Rückmeldungen sind von den Gemeinden bei der Pizolbahnen AG eingegangen:

Die Gemeinden unterstützen eine Ausarbeitung des Businessplans mit verschiedenen Varianten der zukünftigen Entwicklung am Pizol. In einzelnen Punkten wurden zusätzliche spezifische Anforderungen formuliert. Die Schaffung einer öffentlichen Infrastrukturgesellschaft für die Investitionen am Pizol wird von allen Gemeinden abgelehnt oder mit grosser Skepsis kommentiert.

Deutlich zum Ausdruck kam, dass sich in Zukunft der Einheimischen-Tarif nur noch auf jene Gemeinden beschränken soll, die auch künftig bereit sind, die Pizolbahnen AG finanziell angemessen zu unterstützen. Ebenso sind die Gemeinderäte grundsätzlich der Auffassung, dass die Gemeinden in Zukunft im Verwaltungsrat der Pizolbahnen AG vertreten sein sollten.

Erarbeitung Businessplan durch Pizolbahnen AG

Am 23. Juni 2021 orientierte die Pizolbahnen AG sämtliche Gemeinderäte anlässlich einer Veranstaltung über den Stand des Businessplanes der Pizolbahnen AG sowie die Rückmeldungen aus den Gemeinderatsbeschlüssen aus dem Frühjahr 2021. Die Businessplanung der Pizolbahnen AG erfolgt auf folgenden Grundannahmen:

Allgemeine Bemerkungen (für alle Varianten)

Im Bereich Unterhalt und Reparaturen sind Aufwände berücksichtigt, die einem guten, ordentlichen Unterhalt entsprechen, damit die Anlagen nachhaltig zuverlässig funktionieren. Bei den Personalkosten sind ein Ausbau des Marketings und ein gewisser Nachholbedarf bei den Personalkosten berücksichtigt.

Auf der Ertragsseite wird im Sinne einer angemessenen Vorsicht jedes dritte Jahr finanziell als «schlechter Sommer» budgetiert. Im Winter wird im Basisszenario mit einer langsamen Erosion der Erträge gerechnet. In den Varianten mit der Umsetzung der Beschneiung 4.0 wird jedes dritte Jahr finanziell als schlechter Winter budgetiert.

Ferner werden die Ergebnisse bei gleichbleibenden Kosten mit um fünf oder zehn Prozent erhöhten respektive verminderten Umsätzen in Form einer Sensitivitätsanalyse ausgewiesen. Bei allen Szenarien wird angenommen, dass die Gemeinden gemeinsam jährlich einen Beitrag von 540’000 Franken (wie im heutigen Umfang) bis ins Jahr 2035/36 leisten.

Variante «Status quo»

Bei dieser Variante werden nur Ersatzinvestitionen in die bestehenden Anlagen getätigt, um den laufenden Betrieb ordentlich zu sichern. Erweiterungsinvestitionen sind keine vorgesehen.

Variante «Status quo PLUS»

In dieser Variante erfolgen zusätzliche Investitionen in die neue Beschneiung. Das Beschneiungsprojekt wurde in der Zwischenzeit rechtskräftig und die entsprechenden Baubewilligungen wurden durch die Gemeinde Vilters-Wangs (im koordinierten Verfahren mit der Gemeinde Bad Ragaz und dem Kanton St.Gallen) erteilt.

Beschneiung

Die Finanzierung der geplanten Beschneiung erfolgt über eine Erhöhung des Aktienkapitals, mit Mitteln aus der Neuen Regionalpolitik (NRP) sowie dem erwirtschafteten Cashflow der Pizolbahnen AG. Das Potenzial an zusätzlichem privatem Aktienkapital wird auf rund 700'000 Franken geschätzt. Die gewünschten Gemeindebeiträge wären bei 5.3 Millionen Franken.

Beurteilung der Varianten

Auf der Basis dieser Grundannahmen können die Erkenntnisse aus der Businessplanung nach den verschiedenen Varianten wie folgt zusammengefasst werden:

Variante «Status quo»

Diese Variante ist von mehrheitlich negativen Jahresergebnissen geprägt. Es ist davon auszugehen, dass gegen Ende der zwanziger Jahre das Unternehmen zahlungsunfähig wird bzw. die notwendigen Ersatzinvestitionen nicht mehr tätigen kann. Die Sensitivitäten zeigen zusätzlich, dass wenn sich schlechte Wintersaisons häufen, die Zahlungsunfähigkeit rascher eintritt.

Das Wintergeschäft ist im Gegensatz zum Sommergeschäft nicht nur vom guten Wetter im richtigen Moment abhängig, sondern zusätzlich auch davon, ob ausreichend Schnee verfügbar ist. Die Gefahr, dass die Schneesicherheit abnimmt, ist wirtschaftlich nicht zu unterschätzen. Das Risiko, über zu wenig Schnee zu verfügen, ist ohne Beschneiung deutlich höher.

Der Pizol würde zunehmend als nicht schneesicher wahrgenommen, was zu einer schleichenden Abwanderung von Gästen in andere Regionen führen würde. Deshalb wird im Szenario mit einem moderaten Rückgang der Ersteintritte im Winter gerechnet.

Soll das Szenario «Status quo» stabil bis 2035/36 durchgehalten werden können, müsste der jährliche Beitrag der Gemeinden deutlich höher ausfallen als berücksichtigt. Das Unternehmen würde dennoch am Ende der Businessplan-Periode nur über geringe finanziellen Reserven verfügen, um in die weitere Zukunft investieren zu können.

Variante «Status quo PLUS»

Diese Variante sieht vor, die Beschneiung über acht Jahre schrittweise zu erweitern. Die entsprechende Investition ist ein deutliches Zeichen dafür, dass der Pizol ein attraktives Winterskigebiet bleiben will und eine hohe Schneesicherheit anstrebt. Damit wird das Wintergeschäft sicherer und ermöglicht es, den Betrieb im Dezember und Januar, namentlich über das wichtige Weihnachts- und Neujahrsgeschäft, abzusichern.

Als Folge des intensivierten Marketings und des Potenzials in der Beherbergung kann mit einem moderaten Wachstum des Umsatzes gerechnet werden. Die Sensitivitäten zeigen einen wesentlich stabileren wirtschaftlichen Erfolg als mit der Variante «Status Quo».

Es ist möglich bis zum Ende der Planperiode die Schulden weitgehend abzubauen und Reserven für die Gestaltung der Zukunft nach 2035/36 zu schaffen. Bei der Variante «Status Quo PLUS» wurde zusätzlich eine Untervariante gerechnet mit einer beschleunigten Realisierung der Beschneiung.

Weiteres Vorgehen bei den Gemeinden

Die Grundlagenerarbeitung durch die Pizolbahnen AG ist nun soweit fortgeschritten, dass die «Einheimischen-Gemeinden» sich grundsätzlich für eines der drei Szenarien entscheiden müssen, bevor weitere Schritte an die Hand genommen werden können.

Den Lead in diesem Prozess haben die Standortgemeinden Vilters-Wangs und Bad Ragaz übernommen. Am 8. November 2021 hat eine Informationsveranstaltung der Gemeinderäte Bad Ragaz und Vilters-Wangs mit den übrigen «Einheimischen-Gemeinden» stattgefunden. Jetzt sind die übrigen, nicht Standortgemeinden, aufgerufen, die entsprechenden Grundsatzentscheide für die finanzielle Unterstützung zu treffen.

Die nächsten Schritte sind nur gemeinsam möglich, wenn alle Gemeinden einen einheitlichen Grundsatzbeschluss fällen. Sollte dies der Fall sein, würde unter den Gemeinden ein Kostenverteilschlüssel durch eine externe Fachperson erstellt sowie die Modalitäten für eine Volksabstimmung in den Gemeinden vorbereitet.

Es ist selbstverständlich, dass die Bürger über die zukünftige finanzielle Unterstützung der Gemeinden informiert werden. Der politische Prozess ist in jeder Gemeinde und in der Region zu führen..

Fazit

Der Gemeinderat Vilters-Wangs sieht sich als eine der zwei Standortgemeinden der Pizolbahnen AG verpflichtet, in diesem regionalen Geschäft eine Leadfunktion zu übernehmen.

Das Ziel ist es, mit allen zukünftig noch beteiligten Gemeinden ein einheitliches Abstimmungsgutachten auf Basis des Businessplanes zu erstellen. Voraussetzung ist allerdings, dass sich die Gemeinden über das zukünftige Szenario in den kommenden Wochen einigen und einen entsprechenden Kostenverteilschlüssel finden.

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