Der Luzerner Regierungsrat hat analysieren lassen, was dem Kanton gefährlich werden könnte und mögliche Risiken definiert. Diese reichen von Hochwasser über Erdbeben bis Terroranschlag. Mit 144 Massnahmen will die Regierung bestehende Defizite beheben und möchte dazu auch den Zivilschutz stärken.
Zivilschutz
Zivilschützer füllen Flaschen mit Trinkwasser aus einem Tanklastwagen ab. - Keystone

Eine Expertengruppe habe in einem ersten Schritt 15 Gefährdungen aufgezeigt, die für den Luzerner Bevölkerungsschutz relevant seien, teilte die Luzerner Regierung am Dienstag anlässlich der Präsentation der Gefährdungs- und Risikoanalyse mit. Die Gefahren sind naturbedingt, wie Erdbeben oder Trockenheit, technikbedingt, etwa ein Stromausfall oder ein AKW-Unfall, sowie gesellschaftsbedingt, beispielsweise eine Pandemie oder ein Andrang von Schutzsuchenden.

Die potentiellen Gefährdungen wurden nach Wahrscheinlichkeit und Ausmass ausgewertet. Mit einer Häufigkeit von einmal in 50 bis 100 Jahren steht eine Dürre zuoberst in der Skala, ein AKW-Unfall und ein Unfall im Erdgas- oder Erdölleitungen dagegen werden als am unwahrscheinlichsten eingestuft.

Für jede Gefährdung haben die Autoren ein Szenario formuliert, so etwa bei einem Erdbeben der Stufe 6, wo mit bis zu 100 Todesopfern gerechnet würde und Schäden von rund 20 Milliarden Franken anfallen könnten. Die Häufigkeit liegt bei einmal in 500 bis 1000 Jahren.

In einem zweiten Schritt schauten die Experten, bei welchen Ereignissen der Kanton Defizite ausweist, und sie formulierten 144 Massnahmen. Der Grossteil davon könne bei den Behörden im Tagesgeschäft umgesetzt werden, sagte Vinzenz Graf vom Kantonalen Führungsstab vor den Medien und nannte als Beispiele etwa den möglichen Einbezug von Jägern bei Tierseuchenbekämpfung oder den Einsatz der App Alertswiss.

Am akutesten ist der Handlungsbedarf bei Trockenheit, Hochwasser und Erdbeben, wo die meisten Massnahmen anfallen. Weil die Analyse noch vor der Coronapandemie entstand, müssen in diesem Bereich zudem elf Massnahmen überprüft werden. Denn die Referendzpandemie liege bezüglich den Folgen deutlich unter dem, was Corona gezeigt habe.

Zehn Massnahmen von grösserer Tragweite packt die Regierung an. Dabei handelt es sich etwa um die Frage, ob der Zivilschutz wieder eine Sanitätseinheit und neu eine Trümmerrettung einführe soll. Gemäss Justizdirektor Paul Winiker (SVP) würde die Rolle des Zivilschutzes gestärkt.

Dazu möchte die Regierung auch Frauen gewinnen. Das Rekrutierungsproblem, dass nämlich immer weniger Personen Zivilschutz leisten wollen, sei nur mit dem Bund lösbar, sagte Winiker. Ein entsprechender Antrag sei dort deponiert.

Was dagegen in der Macht des Kantons steht, ist eine geplante Stelle für einen Cyber-Koordinator oder eine -Koordinatorin zum Schutz vor Cyberbedrohung. Die Stelle soll 2022 ihre Arbeit aufnehmen. Zu den Kosten der einzelnen Massnahmen machte Winiker keine Angaben.

Vorwärts machen will die Regierung zudem beim Hochwasserschutz, konkret mit der Renaturierung der Reuss, da in deren Einzugsgebiet über 135'000 Menschen von einem allfälligen Hochwasser bedroht wären. Umweltdirektor Fabian Peter (FDP) sagte, aufgrund der Klimaveränderung müsse man vermehrt mit Unwettern rechnen.

Zur Reussrenaturierung laufen bis im Spätherbst Einspracheverhandlungen, eine Volksabstimmung über das 200-Millionen-Franken-Projekt dürfte frühestens 2023 erfolgen, die Bauzeit beträgt zwölf Jahre.

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