Im Kanton Luzern ist die zuständige Behörde derzeit in der Lage, neu ankommende Flüchtlinge unterzubringen. Dies hält der Regierungsrat fest.
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Kanton Luzern. (Symbolbild) - keystone

Zum jetzigen Zeitpunkt (Stand 25. Oktober 2022) soll deswegen nicht auf die Unterstützung von Organisationen wie die Caritas zurückgegriffen werden.

Der Regierungsrat hat am Dienstag mehrere als dringlich eingereichte Vorstösse zu den Flüchtlingen aus der Ukraine beantwortet, so auch ein Postulat von Urban Frye (Grüne).

Der Kantonsrat überwies es mit 91 zu 24 Stimmen teilweise, wie es auch der Regierungsrat beantragt hatte.

Luzern arbeitet mit zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen

Frye forderte, dass der Kanton vermehrt Vertriebene privat unterbringt und dabei auch mit zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammenarbeitet.

Bis 2017 war für diese Aufgabe das katholische Hilfswerk Caritas zuständig, seither ist es die Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen.

Luzern habe damals «ohne Not» ein gut funktionierendes System aufgegeben, kritisierte Frye.

Der Kanton habe mit der Trennung von den zivilgesellschaftlichen Organisationen auch viel Erfahrung und viel unentgeltliche Freiwilligenarbeit verloren.

Der Kanton könnte eine Zusammenarbeit mit Caritas prüfen

Frye forderte vom Kanton, dass er wieder mit zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammenarbeite und vermehrt auf Privatunterkünfte setze.

Damit könne das Problem, dass es zu wenig Unterbringungsmöglichkeiten für die Kriegsvertriebenen gebe, erheblich entschärft werden.

Dazu hält der Regierungsrat fest, dass es genügend Plätze für Neuankommende gebe.

Sollte sich aber die Situation zuspitzen, werde der Kanton, wie vom Postulat gefordert, eine Zusammenarbeit mit Organisationen wie der Caritas prüfen.

«Gemeinsam geht es besser»

Ferdinand Zehnder (Mitte) und Sibylle Boos (FDP) zeigten sich mit dieser Aussage der Regierung zufrieden.

Pia Engler (SP) und Riccarda Schaller (GLP) forderten vom Kanton dagegen mehr Offenheit.

«Gemeinsam geht es besser», sagte Engler. Riccarda Schaller (GLP) sagte, es gehe darum, aus der Situation zu lernen und Zivilschutzanlagen als Unterkünfte zu vermeiden.

Seit April 270 Personen wieder in der kantonalen Obhut

Gemäss den Angaben der Regierung betreut die Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen derzeit 2400 Ukraine-Flüchtlinge. Jeder vierte Flüchtling, total 645, ist bei einer Gastfamilie untergebracht.

Diese seien eine wichtige Ressource und eine willkommene Ergänzung zu den anderen Unterbringungsformen, erklärte die Regierung.

In der Darstellung des Regierungsrats sind Gastfamilien keine längerfristige Lösung. Seit April 2022 seien 270 Personen aus Gastfamilien wieder in die kantonale Obhut zurückgekehrt.

Gründe dafür seien Platzmangel, Konflikte, Überforderung oder dass das Engagement befristet gewesen sei.

Es mangelt an Empathie im Umgang des Kantons

Frye kritisierte in einer dringenden Anfrage ferner den Umgang des Kantons mit den Ukraine-Flüchtlingen.

Es fehle jede Empathie, in den grossen Flüchtlingsunterkünften herrsche Stress.

Anlass von Fryes Kritik waren Vorwürfe von Bewohnern in der Flüchtlingsunterkunft Marienburg in Wikon. Es gebe auch Anschuldigungen aus anderen Unterkünften, sagte er.

Unterschiedliche Meinungen unter den Bewohnern

Pia Engler (SP) sagte, die Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen habe in Wikon Hilfe vonseiten der Gemeinde und Privaten abgelehnt.

Die Wikoner Gemeindepräsidentin Michaela Tschuor (Mitte) sagte, es gebe in der Marienburg sicher Überforderungen.

Es gebe unter den 150 Bewohnern aber auch unterschiedliche Meinungen.

Sind Ukraine-Flüchtlinge fordernder?

Ursula Berset (GLP) forderte eine Mediation, um den Konflikt zu schlichten.

Sibylle Boos (FDP) sagte, die Flüchtlinge aus der Ukraine seien fordernder als solche aus anderen Ländern, was für die Kommunikation eine Herausforderung sei.

Sie unterstütze die Idee der Regierung, eine externe Evaluation durchzuführen.

Der Kanton lasse sich nicht einschüchtern

Sozialdirektor Guido Graf (Mitte) sagte, es laufe sehr vieles gut, aber nicht alles. Es gebe Spannungen, dies sei normal, aber der Kanton lasse sich nicht einschüchtern.

Bei der dringlichen Debatte zu den Ukraineflüchtlingen ging es auch um die Ersatzabgabe, die Gemeinden zahlen müssen, die nicht genügend Plätze für Flüchtlinge anbieten.

Ein Postulat von Marcel Budmiger (SP), der eine «faire Ersatzabgabe» forderte, wurde teilweise erheblich erklärt. Zurzeit wird die Asylverordnung revidiert.

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